Die aktuelle Musik war ein wichtiger Bestandteil im „Karschter Keller“, der Anfang der 80er Jahre in der Karlstadter Hauptstraße 6 eröffnet wurde. Michael Kralik war dafür die treibende Kraft: Er legte die Musik auf, und er hatte die Kontakte zu den Bands dieser Zeit. Sein Kompagnon Rainer Keller, mit dem zusammen er das Lokal gepachtet hatte, sagt: „Er war für die künstlerische Gestaltung zuständig.“
Das Gebäude, in dem heute das „Batzenärrle“ ist, gehörte der Stadt und war sanierungsbedürftig. Im Keller war ursprünglich die nicht sonderlich florierende Karlstadter Diskothek gewesen. Der Engländer Derrick Cohen und seine Frau Marga übernahmen den „Schuppen“ und betrieben ihn mit einem anderen Konzept – als Musikkneipe für Jugendliche und ließen auch schon Bands spielen. Eigentlich schien der Laden gut zu laufen. Doch sie mussten den Keller aufgeben – aus finanziellen Gründen, wurde gemunkelt.
Er stand mehrere Monate leer. Dann verpachtete ihn die Stadt Karlstadt an die Thüngener Brauerei und diese wiederum an einen Spielautomatenaufsteller. Als Rainer Keller und Michael Kralik das Lokal von ihm pachteten, geschah das unter der Maßgabe, dass sie raus müssen, sobald sich ein Käufer findet, der das Haus saniert. Außerdem mussten Spielautomaten beziehungsweise Billardtische und Flipper aufgestellt und betrieben werden.
Das Konzept der Vorgänger wurde im Prinzip weitergeführt und kam gut an bei den Jugendlichen. Jeden Monat gab es zwei Konzerte. Da spielten „Kid Murphy.“ Die „Backyard-Ramblers“ mit Jürgen „Cheinz“ Heinz, Kai Hofstetter, Wolfgang Albert, mit Ralf Mahlo und später Thomas Gensheimer gehörten zu den Stammspielern. Wiederholt waren Gerhard Ries und Andy König von „Twenty Fingers“ aus Würzburg zu Gast.
Gut kam auch die Amiband „4/12“ an, die sich nach ihrer Stubennummer benannt hatte. An einem Abend traten „Mummenschanz“ und „Schleifstein“ im Wechsel auf. Der Keller war so brechend voll, dass einige Besucher draußen auf der Hauptstraße bleiben mussten.
Etwas überfordert seien die jüngen Gäste wohl vom Jazzduo „Nebbich“ gewesen. „Aber sie haben es geduldig ertragen“, blickt Rainer Keller zurück. Michael Kraliks Geschmack sei manchmal extravagant gewesen. Rainer Keller spricht davon, dass in dem Lokal die Subkultur eine Plattform bekam. Die in den 80ern aufkommenden Popper und Boygroups wurden klar abgelehnt. Stammgäste waren unter anderem zwei Hobby-Fußballmannschaften: die „Rasenmäher“ um Christian Barthelmes und der „FC Tattoo“.
Probleme mit der GEMA
Irgendwann trat die GEMA auf den Plan und wollte wissen, welche Bands in der Vergangenheit welche Stücke gespielt hatten. Das war natürlich kaum noch nachvollziehbar. Rund sieben Veranstaltungen hatte die GEMA nachgewiesen. Keller: „Wir waren recht unbedarft und mussten ein paar Tausend Mark nachzahlen.“ Nach etwa zwei Jahren wurde das Haus verkauft und saniert. Damit war das Ende vom „Karschter Keller“ gekommen, aber noch nicht das Ende von Rainer Kellers Tätigkeit als Gastronom.
Nachdem er sechs Semester Sozialpädagogik studiert hatte, eröffnete er gleich gegenüber in der Hauptstraße 3 das „Karschter Eck“. Beim Nachhauseweg aus der „Liesl“ hatte er sich überlegt, wie es wohl mit diesem Lokal, dem „Landsknecht“, weitergehen könnte. Ein Anruf bei der Kitzinger Brauerei genügte, und schon hatte er ein halbes Jahr Renovierungsarbeiten vor sich. Und nicht nur das. Das „Eck“ wurde zum Nachfolger des „Kellers“.