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MARKTHEIDENFELD: Pleiten, Pech und Pannen

MARKTHEIDENFELD

Pleiten, Pech und Pannen

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    2001 stellen Fachleute fest, dass das 1976 gebaute Bad saniert werden muss. Dabei diskutiert der Stadtrat eine Erweiterung des Hallenbades, etwa um ein Planschbecken. Gesamtkosten: zwei Millionen Euro.

    Ende 2001 ist davon die Rede, auch das Freibad zu erweitern und zu sanieren. Geschätzte Kosten jetzt: 6,2 Millionen Euro.

    Im Sommer 2003 sprechen Fachleute wegen Mängeln an der Bausubstanz von einem Sanierungsbedarf von zwölf Millionen Euro für Hallen- und Freibad. Daraufhin macht der hessische Bäderberater Ludwig Lüllepop der Stadt einen Vorschlag: Die Stadt soll ihr Bad in private Hände legen und erhält dafür eine Therme mit Wellnesss und Gesundheitsbad im Wert von 18 Millionen Euro, die jährlich bis zu 350 000 Besucher anziehen soll. Badbetreiber soll Heinz Steinhart aus Stein bei Nürnberg, Chef der „Kristallbäder“-Gruppe, sein. Wenig später plädiert Stadtkämmerer Karl-Heinz Pilsl für eine Privatisierung, weil sie sich für die Stadt gegenüber der Sanierung rechne. Würde die Stadt für zwölf Millionen Euro sanieren und weiter den Betrieb finanzieren, müsste sie mit jährlich rund 1,9 Millionen Euro Defizit rechnen; bei Abgabe des Bades an einen Betreiber könne man eine Million pro Jahr sparen. Stadtbaumeister Elmar Kirchner spricht sich wegen der Bauschäden für Abriss und Neubau aus.

    Im November 2003 stimmt der Stadtrat dem Bau einer „Main-Spessart-Therme“ durch Steinhart mit 21:4 Stimmen zu. Die Stadtratsfraktionen versuchen im Februar 2004, die Bevölkerung von den Vorteilen der Therme zu überzeugen; ansonsten könne die Stadt nur noch das Schulschwimmen garantieren.

    Im April 2004 zeigen sich die Bürger davon unbeeindruckt und stimmen in einem Entscheid mit 71,7 Prozent gegen Steinharts Therme. Den einen erscheint das geplante Bad zu groß, den anderen Steinhart wegen verschiedener Bäderpleiten zu unseriös. Der Stadtrat konstatiert: „Wir fangen wieder bei Null an.“

    Im April 2005 legt die Verwaltung ein Gutachten des kommunalen Bundesfachverbands öffentlicher Bäder vor. Fazit: Die Stadt soll – anders als von Pilsl und Kirchner empfohlen – ihr Bad weder abreißen noch in private Hände legen. Stattdessen soll sie ein „Maradies plus“ entwerfen, ein kommunal geführtes Familienbad für Jung und Alt, das Bewährtes erhält und geringfügig erweitert. Dieser Vorschlag wird nicht weiter verfolgt.

    Im Mai 2005 lädt die Stadt mit Hilfe der Bürgerinitiative gegen die Steinhart-Therme fünf Badanbieter ein, ihre Vorstellungen von einem Maradies in Bürgerversammlungen vorzustellen. Darunter finden sich die Firmen Wund, GMF und Interspa, die – wie Steinhart – später am PPP-Verfahren teilnehmen.

    Im Juni 2006 entschließt sich der Rat zu einer europaweiten Ausschreibung des Badumbaus. Im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft (PPP) soll ein neues oder saniertes Bad entstehen. Das Bad soll öffentliche Aufgaben erfüllen, wie das Schulschwimmen oder familienfreundliche Eintrittspreise für Teilbereiche, aber privat betrieben werden. Der Rat legt in der Ausschreibung fest, dass die Stadt einen jährlichen Betriebskostenzuschuss von 900 000 Euro zu leisten bereit ist.

    2006/2007 reduziert der Rat mit Hilfe der Beraterfirma KPMG, Nürnberg, die Zahl der sieben Bewerber auf zuletzt einen – die Deyle-Gruppe Stuttgart, die internationale Sportstätten baut. Deyles Badkonzept hätte das Maradies erhalten, saniert und um einen kleinen Wellnessbereich erweitert. Mit dieser Lösung kann sich ein Großteil der Räte anfreunden, vielleicht die Mehrheit.

    In dieser Woche stellt Deyle Nachforderungen: Aufgrund gestiegener Baupreise und Zinsen soll die Stadt ihren jährlichen Zuschuss auf 990 000 Euro erhöhen und zwar für 32 Jahre sowie sich stärker beim Betriebsrisiko beteiligen. Die Berater schlagen daraufhin vor, das PPP-Verfahren für gescheitert zu erklären, weil damit die Ausschreibungsbedingungen nicht eingehalten würden. Der Stadtrat stimmt dem zu.

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