"Nehmt's mir nicht übel, aber ich lasse die Axt eingesteckt", begann Landratskandidatin Pamela Nembach als Hauptrednerin beim Politischen Aschermittwoch der Kreis-SPD im Lohrer Gasthaus "Schönbrunnen" ihre Ausführungen. Gemeint war die rhetorische Axt, mit der bei vergleichbaren Veranstaltungen, speziell der Landes-CSU, traditionell gerne auf den politischen Gegner eingehackt werde.
So seien die sich häufenden traurigen Ereignisse der vergangenen Monate und Jahre auch eine Konsequenz des Verhaltens von Politikern, die das, was sie sagen nicht mehr im Griff hätten. Viel wichtiger als die Frage "Was machen die anderen falsch?" ist laut Nembach daher: "Was machen wir denn eigentlich richtig?"
Eine Frage, die die Glasofenerin in erster Linie mit Visionen für die Zukunft beantwortete. Dass es sich dabei jedoch keineswegs um Wunschträume, sondern konkrete Vorschläge speziell zur Integration der Jugend und junger Familien im Landkreis handelte, wurde im voll besetzten Obergeschoss der Gaststätte mit reichlich Szenenapplaus quittiert.
Nembach: Landkreis driftet auseinander
Dass Nembach ihr politisches Umfeld jedoch durchaus mit dem Skalpell zu sezieren weiß, machte sie mit ihrer deutlichen Kritik an den Wahllisten von "ProMAR" und "UGM" deutlich. Beiden warf sie vor, anstelle fairer Landkreispolitik lediglich Markheidenfelder Partikularinteressen zu vertreten. Dies führe zu einem Auseinanderdriften des Landkreises.
In die gleiche Kerbe schlug auch der Spitzenkandidat der Lohrer Stadtratsliste, Thomas Nischalke, mit seinen Spitzen über die "Gegen-Alles-Quengler" vom Lohrer Bürgerverein. "Sind die blöd?", erwiderte er etwa auf deren Kritik am SPD-Vorschlag eines barrierefreien Bahnhofs in der Lohrer Innenstadt.
Auch halte man auch nichts davon, Wähler zu belügen. Die kürzlich beschlossene Erhöhung von Grund- und Gewerbesteuer sei demnach lediglich logisch und die ablehnende Haltung des CSU-Bürgermeisterkandidaten Dirk Rieb nichts als eine "Wahllüge".
Schneider: AfD mitverantwortlich für Anschlag in Hanau
Auch Nischalke griff mit seinem Lob am Projekt des Geschichts- und Museumsvereins zur "Sichtbarmachung des jüdischen Lebens in Lohr" den roten Faden des Abends auf. Den hatte eingangs Kreisrat und Moderator des Abends Harald Schneider geknüpft, indem er die AfD in der Verantwortung für den rassistisch motivierten Anschlag in Hanau sah. Noch deutlicher wurde der Gemündener Bundestagsabgeordnete Bernd Rützel, der die AfD-Partei klar als Erbfolger der NSDAP herausstellte und deren "geplante" Zusammenarbeit mit der Thüringer CSU und FDP mit der Machtergreifung 1933 verglich.
Dafür, dass trotz solch ernster Themen überwiegend gelöste Stimmung herrschte, sorgte neben der musikalischen Begleitung durch den Gambacher Genossen Dieter Baier der traditionelle Heringssalat, der nach Ende des politischen Teils des Abends umgehend auf den Tischen stand.