„Das Projekt Lesepaten hat sich in den vergangenen zehn Jahren zu einem großen Erfolg entwickelt“, berichtete Christl Keller im Lesecafé der Stadtbibliothek Karlstadt vor geladenen Ehrenamtlichen. Alle 77 Lesepaten, die in diesen Jahren ehrenamtlich Kindern der Karlstadter Schulen das Lesen nähergebracht haben, hatte die Ehrenamtsbörse in die Hohe Kemenate zu einer Dank- und Feierstunde eingeladen.
„Dieser Abend soll eine besondere Anerkennung für meine Lesepaten sein“, sagte Keller. Sie betreut von Beginn an als Mitarbeiterin der Ehrenamtsbörse Karlstadt das Projekt. Der Anstoß dazu kam von Heike Metzger. Lehrkräfte der Grundschule schlagen Schüler mit Defiziten im Lesen und Textverständnis für eine Teilnahme vor. Nach Zustimmung der Eltern vermitteln Keller gemeinsam mit Schulleitern und Schulsekretärinnen für jeweils einen oder zwei Schüler einen Lesepaten.
Die Freiwilligen unterschiedlichen Alters der Ehrenamtsbörse benötigen keine pädagogische Ausbildung. Einmal pro Woche kommt der Lesepate in die Schule und liest während einer zusätzlichen Unterrichtsstunde den Kindern vor, lässt sie selbst Texte vorlesen und fragt nach, ob der Textinhalt verstanden worden ist.
Nach einem etwas holprigen Start sei das Projekt inzwischen fester Bestandteil des Schullebens, so Keller. Zahlreiche Kinder mit Migrationshintergrund hätten den Bedarf sogar gesteigert. Zirka 20 bis 30 Lesepaten waren und sind jedes Jahr im Einsatz. Für die letzten zehn Jahre hat Keller 77 Personen aufgelistet, die als Lesepaten tätig waren oder es noch sind. Eine Patin ist von Anfang an dabei, ein Pate ist seit neun Jahren tätig.
8696 Stunden leisteten die Ehrenamtlichen an der Grundschule, weitere 1044 Stunden zwei Patinnen am Gymnasium und 452 Stunden vermittelte ein Ehrenamtlicher das Schachspiel. Insgesamt kamen in zehn Jahren 10 192 Stunden zusammen.
Sina Köhlnhofer, Gastgeberin und Leiterin der Stadtbibliothek, betonte in ihrem Grußwort, dass Leseförderung auch ein Ziel der Bücherei sei. In der Krabbelgruppe Lesezwerge (bis drei Jahre) und im Bücherwurm-Team (bis sechs Jahre) werde die Beschäftigung mit Büchern angeregt. Köhlnhofer stellte die Angebote der Bibliothek für Erstleser sowie Medienangebote für Schulklassen vor.
„Lesen ist eine der wichtigsten Kompetenzen für Kinder, sie brauchen diese Fähigkeiten in Schule, Beruf und Alltag“, betonte dritte Bürgermeisterin Anja Bayer. Lesepaten würden Kindern helfen, die in ihren Familien nicht entsprechend gefördert würden oder deren (ausländische) Eltern hierzu nicht in der Lage seien, und wo der Lesemangel des Kindes allein im Unterricht nicht behoben werden könne.
Drei Schülerinnen und ein Schüler der Musikschule Karlstadt, betreut von Suzette Wettengel, untermalten die Feierstunde mit Klavier und Querflöte.