Die Schüler der Max-Balles-Mittelschule widmeten sich während ihrer Projektwoche einem Thema, das bei vielen jungen Menschen immer mehr in Vergessenheit gerät: dem Dialekt. Anders als im normalen Schulalltag konnten die Kinder und Jugendlichen von der fünften bis zur achten Klasse durch interaktive Aktionen ihre eigenen Erfahrungen einbringen und ihr Wissen rund um die regionalen Unterschiede der deutschen Sprache erweitern.
Dr. Monika Fritz-Scheuplein von der Universität Würzburg besuchte die Schüler der Mittelschule, um über ein aktuelles Forschungsprojekt, das vor 20 Jahren begann und in dem alte Menschen, Bauern und Handwerker befragt wurden, zu informieren. Je eine Woche lang wurden die 180 befragten Personen aus ganz Unterfranken begleitet, befragt um Besonderheiten ihres Dialekts zu ermitteln. Hierbei stellten sich starke Unterschiede heraus.
Beispielhaft ließ die Dozentin von den Jugendlichen Texte verlesen, die in verschiedenen Dialekten geschrieben waren, um die Hörunterschiede heraus zu kristallisieren. Die Sprachräume in Unterfranken wurden aufgrund der Forschungsergebnisse in drei Bereiche unterteilt: Den Westen (Aschaffenburger Raum), das Zentrum und den Osten Unterfrankens sowie den Mischbereich, der sich mit Dialektformen aus dem Westen und dem Osten vermischt. Unterfranken ist damit ein sprachliches „Übergangsgebiet“ zwischen dem rheinfränkisch-hessischen im Westen und dem Mitteldeutschen (Werntal) und zum Oberdeutschen (Schweinfurt/Hassberge).
Die Organisatorin der Projektwoche, Elvira Geißler, ist selbst Mitglied im „Verein zur Bewahrung des Unterfränkischen Dialekts“ und will ihren Schützlingen in der mehrtägigen Aktion den Teil der Sprache vermitteln, welcher langsam in Vergessenheit gerät. Bei Gruppenarbeiten in den einzelnen Klassen setzten sich die Schüler mit der Vielseitigkeit der Dialekte auseinander. Der Schwerpunkt lag hierbei auf dem unterfränkischen Dialekt, der bereits von Dorf zu Dorf unterschiedliche Färbungen hat.
Unterstützt wurde die Schule vom Verein zur Bewahrung des Unterfränkischen Dialekts und dessen Vorsitzenden, Benedikt Feser. Er zeigte den eigens produzierten Dialekt-Film „Brandners Kischper“, der vor allem für die Jüngeren einfangen soll „wie Oma und Opa geredet haben“ und damit auch einen Teil zur Erhaltung der unterschiedlichen Sprachbesonderheiten beitragen. Zum Abschluss sang er mit den Schülern seine selbst umgeschriebene Dialekt-Version von Bob Dylans „Forever young“. Auch die neue Wortschatzkiste, die bereits in Büchold vorgestellt wurde, weckte große Begeisterung bei den Jugendlichen. Sie wird nach der Projektwoche in der Arnsteiner Synagoge ausgestellt werden.
Als Unterstützung übergab Schulleiter Fabian Forster einen Scheck an den Vorsitzenden des Vereins für die Erhaltung des Unterfränkischen Dialekts. Auch Altbürgermeister Roland Metz unterstützte als Mitglied des Vereins die Projektwoche.
Fabian Forster freute sich über das gute Gelingen der Aktionen kurz vor dem Schuljahresende. „Dialekt zeigt, wo man herkommt. Er hilft Heimat und Identität zu finden“, bekräftigte der Rektor in seiner Ansprache. Auch für die Flüchtlingskinder, die derzeit die Mittelschule besuchen, könne es ein Stück „Zuhause“ bedeuten, wenn sie sich durch eine bestimmte sprachliche Färbung zugehörig zu einer Region fühlen können.