1975 begann Ingrid Lengler als 16-Jährige bei "Yellow Star". Nach einem halben Jahr folgte "Never Mind", eine Gruppe, die im hiesigen Raum Bandgeschichte geschrieben hat und später als "Papillon" weiterlief. Anspruchsvolle Rockmusik mit viel Santana, "weil das unser Gitarrist gut konnte", oder auch Pink Floyd waren angesagt. Ein Percussionist war neben dem Schlagzeuger dabei. Bei Stücken von US-Band Kansas ("Dust In The Wind") stand die Sängerin Ingrid Lengler mit der Geige auf der Bühne bei manchen anderen Stücken mit der Querflöte - heute ist sie Musikschul-Lehrerin. Sieben Jahre war sie im Geschäft. In der Anfangszeit ging es also pünktlich um 20 Uhr los. Dafür mussten die Bandmitglieder schon um 13 Uhr von zu Hause starten. Damals bauten sie noch alles selbst auf - ohne Roadies, also ohne Bühnenhelfer. Meist wurden pro Tanzrunde vier Stücke gespielt. Das dauerte etwa eine Viertelstunde, dann folgte eine kurze Pause. Um 1 Uhr war in der Regel Schluss. Mit Zugabe wurde es dann 130 Uhr oder später auch 2 Uhr.
Auch in den 80er Jahren sei es längst nicht so spät losgegangen, allenfalls um 2030 Uhr, wobei sich Ingrid Lengler erinnert, dass die Hallen freitags später voll waren als samstags.
"Mit dem Beginn der Sommerzeit kam der große Bruch", beschreibt Klaus Wolf seine Erinnerung, seit wann die Beatabende immer später begannen. Er hatte 1985 die Band "Race" gegründet und dort bis 1990 gespielt. Vorher war der Gitarrist und Sänger Mitglied bei "Papillon" - zusammen mit Ingrid Lengler - und bei "Joker". Die Sommerzeit wurde 1980 behördlich verordnet. Wolf meint, die Menschen hätten sich durch die Sommerzeit, in der es eine Stunde länger hell ist, ans späte Ausgehen gewöhnt. Das hätten sie dann im Winter tendenziell beibehalten.
Zugleich betrachtet Wolf als zweiten Grund für den späteren Beginn Wolf den höheren technischen Aufwand der Band bei den Lightshows. Das Licht wirke eben erst, wenn es richtig dunkel ist. Die Einführung des Privatfernsehens mit Sendern wie MTV oder Viva habe dazu geführt, dass die Jugendlichen sich immer später zum Ausgehen aufraffen. Letztlich hätten auch die Discos maßgeblich zum späten Beginn beigetragen, die häufig erst um 22 Uhr öffnen. Wolf: "Wer in ist, geht sowieso erst um 1 Uhr in die Disco."
In Wolfs Anfangszeit "war der Saal in Karlburg um 19 Uhr voll". Gespielt wurde von 20 bis 1 Uhr. Mitte der 80er Jahre habe sich die Anfangszeit immer weiter Richtung 21 Uhr verschoben. Zu der Zeit wurden auch die vormaligen Tanzrunden mit je vier Stücken zu 40-minütigen Sets mit etwa zehn Stücken. Danach gab's eine Zigarettenlänge Pause, zu vorgerückter Stunde auch länger, da die Bar-Aufenthalte dann länger dauerten.
In den 90er Jahren betätigte sich Wolf, der heute in Veitshöchheim ein Tonstudio betreibt, bei Veranstaltungen noch als Mann am Mischpult. Zu der Zeit sei der Beginn von Beatabenden schon Richtung 21 oder gar erst 2130 Uhr gegangen. "Das war schlimm", findet Wolf. Denn als Musiker wollte man auch irgendwann einmal auch einmal ins Bett oder nach dem Auftritt noch gemütlich ein Bier trinken. So kam es auch, dass die Bands teilweise selbst versuchten, das Publikum zum früheren Erscheinen zu animieren, indem sie gleich zu Beginn die besten Stücke spielten.
Klaus Wolf hat das Gefühl, "dass der Alkohol heute eine größere Rolle spielt und viele sich am Wochenende regelrecht zugrunde richten". "Vielleicht ist es einem früher auch selbst nicht so aufgefallen." Er verweist auf eine Szene, die ihm kürzlich aufgefallen war: In Würzburg habe es gegen 130 Uhr zwischen Cinemaxx, Boot und Zauberberg "ausgesehen wie auf dem Schlachtfeld" - kaputte Flaschen lagen herum. Den Alkohol gibt es in der Nachbarschaft an jeder Tankstelle rund um die Uhr zu kaufen.