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Religiöses Brauchtum wird greifbar

Karlstadt

Religiöses Brauchtum wird greifbar

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    Religiöses Brauchtum wird greifbar
    Religiöses Brauchtum wird greifbar Foto: FOTO BRIGITTE SCHUHMANN

    Mit profunder Kenntnis der dörflichen Glaubenspraxis und Liebe zum Detail hat Lore Göbel, die Betreuerin der Aschfelder Kirchenburg, Familienschätze und Kirchengut aus mehreren Jahrhunderten zusammengetragen. Seit diesem Frühjahr restaurierten Gemeindearbeiter und Handwerker einen weiteren Gaden, den Reinhold und Richard Brand der Gemeinde überließen. "Sakristei" steht auf der Holztafel am Eingang.

    Aber weit größer ist der Einblick, den der Betrachter gewinnt. Katholische Schriften und Bücher türmen sich auf dem runden Tisch. So mag der Arbeitsplatz eines Pfarrers ausgesehen haben: Die Aschfelder Gotteshaus Rechnung von 1789, ein gebundener Jahrgang des "Katholischen Sonntagsblatts" von 1856, Predigtbücher ab 1879 und eine Fülle alter Gebetbücher, die zeigen, dass ihre Besitzer sie häufig in Gebrauch hatten. Eine Auflistung benennt alle Aschfelder Pfarrer von 1597 bis 1999. Sie endet mit Josef Becker.

    Der Kachelofen aus dem Pfarrhaus von Stadelhofen verströmt heute keine Wärme mehr. Die Exponate entlang der Längswand - Leihgaben Aschfelder Bürger - führen in die häusliche Glaubenspraxis. In der guten Stube fanden sie früher Beachtung, die Herz-Jesu- und Marienbilder. Fleißig bestickten die Aschfelderinnen Tücher zum Schmuck des Hausaltares mit "O Maria hilf" oder "Hochgelobt sei Jesus im allerheiligsten Sakrament". Große Holzfiguren zeigen den heiligen Josef und das Jesuskind.

    Gerahmt sind die Andenken an die erste Hl. Kommunion. Kleine Heiligenfiguren aus Porzellan schmückten den Maialtar oder den Hausaltar bei der Fronleichnamsprozession. Zum Heiratsgut jeder Frau gehörte früher auch eine Versehgarnitur mit schwarzem Kreuz, Leuchtern und gestickter Decke, erzählt Lore Göbel. Die Totenlampe trug der Ministrant, der den Priester beim Versehgang begleitete. Ein kleines Glöckchen daran machte die Aschfelder aufmerksam, dass ein Mitbürger im Sterben lag. Schaurig sei es gewesen, wenn sie als Kind das Glöckchen hörte, erinnert sich Lore Göbel.

    Kostbare Messgewänder ergänzen die Ausstellung. Drei Gewänder waren nötig für das "levitierte Hochamt", eines für den Haupt- und zwei für die Konzelebranten. Gold war die Farbe der Hochfeste. Rot - für die Märtyrer - trug der Priester am Dicken Tag, am Fest des Kirchenpatrons St. Bonifatius. Das Requiem wurde im schwarzen Gewand gefeiert.

    Die Messgewänder schirmt ein schmiedeeisernes Geländer ab, das die Soldaten- und Schützenkameradschaft aus Obersfeld überlassen hat. Früher fasste es das Kriegerdenkmal ein. Im gottesdienstlichen Gebrauch war die rote Decke für die Kommunionbank, der Klingelbeutel, das Weihrauchfass, das Löschhorn für die Kerzen und der Wasserbehälter aus Zinn. Den Weihwasserkessel füllt Lore Göbel stets nach.

    Geöffnet ist die Historische Kirchenburg am Sonntag von 13 bis 18 Uhr mit Führungen zu jeder vollen Stunde.

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