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GEMÜNDEN/KARLSTADT: Retter halfen trotz Explosionsgefahr

GEMÜNDEN/KARLSTADT

Retter halfen trotz Explosionsgefahr

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    Georg Michl und Klaus Schmelz vom Wasserschifffahrtsamt waren am Mittwoch die ersten an der Unfallstelle bei der Tankerexplosion auf dem Main bei Laudenbach.
    Georg Michl und Klaus Schmelz vom Wasserschifffahrtsamt waren am Mittwoch die ersten an der Unfallstelle bei der Tankerexplosion auf dem Main bei Laudenbach. Foto: FOTO Bianca Löbbert

    Eigentlich kontrolliert Georg Michl Bojen, erneuert Hinweisschilder oder führt Aufsichtsfahrten für das Wasserschifffahrtsamt Schweinfurt durch. Am Mittwoch ankerte er gerade am alten Flusshafen in Karlstadt. Sein Kollege Klaus Schmelz, Kraftfahrer beim Wasserwirtschaftsamt, verlud zu der Zeit einen Baumstamm. „Da hörte ich über Funk, dass ein Schiff Probleme mit einem Feuer im Maschinenraum hat“, berichtet Michl. Der Hilferuf des Kapitäns kam über ein Handfunkgerät, denn die Funkstation war bereits nicht mehr funktionstüchtig.

    Ohne nachzudenken holte Michl seinen Kollegen Schmelz an Bord und legte ab. 1,8 Kilometer trennten ihn vom Unfallort. „Als wir bis 300 Meter an das Schiff rankamen, traf uns der Schock“, sagt Schmelz. Wie ein Pilz stieg der Rauch nach der Explosion aus allen Fenstern und Türen des Schiffes. „Wir wussten ja nicht, was er geladen hatte, nur dass es hochgefährlich ist“, sagt der 40-Jährige Kraftfahrer. „Benzin oder Diesel?“, war sein erster Gedanke.

    Als der Kapitän des Tankers die beiden um Hilfe anrief, stand Michls Entschluss fest: „Wir müssen da rüber, egal was der geladen hat.“ Einen Tag später sagt der Bootsführer: „Das war mir wirklich egal. Es ging vor allem darum, den Verletzten zu bergen.“ Das taten die beiden Männer. Einen 46-jährigen Rumänen, der schwerste Verbrennungen erlitten hat, brachten sie auf ihr Schiff. Ein weiterer Matrose, der Schwiegervater des Rumänen, fuhr mit ihnen. Der Schiffsführer habe sich geweigert, sein Schiff zu verlassen: „Er sagte, er bleibe, komme, was wolle“, berichtet Schmelz.

    Inzwischen trafen auch die ersten Feuerwehrleute und Polizisten ein, die Michl über den Schleusenwärter alarmiert hatte. „Ich habe gesagt, sie sollen alles mobil machen, schließlich zählen Sekunden bei solch einem Gefahrengut.“ Erst später stellte sich heraus, dass der Tanker 980 Tonnen Toluol geladen hatte, das unter anderem zur Herstellung von Sprengstoff verwendet wird. Michl und Schmelz fuhren mit dem Verletzten und seinem Schwiegervater so schnell wie möglich zurück zum Karlstadter Hafen. Von einem Busfahrer holten sie sich eine weitere Rettungsdecke. „Das schlimmste war, dass wir dem schwer verbrannten Opfer nicht helfen konnten“, sagt Michl. Der Rumäne war bei Bewusstsein, als sie gemeinsam auf den Rettungshubschrauber warteten. „Das mit Anzusehen ging durch Mark und Bein“, berichtet Schmelz noch am Donnerstag spürbar aufgeregt.

    Die Löschmannschaften unter Kreisbrandinspektor Manfred Brust bekamen den gefährlichen Brand schließlich unter Kontrolle und konnten so eine größere Katastrophe verhindern. Das Schicksal des rumänischen Matrosen hat Michl indes nicht losgelassen. Er erkundigte sich auch am nächsten Tage noch nach seinem Zustand: Der Matrose schwebt weiterhin in Lebensgefahr.

    Online-Tipp

    Weitere Berichte und spektakuläre Bilder vom Brand des Tankschiffes finden Sie auf unseren Internetseiten unter: www.mainpost.de

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