Zwei Tage nach der Großdemo, bei der rund 3000 Rexroth-Mitarbeiter auf dem Lohrer Schlossplatz gegen einen geplanten Stellenabbau im Geschäftsbereich Mobile Anwendungen protestierten, hat die Bosch Rexroth AG die Verhandlungen mit dem Betriebsrat über Kosteneinsparung und Arbeitsplatzabbau in der Lohrer Gießerei für gescheitert erklärt.
Auch beim letzten Gespräch vor dem von beiden Seiten als Stichtag vereinbarten Freitag hätten sich die beiden Lager am Donnerstag nicht auf ein gemeinsames Sanierungskonzept verständigen können, so Unternehmenssprecherin Jana Benzinger.
Das Unternehmen werde nun eine externen Einigungsstelle anrufen. Sie umfasst gleichermaßen vom Arbeitgeber und vom Betriebsrat zu benennende Beisitzer sowie einen unparteiischen externen Vorsitzenden. Auf diesen haben sich beide Seiten bereits verständigt.
Der Vorsitzende versucht in Gesprächen mit beiden Parteien, eine Kompromisslösung herbeizuführen. Gelingt dies nicht, stellt der Einigungsstellenvorsitzende durch Spruch das Scheitern der Verhandlungen fest.
Danach könne der Arbeitgeber die von ihm geplante Umstrukturierung ohne weitere Vereinbarung mit dem Betriebsrat umsetzen, erklärte Rexroth-Pressesprecherin Jana Benzinger am Freitag gegenüber der Redaktion.
Ziel: 450 Millionen sparen
Ihren Worten zufolge geht es nach wie vor um eine Kostenlücke von 450 Millionen Euro, die im Geschäftsbereich Mobile Anwendungen zu schließen sei. Wie berichtet will Rexroth hierfür über 1000 der bundesweit rund 6200 Arbeitsplätze in dieser Sparte streichen. Am Stammsitz in Lohr wäre die Gießerei betroffen, wo rund 120 der aktuell knapp 600 Stellen wegfallen sollen. Die größten Einschnitte soll es am Standort Elchingen geben, wo Rexroth 600 von 2400 Arbeitsplätzen abbauen will.
Benzinger betonte, dass auch die vom Betriebsrat zu den Verhandlungen hinzugezogenen Berater die Kostenlücke von 450 Millionen Euro ebenso wie den Handlungsbedarf bestätigt hätten.
Streit über richtiges Konzept
Auch der Betriebsrat der Rexroth-Gießerei in Lohr bestreitet diesen Handlungsbedarf nicht, übt jedoch heftige Kritik an dem vom Unternehmen angepeilten Sanierungskonzept. Mit der geplanten Auslagerung weiter Teile der Kernmacherei werde das Anfang vom Ende der Gießerei eingeläutet.
Rexroth müsse seine eigene Gießerei besser auslasten, um sie wirtschaftlicher zu machen, so eine Kernforderung des Betriebsrates. Er hat ein Konzept vorgelegt, das für die Gießerei den Abbau von gut 40 Arbeitsplätzen vorsieht, daneben aber auch eine deutliche Steigerung der Produktionsmenge. Werde dieses Konzept umgesetzt, könne die Kostenlücke in der Gießerei geschlossen werden, so der Betriebsratsvorsitzende Peter Urlaub gegenüber der Redaktion.
Beide Seiten noch gesprächsbereit
Beide Seiten betonten am Freitag, weiter verhandeln zu wollen. Dies gelte insbesondere dann, wenn es um Alternativkonzepte gehe, die den Abbau von weniger Arbeitsplätzen ermöglichen könnten, so Benzinger. „Wie haben die Türe nicht zugemacht“, so Benzinger. Wichtig sei jedoch, dass das Einsparziel erreicht werde.
Der Betriebsrat plant laut seinem Vorsitzenden Peter Urlaub für den kommenden Dienstag, 14. Juni, eine außerordentliche Betriebsversammlung. Dabei wolle man die Mitarbeiter aller Schichten an zwei Terminen um 10 und 17 Uhr auf dem Werksgelände über die aktuelle Entwicklung informieren.