Zum 74. Jahrestag der Pogromnacht vom 9. November 1938 erinnerte Georg Schnabel im Lesecafé der Karlstadter „Hohen Kemenate“ an die Opfer der jüdischen Gemeinde von Laudenbach, Wiesenfeld, Karlstadt und Thüngen. Besonders den Lebensweg von Rudolf Adler (letzter Zeitzeuge von Laudenbach) konnte Schnabel sehr gut übermitteln, da er vier Jahre das jüdische Leben des Viehhändlers begleiten durfte.
Adler wurde 1936 wie viele andere jüdischen Männer in „Schutzhaft“ genommen. Zuerst kamen sie nach Dachau, anschließend ins Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert worden. Nach acht Ausreiseanträgen wurde Rudolf Adler aus der Haft entlassen und durfte mit seiner Frau sowie seiner Tochter über Österreich und Genua nach Israel ausreisen.
Das Besondere aber am Lebensweg von Rudolf Adler ist seine Rückkehr in die Heimat nach dem Krieg. Er zog in den 60er Jahren nach Würzburg, nahm seine alte Tätigkeit als Viehhändler wieder auf und verkehrte wieder mit denselben Menschen wie früher.
Neben seinem Handel engagierte sich Adler aktiv in der jüdischen Gemeinde Würzburgs. Im hohen Alter von 97 Jahren starb er 1993 in Würzburg.
Schnabel trug den rund 20 Zuhörern weitere Lebensgeschichten vor und erzählte aus der Sicht der Betroffenen. Auch von seinen Kontakten mit den Nachkommen der Opfer sowie den Besuchen ihrer Elternhäuser in Laudenbach, Wiesenfeld und Thüngen erzählte er. Insgesamt 51 Stolpersteine erinnern in Karlstadt, Laudenbach und Wiesenfeld an die von den Nationalsozialisten ermordeten jüdischen Mitbürger.
Mit jüdischen Liedern auf Akkordeon und Geige brachten Elke Kraft und Martina Friedmann die Zuhörer mit zum Nachdenken. Beiden überreichte Schnabel eine Urkunde für eine Baumpflanzung in Israel als Dank für die musikalische Unterstützung bei seinen Vorträgen und Führungen.
Mit einem Jüdischen Gebet und der Nationalhymne von Israel endete der Vortrag zum 74. Jahrestag der Pogromnacht.