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LOHR: Rückkehr nach Hause fällt schwer

LOHR

Rückkehr nach Hause fällt schwer

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    Abschied mit Tränen: Sultan und Mohammed müssen nach ihrer Behandlung im Lohrer Krankenhaus zurück nach Afghanistan. Am Mittwoch wurden sie am Gesundheitszentrum verabschiedet von (von links): Barbara Sinha, Landrat Thomas Schiebel, Iliana Jungwirth, Dr. Stephan Vögeli, Jeannette Mechaalany und Mohammed Yusufi.
    Abschied mit Tränen: Sultan und Mohammed müssen nach ihrer Behandlung im Lohrer Krankenhaus zurück nach Afghanistan. Am Mittwoch wurden sie am Gesundheitszentrum verabschiedet von (von links): Barbara Sinha, Landrat Thomas Schiebel, Iliana Jungwirth, Dr. Stephan Vögeli, Jeannette Mechaalany und Mohammed Yusufi. Foto: FOTO DEHM

    Seit 1990 behandelt das Klinikum Main-Spessart – auf Vermittlung des „Friedensdorfes International“ – in Lohr und Marktheidenfeld kostenlos afghanische Kinder, die an schweren Knochenerkrankungen leiden. Mit den beiden Buben, die am Mittwoch offiziell verabschiedet wurden, sind es mittlerweile 31.

    Noch keinem der am Klinikum behandelten Kinder sei es so schwer gefallen, nach Afghanistan zurückzukehren, wie Sultan und Mohammed, sagte Geschäftsleiter Herbert Pfister. Tränen in den Augen Mohammeds unterstrichen seine Worte.

    Laut Dr. Stephan Vögeli, Chefarzt der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie, war bei Mohammed durch eine Knocheninfektion der Speicherknochen im Arm fast vollständig zerstört. Er sei mit einem keramischen Ersatzpräparat wieder aufgebaut worden. Sechs Operationen seien nötig gewesen.

    Bei Sultan seien beide Unterschenkel betroffen gewesen, so Vögeli. Auch bei ihm seien die Knochen mit Hilfe keramischer Ersatzpräparate wieder aufgebaut worden, allerdings seien zwölf operative Eingriffe nötig gewesen. Die Präparate im Wert von 2000 bis 3000 Euro seien von der Herstellerfirma gespendet worden. Die Diagnostik habe der Lohrer Arzt Edgar Dettmann kostenlos gemacht.

    Nun würden die beiden Kinder „in eine leider etwas ungewisse Zukunft entlassen“, sagte Vögeli mit Blick auf das kriegs- und krisengeschüttelte Afghanistan.

    Die beiden Buben seien „allen ans Herz gewachsen“, sagte Iliana Jungwirth, Leiterin der für die afghanischen Kinder zuständigen Pflegestation 1b. Sie seien hilfsbereit und hätten sich sogar beim Essenausteilen nützlich gemacht. „Schade, dass sie gehen“, sagte auch Physiotherapeutin Jeannette Mechaalany, die dafür sorgte, dass die Muskeln der Kinder erhalten bleiben.

    Barbara Sinha, die ehrenamtliche pädagogische Betreuerin der beiden Buben, war begeistert von deren Lernbereitschaft. In Lohr sei den beiden „bitterlich klar geworden“, dass in Deutschland jeder Mensch ein Recht auf Bildung hat“ – im Gegensatz zu Afghanistan.

    Der in Afghanistan geborene Mohammed Yusufi, der seit 20 Jahren ehrenamtlich für das „Friedensdorf International“ arbeitet, berichtete, dass die Einrichtung heuer 140 Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten, denen zu Hause nicht geholfen werden kann, an deutsche Krankenhäuser zur Behandlung vermittelt hat. Dem Klinikum Main-Spessart dankte er für dessen langjähriges Engagement in dieser Sache. Dies sei „Gold wert“.

    Yusufi, der auch Dolmetscher für die Kinder ist, wusste aus Erfahrung, dass viele der in Deutschland behandelten Kinder nur ungern wieder nach Hause gehen. Aber anders gehe es nicht. „Wir sind glücklich, wenn jedes Kind wieder gesund heimkommt.“ Der Rückflug steht seinen Worten nach im August an. Zuvor werden die Kinder in der Sammelunterkunft Oberhausen darauf vorbereitet, dass sie in ein Land zurückkehren, dessen Lebensstandard und Sitten ganz andere sind als in Deutschland.

    Landrat Thomas Schiebel überreichte schließlich jedem Bub einen Rucksack mit Geschenken. Auch ihm blieb nur die Feststellung: „Wenn wir weiterhin helfen wollen, müssen wir das tun.“ – „Das“ stand für das Zurückbringen der Kinder in ihre Heimat.

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