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EUSSENHEIM: Rüttger: Kunde wünscht nur noch Discount

EUSSENHEIM

Rüttger: Kunde wünscht nur noch Discount

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    Nach beinahe 70 Jahren verliert die Gemeinde Eußenheim mit dem Möbelhaus  Naturwelt Rüttger  ein Traditionsunternehmen.

    Die Anfänge des Familienunternehmens sind im Jahre 1934 zu finden. Damals eröffnete der Schreiner Karl Rüttger einen eigenen Betrieb für Möbelschreinerei, der damals noch seinen Standort auf dem Kirchberg hatte. Zu dieser Zeit fertigte Rüttger ausschließlich auf Bestellung Einrichtungsgegenstände aller Art.

    Dass Karl Rüttger damals eine Marktlücke in Eußenheim und Umgebung entdeckt hatte, zeigte sich bereits Ende der 30er Jahre mit dem Umzug an den heutigen Standort direkt an der Bundesstraße. Mit der Erweiterung des Betriebs konnte man nun bereits einige wenige Ausstellungsstücke aus der eigenen Produktion dem Kunden anbieten.

    Eine Erweiterung des Gebäudes wurde bereits in den 50er Jahren nötig. Die Ausdehnung des Angebots auf weitere Lieferanten erfolgte in den 60er Jahren, wobei die Maßanfertigung im eigenen Betrieb noch immer eine bedeutende Rolle spielte. Zu dieser Zeit unterhielt die Familie Rüttger zusätzlich in Karlstadt einen weiteren Ausstellungsraum.

    Auch in den kommenden Jahren sollte das Möbelhaus an der Wern kontinuierlich wachsen. Weitere Bauabschnitte wurden in den 70er Jahren und zuletzt im Jahre 1993 notwendig. Auch nach der Übernahme des Betriebs durch Sohn Walter Rüttger 1978 blieb das Möbelhaus seiner traditionsreichen Devise von der Qualität des Schreinerhandwerks treu.

    1992 besann sich der Enkel des Firmengründers, Klaus Rüttger, erneut auf den eigentlichen Ursprung des Betriebs. Konsequent verfolgte er eine Umstellung der Produktpalette auf qualitativ hochwertige Naturholzmöbel. Ihren Höhepunkt fand diese Entwicklung im Jahre 1997, als eine weitere Spezialisierung auf Schlafzimmer-Einrichtung und Naturholzmöbel sogar zu einer Firmen-Umbenennung in "Naturwelt Rüttger" führte. Dazu gehörten in den letzten Jahren auch eine intensive Beratung im Matratzenbereich und die Erweiterung des Sortiments mit Naturtextilien.

    Fragt man den heutigen Geschäftsführer Klaus Rüttger nach den Gründen für das Scheitern des Familienbetriebs, der fast sieben Jahrzehnte ein Garant für Qualität und Beratung war, so findet er mehrere Gründe für die Schließung des Betriebes. Zum einen habe sich das Kaufverhalten des Kunden extrem verändert. Auch im Möbelsektor habe sich ein so genanntes Discountverhalten breit gemacht, Beratung und vor allem Planung treten in den Hintergrund. Der schnelle Kauf sei gefragt.

    Hinzu komme, so Klaus Rüttger, eine allgemeine Entwicklung in der Möbelbranche. Etwa bis Anfang der 90er Jahre hätten sich Massivholzmöbel im steten Aufschwung befunden. Seit einiger Zeit ist ein starker Rückgang zu verzeichnen. Dies hänge zum einen natürlich mit der Art des Produkts zusammen, das an sich sehr langlebig sei. Zum anderen werden nur noch selten komplette Einrichtungen gekauft.

    Ein letzter, nicht unbedeutender Faktor ist für Klaus Rüttger auch der Standort Eußenheim, der über keinerlei Durchgangsverkehr verfügt, so dass spontan einkaufende Kunden fast nie nach Eußenheim gefunden hätten.

    Zwei Monteure von Möbel Rüttger werden wohl arbeitslos, eine Fachverkäuferin macht eine Umschulung. Klaus Rüttger selbst weiß noch nicht, was er machen wird. Auch die Zukunft des Hauses ist noch ungewiss. Vom Verkauf bis bis zur Verpachtung ist alles möglich. Der 38-Jährige: "Es kam doch jetzt alles etwas schnell. Ich mache wohl erstmal Urlaub."

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