Dringend gebraucht werden die 22 frisch gebackenen Forstassessoren, die von der Lohrer Forstschule ihre Zeugnisse erhielten. Wegen des demografischen Wandels würden viele von ihnen zeitnah Führungsaufgaben in der Staatsforstverwaltung oder bei den Bayerischen Staatsforsten (BaySF) übernehmen, hieß es in der Feier .
Bislang waren die 22 erfolgreichen Absolventen der großen forstlichen Staatsprüfung des Lehrgangs 2022/24 Forstreferendare. Die Zeugnisübergabe, die vor Corona im Münchner Ministerium und während der Pandemie per Post erfolgte, fand zum zweiten Mal in der Forstschule statt – auf ausdrücklichen Wunsch des Lehrgangs.
Gute Chance am Arbeitsmarkt
Die Chancen am forstlichen Arbeitsmarkt seien so gut wie schon lange nicht mehr, betonte Schulleiter Christof Welzenbach: "Sie werden gebraucht." Er habe auch schon andere Zeiten erlebt. So habe es 2011/12 volle Lehrgänge gegeben, aber nur rund zehn Prozent der Teilnehmer seien vom Staat oder den BaySF eingestellt worden. Das habe sich zum Positiven verändert. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) ist nach Welzenbachs Worten in aller Munde. Auch in der Waldbewirtschaftung könne KI eine Rolle spielen, etwa bei Inventuren. Bildung bedeute aber deutlich mehr als KI. Sie stehe für eigenverantwortliches Denken und Handeln, "das kann keine KI".
Von den Absolventen werde nicht nur die fachliche Expertise gefragt sein, sondern auch das Handeln als Vorgesetzte. Die Waldbewirtschaftung brauche kreative Köpfe und Innovationen. Denn der Wald sei in der öffentlichen Wahrnehmung ganz oben angekommen. Im forstlichen Personal ist laut Welzenbach aber das Potenzial vorhanden, "um Veränderungen in den Wäldern zügig und entschlossen umzusetzen". Die Zusammenarbeit der Staatsforstverwaltung und den BaySF bei der Ausbildung hat sich nach Ansicht des Schulleiters bewährt: "Die Ausbildung zum forstlichen Generalisten hat Mehrwert."
Friedrich Nebl, Leiter des Referats Personal, Organisation, Aus- und Fortbildung im bayerischen Forstministerium, bescheinigte den Absolventen, sie hätten in den zwei Jahren Vorbereitungsdienst viel Ehrgeiz, Fleiß und Durchhaltevermögen gezeigt. Sie hätten ein breit gefächertes Fundament an Fähigkeiten erworben und Verwaltungshandeln gelernt. Damit seien sie in vielen Bereichen einsetzbar, nicht nur in der Forstverwaltung. Heute werden nach Nebls Worten viele Dinge unter einem kurzfristigen Blickwinkel betrachtet. "Behalten sie den weiten Blick und die gesamte Komplexität des Waldes in den Augen", riet er den Absolventen.
Große Herausforderungen im Wald
Die Herausforderungen im Wald seien groß: Erderwärmung, die Jagd der Menschen nach Erholung und der Verlust an Biodiversität. Der Wald erbringe wichtige Leistungen für die Gesellschaft. "Dafür sind sie da", so Nebl, "die Gesellschaft braucht sie." Nebls Pendant bei den BaySF, Christoph Baudisch, meinte, die Absolventen hätten zwei Jahre Ausbildung nicht nur deshalb absolviert, um den fachlichen Feinschliff zu bekommen, sondern auch, um Führungskräfte zu werden. Das bedeute Verantwortung und Arbeit: "Sie müssen organisieren, koordinieren, delegieren und motivieren."
Sie seien die wichtigsten Ansprechpartner, wenn es Probleme gebe – "und die wird es geben". Viele Absolventen kämen zeitnah in Führungsaufgaben: "Bleiben sie authentisch und spielen sie nicht." Als Führungskraft müsse man mutig sein und verschiedene Meinungen und Optionen zulassen, erklärte Baudisch.
Siegfried Völkl vom Hauptpersonalrat der bayerischen Forstverwaltung freute sich darüber, "dass landauf, landab die Lücken geschlossen werden". Die Absolventen hätten eine anspruchsvolle Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und seien so für die künftigen Herausforderungen gerüstet. Personalvertretungen und Führungskräfte sollten gemeinsam an Lösungen arbeiten.
Hubert Feuchter, unterfränkischer Vorsitzender des Bundes Deutscher Forstleute, gab den Absolventen einen guten Rat aus über 30 Jahren Berufserfahrung mit auf den Weg: Menschenführung sei eine der wichtigsten Aufgaben. "Allein kannst du wursteln, so lange du willst, wenn du die anderen nicht motivieren kannst, wird es schwierig."
Einen humorvollen Streifzug durch zwei Jahre Ausbildung unternahm Lehrgangssprecher Tobias Machnitzke. Beim Abschlusslehrgang an der Forstschule hätten viele gemerkt, "wie wenig man eigentlich weiß". Für den musikalischen Rahmen der Feier sorgten Peter Häring und Egon Birkenmaier.