„Schraubertreff“ nennen Sebastian (29) aus Neuhütten und sein Freund Alexander (28) aus Wiesthal das, was sie am Sonntag zum zweiten Mal nach 2009 auf einem Privatgrundstück im Neuhüttener Wiesengrund auf zwei beziehungsweise vier blitzblanke Räder gestellt haben: die Show ihrer Oldtimer.
Schraubertreff deshalb, weil Lehramtsstudent Alexander und Schreiner Sebastian in ihrer Freizeit und an den Wochenenden alle Hände voll zu tun haben mit dem Herumschrauben an ihren „alten Herren“, um diese wieder flott und fahrtüchtig zu machen. Das hört sich nach Schweiß an. Beigebracht haben die beiden sich das Restaurieren selbst. „Learning by doing“, schmunzeln sie. Fremde Hilfe lehnen sie ab; das lässt ihr Ehrgeiz nicht zu.
Etwa seit ihrem 15. Lebensjahr sind die zwei jungen Männer leidenschaftliche Sammler von Zweirädern, alten Autos und betagten Traktoren (maßgeblich der Marke „Güldner“ ab Baujahr 1965).
„Angefangen hat das alles mit DDR-Fabrikaten“, erzählt Alexander. Über Leute aus Frammersbach, die damals im Osten gearbeitet hatten, seien sie kostengünstig an ihren „Grundstock“, an Roller und Mokicks gekommen. Im Alter von 20 etwa konzentrierten sie sich dann verstärkt auf westdeutsche Fabrikate. Mittlerweile sind die beiden Oldtimersammler stolze Besitzer alleine von gut 80 Motor- und Kleinkrafträdern. Was schwierig geworden sei, sei die Beschaffung von Ersatzteilen, berichten sie. Über Beziehungen, Tauschgeschäfte oder das Internet kommen sie an diese heran. Oder sie schlachten Oldies aus, die zu reparieren sich nicht mehr lohnt.
Auf der regennassen Wiese im Wiesengrund ziehen zwei „Simson Duo“, Baujahr 1988, aller Blicke auf sich. Knallorangefarben sind sie, Türen haben die originellen Zweisitzer keine. „Das sind Krankenfahrstühle aus der DDR“, erläutert Sebastian. Die Versehrten hätten sie einst auf Rezept als Fortbewegungsmittel verschrieben bekommen.
Nur für Kurzausflüge
Unter einem Dach hinter ihnen stehen ein Golf-Oldtimer und zwei Opel Mantas. Sie haben Wechselkennzeichen und sind mangels Katalysatoren lediglich zu Kurz- oder Probefahrten zum Beispiel zugelassen.
An dem sonnengelben Manta (Baujahr 1971) mit schwarzem Dach und schwarzer Haube hat Sebastian ein ganzes Jahr lang herumgebastelt. Das Fahrzeug benötigte eine Komplettrestaurierung. Gegenüber, im Erdgeschoss der Scheune, buhlen die Zweitakter Zündapp und Hercules um die Gunst ihrer Betrachter. Sie stammen aus den 1960er- und 1970er-Jahren. Unweit davon entfernt lehnt eine sieben PS starke Zündapp-Diva in schwarz aus dem Baujahr 1936 lässig an der Wand, daneben präsentiert sich ihre prächtige „Schwester“ aus dem Jahre 1937.
Eine ganze Etage voller Zweiräder
Das Obergeschoss der Scheune ist gefüllt mit Rollern und Mokicks. Letztere laufen etwa 40 bis 60 Kilometer pro Stunde. „Sie sind reine Sammlerstücke; fahren tun wir wegen ihrer Langsamkeit nicht mit ihnen“, sagt Alexander und lacht.
Auf die Frage, ob sie weitersammeln werden, sagen die beiden: „Wir versuchen, unsere Anzahl nun zu begrenzen.“ Doch wenn der Zufall ihnen eine Rarität anbiete, würden sie wohl kaum widerstehen können.
Ob sie sich vorstellen können, eines ihrer Prachtexemplare zu veräußern? „Niemals“, winken sie ab. Oder doch? „Höchstens im Tausch gegen ein noch originelleres Stück.“
ONLINE-TIPP
Weitere Fotos von den Oldtimern im Internet unter www.mainpost.de/lokales/main-spessart/lohr