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Lohr: Schwangerschaftsberatung: "Je früher, desto besser"

Lohr

Schwangerschaftsberatung: "Je früher, desto besser"

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    Gespräch über Schwangerschaftsfragen: Die Beraterinnen (von links) Susanne Resch, Ingrid Ingelmann und Gabriele Hautsch-Langanki.
    Gespräch über Schwangerschaftsfragen: Die Beraterinnen (von links) Susanne Resch, Ingrid Ingelmann und Gabriele Hautsch-Langanki. Foto: Monika Büdel

    Die Katholische Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen und die Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen der Diözese Würzburg sind in Lohr umgezogen. Die Außenstellen für den Landkreis Main-Spessart, die bislang im Bruder-Konrad-Haus am Lohrer Kirchplatz eingerichtet waren, befinden sich seit Kurzem am Bürgermeister-Keßler-Platz in der ehemaligen Praxis der Frauenärztin Angela Weismantel.

    Dort ist das Raumangebot größer, ebenso der Wartebereich. Eigene Parkplätze sind direkt vorm Haus. Auch die technische Ausstattung wurde verbessert. Wir haben mit den Beraterinnen anlässlich des Umzugs über ihr Angebot gesprochen.

    Eines ist ihnen gemeinsam und wichtig: Bei Problemen – egal ob mit Sucht, Beziehungen oder Schwangerschaft – nicht warten, bis sich ein Berg angehäuft hat, sondern frühzeitig eine Beratungsstelle aufsuchen. "Wir empfehlen immer, sich frühzeitig zu melden, je früher, desto besser", sagt Susanne Resch, eine der Beraterinnen.

    Am Gespräch teilgenommen haben die Diplom-Psychologin Ingrid Ingelmann, Leiterin der Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen in Lohr, sowie die Diplom-Sozialpädagoginnen Gabriele Hautsch-Langanki (Leiterin in Lohr) und Susanne Resch von der Katholischen Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen im Sozialdienst katholischer Frauen (SKF).

    Frage: Es gibt niedergelassene Psychologen, Psychotherapeuten. Das Landratsamt bietet Beratung für Schwangere an. Brauchen wir von der Kirche getragene Beratungsstellen?

    Hautsch-Langanki: In Deutschland geht es darum, ein plurales Angebot zu machen. Da gehört die Beratung durch einen Frauenfachverband in der Kirche mit ihrer Werteorientierung dazu.

    Kommen zu Ihnen Frauen mit christlichem Hintergrund? Wenn ich mir die Altersklasse anschaue, die hauptsächlich schwanger wird, dürfte die Verwurzelung in der Kirche nicht allzu groß sein.

    Hautsch-Langanki: Das hat damit nichts zu tun, weil die Frauen in der Notlage einerseits das Hilfsangebot sehen und anderseits auf die Qualität vertrauen.

    Resch: Es kommen alle, egal welcher Religion, egal ob ausgetreten oder nicht. Außerdem habe ich kürzlich in einem Gespräch mit Fachkolleginnen gehört: Die Kirche tut ja auch viel Gutes. Die Erfahrung haben die Leute auch. Die Menschen trennen, was in der Institution nicht gut läuft, wissen aber auch zum Beispiel von Freundinnen: Da gibt es Hilfe. Da ist etwas, das trägt. Die Konfession ist für den Zugang zur Beratung kein Thema.

    Heißt das, die Frauen kommen zu Ihnen in die Schwangerschaftsberatung, weil es hier ein Unterstützungsangebot und Geld gibt?

    Resch: Persönliche Unterstützung und finanzielle, also existenzielle Unterstützung, die wichtig ist, um sich auf ein Leben mit einem Kind einstellen zu können.

    Wie ist die Situation bei der Ehe- und Familienberatung?

    Ingelmann: Ich hatte schon Menschen hier sitzen, die fragten, ob sie hier bleiben dürfen, weil es eine kirchliche Stelle ist und sie aus der Kirche ausgetreten sind. Ich antworte: Bitte bleiben Sie sitzen. Unser Angebot geht wirklich an alle. Außerdem decken wir einen Bedarf für Menschen, die woanders keine Eintrittskarte haben.

    Ja, es gibt die Erziehungsberatung vom Landkreis, aber um sie in Anspruch zu nehmen, müsste ich ein Kind unter 18 haben. Viele Probleme treten aber auf, wenn die Kinder schon erwachsen sind. Sie kommen nicht mehr nach Hause, man spricht nicht mehr miteinander.

    Klar, sie könnten auch in eine Praxis zu einem niedergelassenen Therapeuten gehen. Allerdings sind dort die Wartelisten oft lang. Gerade in akuten Krisensituationen bekommt man bei uns mit etwas Flexibilität doch relativ schnell einen Termin. Menschen, die finanziell in der Lage sind eine Therapie zu bezahlen, finden unter Umständen schneller eine Möglichkeit zur Beratung. Bei uns ist die Beratung kostenfrei. Wir sind entsprechend ausgebildet und die Menschen bekommen bei uns eine fundierte Beratung – umsonst. Wir sind für Themen offen, bei denen ich nicht wüsste, wo ich die Ratsuchenden sonst hinschicken sollte: Ein Partner ist schizophren oder hat eine Depression. Das greift ins Familienleben ein. Beim Psychotherapeuten wird die erkrankte Person behandelt. Da gibt es einmal ein Angehörigengespräch.

    Nach Ihrer Beschreibung deckt Kirche hier einen Bereich ab, für den es keine Anlaufstellen gibt.

    Ingelmann: Keine kostenfreien. Wenn ich es bezahlen kann, sieht es anders aus. Ein Beispiel: Gerade im ländlichen Bereich wohnen mehrere Generationen in einem Haus. Wenn es da untereinander große Probleme gibt, wüsste ich nicht, wo ich die Menschen sonst im Landkreis hinschicken sollte. Bei uns in der Ehe-, Familien und Lebensberatung sind sie ein ganz normales Klientel. Wir sind aber auch kein Ersatz für Psychotherapeuten. Das muss man ganz klar sagen. Wer psychische Probleme hat, muss versuchen, einen Behandlungsplatz zu bekommen. Ich kann vielleicht ein Überbrückungsangebot machen.

    Was sind die Hauptprobleme mit denen Menschen zu Ihnen in die Beratung kommen?

    Ingelmann: Der größte Teil sind Paarthemen: Kommunikation, Auseinanderleben. Generell Beziehungsthemen innerhalb der Familie, zwischen den Generationen. Ein wesentliches Thema sind Übergänge. Das kann eine schwere Krankheit eines Familienmitglieds sein – das hatte ich in letzter Zeit öfters – die große Auswirkungen auf die Familie hat. Stress aus dem Arbeitsleben kann Auslöser sein.

    Zugenommen hat durch die Auswirkungen von Corona Streit bis hin zu Gewalt. Corona belastet und verdichtet Problemfelder: Wenn Menschen in einer kleinen Wohnung leben, das Geld knapp ist und alle 24 Stunden zusammen sind. Dann erhöht sich das Konfliktpotenzial. Das ist keine Entschuldigung, aber es war eine erzwungene Situation.

    Problematisch ist, wenn Familien umziehen müssen. Das Angebot an Wohnungen ist knapp. Dann ist Umzug schnell mit Schulwechsel verbunden. Wo Wohnungen günstig sind, ist oft das Angebot an öffentlichem Nahverkehr gering. Hier in Lohr arbeiten relativ viele Menschen im Schichtdienst. Das führt ebenfalls häufig zu Stress: Wer kann sich wann um die Kinder kümmern. Wenn da – wie zeitweise während der Pandemie – Betreuungsangebote außerhalb der Familie wegfallen, führt das schnell zur Katastrophe.

    Resch: Die Probleme sind durch Corona nicht anders geworden. Sie haben sich nur extrem verstärkt. Gesundheitliche Fragen haben für Schwangere schon immer eine große Rolle gespielt. Welche Klinik? Wie verändert sich der Körper? Wie läuft die Geburt ab? Dann kam Corona. Dadurch haben sich die Fragen zugespitzt. Kann das ein Schaden für das Kind sein? Wie muss ich mich schützen? Was ist, wenn noch andere Kinder da sind? Kann ich noch zum Arzt? Darf der Mann mit in die Klinik?

    Hautsch-Langanki: Oft sind es Probleme in der Partnerschaft, Trennungen während der Schwangerschaft. Das sind Themen, die es schon immer gab. Genauso Tot- und Fehlgeburt. Deutlich zugenommen hat die Kinderwunschberatung, zum Beispiel von Paaren, die in Kinderwunschbehandlung sind. Waswir immer wieder haben, sind Menschen, die Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen brauchen, zum Beispiel beim Elterngeld. Das geht durch alle Bildungsschichten. Wir haben viele junge Paare, die einen Überblick möchten, was alles zu beachten ist, wenn ein Kind unterwegs ist. Wir helfen beim Ausfüllen der Anträge.

    Resch: Das ist ganz klar unsere Botschaft: Werdende Eltern können einfach zu uns kommen, um sich zu informieren. Man muss kein psychisches Problem haben. Was durch Corona zugenommen hat, sind zum Beispiel finanzielle Probleme. Es sind Arbeitsplätze weggefallen. Es gab Kurzarbeit. Da hatten viele einfach die Frage: Wie kommen wir über die Runden?

    Beratungsstellen für SchwangerschaftsfragenDie Lohrer Außenstellen der Katholischen Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen in der Diözese Würzburg als auch der Ehe-, Familien- und Lebensberatung der Diözese Würzburg befinden sich für den Landkreis Main-Spessart am Bürgermeister-Keßler-Platz 1 in Lohr in der Nähe der Realschule und sind über den Hof zu erreichen. Teils wegen Corona, teils schon vorher sind zum direkten Gespräch vor Ort und Telefonat weitere Beratungs- und Kontaktmöglichkeiten gekommen: Vom datensicheren Dokumentenversand per E-Mail, über Video und Chat reicht das digitale Angebot. Es haben sich aber – soweit es der Wunsch nach Anonymität zulässt – auch Formen wie Spaziergänge, Gespräche auf dem Spielplatz etabliert, berichten die Beraterinnen. Je nach Situation passend eingesetzt hätten sich all diese Formen als auch Mischungen aus digital und analog bewährt.Die Schwangerschaftsberatung ist zu erreichen unter ksb.lohr@skf_wue.de und telefonisch unter Tel.: (09352) 7544, die Ehe-, Familien- und Lebensberatung unter Tel.: (0931) 38669000 und per E-Mail an info@eheberatung-wuerzburg.de(mb)

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