Karlstadt/Otavi
Zurzeit hält sich Klaus Bauer, Mitglied der Geschäftsführer in Ulm, im Karlstadter Werk auf und beantwortete gemeinsam mit Werksleiter Johann Trenkwalder die Fragen der Main-Post zum neuen Firmenstandort im früheren Deutsch-Südwest-Afrika.
Dieses Werk entsteht mitten im Busch, so Trenkwalder. Noch gibt es dort keinen Strom, keine Straßen und kein Wasser, aber große Bodenschätze. „Dort, wo nichts ist, bauen wir ein modernes Werk“, sagt Bauer. In der nahe liegenden Stadt Otavi mit ihren knapp 12 000 Einwohnern werden die künftigen Mitarbeiter wohnen. „Wir werden uns in der Infrastruktur den benachbarten Firmen anschließen, wobei man von anderen Entfernungen ausgehen muss als in Deutschland.“
Auch werde sich Schwenk den staatlichen Programmen anschließen, zum Beispiel auf dem Gesundheitssektor. Laut Trenkwalder sind 40 Prozent der Einheimischen HIV-infiziert. Genaues kann Bauer zu diesen infrastrukturellen Maßnahmen und Programmen noch nicht sagen. „Wir werden auf alle Fälle unseren Verpflichtungen in dem Land nachkommen“, prophezeit er.
Auch der Einsatz von Sekundärbrennstoffen – das Karlstadter Werk ist wie berichtet weltweit Vorreiter in der fast 100-prozentigen Nutzung – ist in Namibia mittel- bis langfristig geplant. Dafür wird auch der in Karlstadt konzipierte Leitstand für die Sekundärbrennstoffe nachgebaut. Es werden Brennstoffe genutzt, die in Namibia vorkommen.
Im Land herrscht eine große Arbeitslosigkeit. Bauer: „Wir planen, bis zu 300 Namibianer einzustellen.“ In der Anfangsphase kann sich Klaus Bauer auch Schwenk-Mitarbeiter aus Deutschland vorstellen, wenn sich diese für einen Aufenthalt in Afrika melden sollten.
Johann Trenkwalder beziffert die Kosten für den Werksbau auf 200 Millionen Euro.
Die deutschsprachige „Allgemeine Zeitung“ in der Hauptstadt Windhoek schrieb am 23. August 2007, dass die Firma Ohorongo Cement ein namibisches Unternehmen ist, an dem Schwenk-Namibia, eine 100-prozentige Tochter des Ulmer Familienunternehmens 60 Prozent Anteil habe und eine namibische Investorengruppe 40 Prozent. Die Zeitung zitiert in ihrer Ausgabe am 15. August 2008 Schwenk-Geschäftsführer Gerhard Hirth, dass jährlich 700 000 Tonnen Zement produziert werden, von denen die Hälfte exportiert werde. Die Maschinenteile für das neue Werk in Namibia liefert eine deutsche Firma Polysius AG, eine Tochter der Thyssen-Krupp-Technologie.
Entgegen den Äußerungen von Johann Trenkwalder beim Besuch von Hermann-Otto Solms (wir berichteten), Schwenk werde die einzige Zementindustrie in Namibia aufbauen, zwei Werke würde das Land nicht vertragen, schrieb die „Allgemeine Zeitung“ Windhoek am 16. Juli 2008 von einem Mitbewerber um die namibischen Kalkstein-Vorkommen. Die Firma Karibib Portland Cement Ltd. wolle ein Werk in 13 Monaten bauen und verfüge auch über die Abbaulizenz.
•Siehe auch Lokales Seite 27
Daten & Fakten
Namibia
Namibia liegt im Südwesten Afrikas am Atlantischen Ozean. Bis 1918 war Deutsch-Südwestafrika eine deutsche Kolonie. 70 Jahre lang stand das Land unter dem Mandat der Südafrikanischen Union. 1990 wurde das demokratische Namibia unabhängig. Amtssprache ist Englisch, verbreitet sind Deutsch und Afrikaans. Die Hauptstadt heißt Windhoek. Bergbau und Tourismus sind die Haupteinnahmequellen für die über zwei Millionen Einwohner zwischen den Wüsten Namib und Kalahari. 80 Prozent von ihnen sind Christen.