Zu beanstanden gab es dabei laut Volker Bischoff in Lohr bisher, wenn überhaupt, immer nur Kleinigkeiten, eine Stolperfalle hier, ein lockeres Geländer da. Der Beamte des Landratsamtes Main-Spessart nimmt alljährlich auf den Festplätzen in Lohr, Gemünden und Karlstadt alles unter die Lupe, was schwungvoll rotiert, sprunghaft in die Höhe schnellt, sich einfach nur im Kreise dreht oder auf dem Kopfe steht.
Allerdings unterzieht der Baukontrolleur die Fahrgeschäfte dabei keiner intensiven technischen Überprüfung. Er wirft vielmehr nur ein Auge darauf, ob Autoscooter, Baby-Flug, Big Wave, Ketten- und Kinderkarussell regelmäßig vom TÜV kontrolliert wurden und eine Haftpflichtversicherung haben. Dabei ist der Kontrolleur des Landkreises zusammen mit dem Kreisbrandinspektor Herbert Hausmann unterwegs, der unter anderem die Feuerlöscher unter die Lupe nimmt.
Die Schausteller selbst sehen in der Kontrolle zumindest in Lohr keine Gängelei. Ganz im Gegenteil: "Das ist ja auch in unserem Interesse", sagt Andreas Walldorf. Schließlich wolle er nicht, dass es während des Festes zu Problemen komme und er sein Kinderkarussell gar stilllegen müsse.
Auch für Horst Ferling, der als Generalunternehmer den Lohrer Festplatz gepachtet und ihn an die übrigen Schausteller weitervermietet hat, ist die Kontrolle durch die Behörde nicht mehr als Routine. Seiner Ansicht nach gehören die Fahrgeschäfte auf Rummelplätzen zu den sichersten Freizeitvergnügen überhaupt. Dass es vor einigen Wochen in Aschaffenburg zu dem Unglück gekommen sei, sei zwar tragisch, nicht jedoch die Schuld des Schaustellers. Schließlich habe der TÜV das Fahrgeschäft namens Playball, das vor einigen Jahren übrigens auch schon auf der Lohrer Festwoche aufgebaut war, ohne Beanstandung abgenommen.
Auch Schausteller Peter Otto ist erbost über einige Aussagen, die nach dem Unfall von Aschaffenburg zu hören waren. So habe der dortige Bürgermeister gesagt, dass man manche Fahrgeschäfte der Öffentlichkeit einfach nicht mehr zumuten könne. Diese Aussage bezeichnet Otto als "politische Sache" und "leichtfertig".
Der Vater des verunglückten Jungen habe ausgesagt, dass der Schausteller den Bügel, aus dem das Kind später gerutscht war, extra noch einmal zugedrückt habe. Nach Ansicht der Schausteller ist das Risiko, in einem Fahrgeschäft zu verunglücken, ohnehin verschwindend gering, viel geringer zum Beispiel als im Straßenverkehr.
Walldorf macht folgende Rechnung auf: In Deutschland gebe es 200 Fahrgeschäfte, die dem Playball ähnlich seien. In diesen 200 Fahrgeschäften habe es in den vergangenen 15 Jahren keinen größeren Unfall gegeben. Nach Horst Ferlings Erinnerung ist in Lohr "noch nie etwas passiert" - und seine Familie sei seit 1947 in Lohr als Schausteller dabei. Auch sein Kollege Peter Otto kann nicht verstehen, dass man nun die Sicherheit der Fahrgeschäfte anzweifelt: "Wenn ein Kind über den Zebrastreifen geht und dabei angefahren wird, schafft man den Zebrastreifen doch auch nicht ab", sagt er.
Für die Sicherheit ihrer Fahrgeschäfte müssen die Schausteller alljährlich einiges berappen. Die vorgeschriebene jährliche Kontrolle durch den TÜV kostet zum Beispiel für den von Horst Ferling betriebenen Autoscooter rund 400 Euro. Auf jedem Festplatz wird für die Kontrolle durch das örtliche Bauamt nochmals eine Gebühr fällig. Der Stempel, den Volker Bischoff den Schaustellern in Lohr in das Prüfbuch drückt, kostet je nach Größe des Fahrgeschäftes zwischen 25 und 50 Euro.
Bei ihrer Kontrolle in Lohr hatte das Duo Bischoff und Hausmann auch heuer keine größeren Beanstandungen: Drei Feuerlöscher ohne gültige Prüfplakette und eine kleine Stolperkante am Rande eines Karussells, so die Bilanz. Das Fazit von Kreisbrandinspektor Herbert Hausmann fiel dementsprechend positiv aus: "Ein sehr gutes Ergebnis." Auch im Festzelt sei brandschutztechnisch erneut "alles vorbildlich".