Die Werbegemeinschaft, die noch heute als einzige im Raum alle drei Jahre eine heimische Wirtschaftsschau veranstaltet - die nächste ist 2007 - feierte ihren Geburtstag. Vorsitzender Jochen Hartmann, seit Anbeginn Vorsitzender und als Zugpferd der Werbegemeinschaft von allen Rednern gelobt, sprach über die Veränderungen und machte den 16 verbliebenen Gründungsmitgliedern das Kompliment, trotz "geballter Großanbietermacht rund um Thüngen nicht nur ihren Bestand zu sichern, sondern auch in vielfacher Weise ihre Angebote zu spezialisieren". Die Großanbieter und Discounter nagen heftigst an Umsatz und Erträgen. Da helfe nur, mit Dienstleistung und Alternativen dagegen zu halten. Erfreulich sei, so Hartmann, dass die Kinder die elterlichen Geschäfte übernehmen und bestens weiterführen.
"Thüngen bietet heute weit über 500 Arbeitsplätze und bildet seit Jahren erfolgreich junge Menschen in den verschiedenen Berufen zu Spezialisten aus", betonte Jochen Hartmann und hob die Bundessieger von Trachten Benkert hervor.
Landrat Armin Grein, der schon als Marktheidenfelder Bürgermeister zu den Gästen der Gewerbeschau ab 1981 gehörte (wir berichteten), bezeichnete die Darstellung heimischer Leistung und Angebote in der kleinen Marktgemeinde als Selbstläufer ohne Anlaufschwierigkeiten. Thüngen habe früher Stadtrecht gehabt. So sei zu überlegen, scherzte Grein, "ob wir nicht noch eine Stadterhebung feiern sollten".
Ein umfassendes Waren- und Dienstleistungsangebot vor Ort sei für die nicht mobilen Menschen notwendig. In kleineren Orten wie Thüngen verberge sich großes wirtschaftliches Potenzial. Die Thüngener Werbegemeinschaft habe schon früh beim Marketing Weitblick gezeigt: "Die Bündelung der Kräfte ist der richtige Weg." Der Slogan "Thüngen bietet immer etwas" habe nicht an Aktualität verloren. Der Landrat forderte die Bevölkerung auf, im Ort einzukaufen, denn "das Gute liegt so nah".
Bürgermeister Klaus Enzmann - die politische Gemeinde ist Gründungsmitglied und Enzmann seit 1985 Kassier - schaute sowohl auf die Gewerbesteuer als auch auf die Sicherung der ortsnahen Versorgung der Bürger, die eine leistungsstarke Unternehmerschaft biete. Dies seien Standortvorteile für Neuansiedlungen. "Das breite Wissen, gepaart mit einem guten Schuss Optimismus ist die Grundlage für eine weitere wirtschaftliche Entwicklung", sagte Klaus Enzmann. Der Bürgermeister überreichte dem Vorsitzenden der Werbegemeinschaft, Jochen Hartmann, den Ehrenteller der Marktgemeinde für seine Verdienste.
Hanskarl Freiherr von Thüngen, vor 25 Jahren mit seinem Vater Steigbügelhalter bei der Gründung der Werbegemeinschaft, verwies ebenfalls auf den wirtschaftlichen Wandel. Viele Betriebe und Geschäfte gebe es nicht mehr, auch seine Brauerei musste aus betriebswirtschaftlichen Gründen schließen. Dabei gab die damals sehr erfolgreiche Fest- und Bierwoche der Thüngener Schlossbrauerei den Gewerbetreibenden die Chance, neben dem reinen Festprogramm in einer Gewerbeschau ihre Leistungsstärke und vielfältigen Angebote zu präsentieren.
In gewohnt launigen Worten erinnerte Altbürgermeister Armin Weber in seiner Laudatio ("das ist ein Lob") an die Anfänge, die er mitgestaltet hatte. Nun gratulierte Weber zur Dauerhaftigkeit und zum Erfolg: "Es feiert jeder gern, besonders solche Anlässe." Er sinnierte, dass der Spruch "Deutschland, ein Volk der Vereinsmeiern" so nicht mehr stimme, denn nur wenige würden heute freiwillig an der Spitze Verantwortung tragen und für alles gerade stehen. "Bei Problemen gibt es dann Kritik von den Schlaumeiern, die bisher wenig bis gar nichts für die Gemeinschaft getan haben", sagte der Altbürgermeister.
Die Werbegemeinschaft Thüngen habe vier Bundeskanzler, zwei Landräte und zwei Bürgermeister erlebt und auch die eigene Krise 1986 gemeistert, als sich die Mehrheit für den Erhalt der Werbegemeinschaft aussprach. "Wie Öl" sei es ihm runtergelaufen, als er in Würzburg einmal so angesprochen wurde: "Thüngen? Da gibt's doch guten Wein. Nein, da gibt's ein gutes Bier. Und im Radio hörte ich von Trachten Benkert."
Die 16 Gründerfirmen ehrte Jochen Hartmann mit einer Urkunde. Sie waren vertreten von den damaligen und noch heute aktiven Geschäftsführern, ihren Nachfolgern oder von Familienmitgliedern.
Es sind dies: Autohaus Beyer (Marco Beyer), Trachten Benkert (Horst Benkert), Erich Büttner (Landtechnik), Autohaus Hermann Frankenberger, Stetten, FC 1920 Thüngen (Jörg Nickel), Marktgemeinde (Bürgermeister Klaus Enzmann), Kreissparkasse Thüngen (heute Mainfranken), Schuhhaus Kress (Helmut Kress), Annis Blumenladen (Anni Peter), Raumausstatter Gerhard Raab, Raiffeisenbank (Helmut Kraft), Metzgerei Sauer (Harald Sauer), Arnsteiner Brauerei (Dieter Beutel), SchmitterGroup, Elektrogeschäft Josef Schneider (Gerald Schneider).
Die Feierstunde umrahmte musikalisch der Posaunenchor unter Leitung von Otto Morgenstern.