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RETZBACH: So können Sie Igeln helfen

RETZBACH

So können Sie Igeln helfen

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    Süß – aber leider noch nicht ganz fit: Dieser kleine Igel muss noch ein paar Tage oder Wochen in der Igelstation bleiben. Noch kann er nicht selbstständig essen. Seine Mutter wurde überfahren.
    Süß – aber leider noch nicht ganz fit: Dieser kleine Igel muss noch ein paar Tage oder Wochen in der Igelstation bleiben. Noch kann er nicht selbstständig essen. Seine Mutter wurde überfahren. Foto: Foto: Lara Meissner

    „Die Nachbarn denken wahrscheinlich, dass wir verrückt sind“, stellt Patricia Behr mit Blick auf die Stirnlampe in ihrer Hand fest. „Naja, wir laufen halt nachts durch den Garten und reden mit Igeln. . .“, fügt sie hinzu, zuckt mit den Schultern und grinst. Zusammen mit ihrem Mann Reinhard Fritz leitet sie die Zweigstelle Retzbach der Igelstation Gerbrunn. Die beiden haben ein Herz für die stacheligen Tierchen, die viel sanfter sind als ihr stachliger Ruf.

    „Ich opfere meinen Jahresurlaub für die Igel“, sagt die Altenpflegerin. Ab Ende August geht es in die heiße Phase. Dann kommen die kleinen Jungtiere zur Welt. Stirbt die Mutter, etwa weil sie überfahren wird, müssen die Kleinen alleine zurecht kommen. „Manchmal bekommen wir Tiere, die erst wenige Tage alt sind und nur um die 20 Gramm wiegen“, sagt Behr. Zum Vergleich: Ein ausgewachsener Igel bringt es schon mal auf ein bis anderthalb Kilo.

      Herbstzeit ist Igelzeit - doch die kleinen Tierchen haben es immer schwieriger. Wir waren in der Igelstation in Retzbach... Posted by Main-Post Main-Spessart on Dienstag, 20. Oktober 2015

    Die Mutter ersetzen

    „Kommen die ganz kleinen zu uns, ersetzen wir ihnen die Mutter“, sagt Behr. Dann werden die Tierchen, die oft noch nicht einmal die Augen geöffnet haben, in eine Wärmebox mit Heizdeckchen gelegt, bekommen Aufzuchtnahrung für Hundewelpen mit einer kleinen Spritze eingeflößt und müssen alle zwei Stunden gefüttert werden – auch nachts. „Wir teilen uns die Nächte auf“, sagt Reinhard Fritz. Die ganz kleinen Tierchen können oft noch nicht selbstständig essen, ihr Geschäft verrichten oder gar jagen. „Dann müssen wir ihnen den kleinen Bauch massieren, sie mit einer Spritze füttern und später für sie Insekten verstecken, die sie dann jagen können“, erklärt Behr. Sie übernimmt außerdem den medizinischen Part, Spritzen geben, Infusionen setzen, die Wunden reinigen. „Da bin ich durch meinen Beruf abgehärtet.“

    Oft Opfer von Hundebissen

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    Patrica Behr und Reinhard Fritz sitzen gemeinsam in der Küche. Neben ihnen steht ein Tischchen mit einer kleinen Waage, Spritzen, Reinigungstüchern und Medikamenten, gleich neben dran liegt das Telefon. Im Herbst klingelt es ständig, auch jetzt: „Wiegt er über 200 Gramm? Ist er verletzt?“ Die Fragen von Behr sind routiniert. Der Finder, der angerufen hat, muss sich keine Sorgen machen. Dem Igel scheint es gut zu gehen, Behr kann am Telefon beruhigen. Das ist nicht immer so. Oft fallen die Tiere einem bissigen Hund zum Opfer – auch wenn der Angreifer nicht ungeschoren davon kommt, sondern durch die Stacheln verletzt wird. Muss einem Tier dann geholfen werden, ist das Retzbacher Paar die richtige Adresse.

    „Zu uns kommen nur die verletzten Igel und die, die noch nicht selber essen können“, erklärt Behr. Zusammen mit der Hauptstelle in Gerbrunn, die von Gudrun Martin geleitet wird, ist das Paar die erste Anlaufstelle in der Region. „Wenn die Igel selbstständig fressen können und medizinisch nicht versorgt werden müssen, kommen sie in eine unserer 30 Pflegestellen.“

    2009 haben auch Behr und Fritz als eine solche Pflegestelle angefangen und sich nach und nach immer mehr für die Igel engagiert.

    Dieses Jahr wird bei dem Paar wohl an die 50 Igeln geholfen werden. Denn von Jahr zu Jahr wird es schwieriger für die stacheligen Tierchen, so gesund zu bleiben, dass sie nach Beginn der Frostzeit in den Winterschlaf gehen können. „Zum einen gibt es dieses Jahr durch den trockenen Sommer besonders wenig Insekten, also wenig Nahrung“, erklärt Fritz. Viel gefährlicher aber ist der Mensch, besser gesagt der Mensch mit dem Hang zum aufgeräumten Garten. „Die Gärten werden immer gepflegter, karge Steingärten liegen im Trend, genauso wie der englischer Rasen. Komposthaufen gibt es so gut wie keine mehr, Fallobst wird gleich weggeschafft“, sagt Fritz. Für die Igel bedeutet das, dass sich immer weniger Insekten im Grün tummeln. „Da der Igel aber ein Kulturfolger ist, also immer da lebt, wo auch der Mensch wohnt, wird es von Jahr zu Jahr schwieriger.“

    Markiert mit Nagellack

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    Jetzt, Mitte Oktober, sind die Igelbabys aus dem August zu Teenagern geworden. 500 Gramm ist die magische Grenze: Wer so viel wiegt, der packt normalerweise auch den Winterschlaf. Dann öffnen Patricia Behr und Reinhard Fritz die Tore ihrer Igelgehege im Garten. „Manche sind gleich weg, manche bleiben auch noch ein bisschen“, berichten sie aus ihrer Erfahrung. „Und manche, die kommen auch nach einem Jahr wieder zurück.“ Denn auch Igel können sich erinnern, wo es ihnen gut erging. Damit Fritz und Behr die Tiere wiedererkennen, bekommt jeder kleine, rote Nagellackpunkte auf die Stacheln. Schaut ein bekanntes Igelgesicht wieder vorbei, ist das besonders schön. „Ein bisschen verrückt ist das schon, aber was soll's“, sagt Behr und streicht dem kleinen Kerl in ihrer Hand über den samtweichen Bauch.

    So können Sie den Igeln helfen

    Um ein Igelbaby winterfit zu bekommen, braucht es ungefähr 100 Euro. Insgesamt erwartet Gudrun Martin von der Igel-Auffangstation Gebrunn/Retzbach, dass dieses Jahr rund 6000 Euro Kosten zusammen kommen werden – alles aus Spenden finanziert. Wenn auch Sie für die Igel spenden wollen, können Sie das unter folgender Bankverbindung:

    IBAN: DE03 7909 0000 0005 362326, BIC: GENODEF1WU!,

    Zweck „Igelhilfe“.

    Infos gibt es unter: (0 93 64) 38 23.

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