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KARLSTADT: Soll man Gefallenen-Denkmale ergänzen?

KARLSTADT

Soll man Gefallenen-Denkmale ergänzen?

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    Außer diesen beiden großen Denkmalen finden sich noch zahlreiche Gedenktafeln im Karlstadter Ehrenhain. Links neben der Steinfigur sind nur die Jahreszahlen der Weltkriege 1914 bis 1918 sowie 1939 bis 1945 in eigene Steine am Boden gemeißelt. Rechts die Stele der ehemaligen Sturmartilleristen mit dem Relief des Sturmgeschützes.
    Außer diesen beiden großen Denkmalen finden sich noch zahlreiche Gedenktafeln im Karlstadter Ehrenhain. Links neben der Steinfigur sind nur die Jahreszahlen der Weltkriege 1914 bis 1918 sowie 1939 bis 1945 in eigene Steine am Boden gemeißelt. Rechts die Stele der ehemaligen Sturmartilleristen mit dem Relief des Sturmgeschützes. Foto: Foto: Karlheinz Haase

    Soll man Gefallenen-Denkmale, die es in jedem Karlstadter Ortsteil gibt, durch Tafeln ergänzen, die auch auf das Leid der anderen Opfer von Kriegen hinweisen – also beispielsweise auf getötete Zivilisten, auf in Konzentrationslagern ermordete, auf Vertriebene? Oder handelt es sich um historische Zeugnisse, die zeigen, welche Denkweisen in der Vergangenheit bestimmend waren?

    In einer ebenso nachdenklichen wie sachlichen Diskussion versuchten die Mitglieder des Kulturausschusses das Für und Wider abzuwägen. Einig war man sich vor allem darin, dass das „Sammelsurium“ am Karlstadter Ehrenhain nicht besonders gelungen ist. Dort gibt es eine Vielzahl von Tafeln und Denkmalen unterschiedlicher Gruppierungen – beispielsweise von der 7. Gebirgsdivision 1941 bis 1945, den Vertriebenen aus dem Sudetenland oder aus Grasengrün (Landkreis Karlsbad). Hinzu kommen Tafeln auf Steinen vor Gedenkbäumen.

    Geschockt über panzerartiges Sturmgeschütz

    Kulturausschuss-Mitglied Wolfgang Tröster berichtete, Freunde aus Frankreich hätten die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als sie hier den Gedenkstein der ehemaligen Sturmartilleristen mit dem panzerartigen Sturmgeschütz sahen. Tröster: „Hier ist der Hitler-Geist noch immer da.“ Er vermute dass der darüber stehende Spruch „Den Toten zum Gedächtnis, den Lebenden zur Mahnung“ nicht unbedingt im Sinne von „Nie wieder Krieg“ gemeint ist. „Den Lebenden zur Mahnung“ könne auch bedeuten, sich erneut bedingungslos für Deutschland einzusetzen.

    Der Heßlarer Stadtrat Uwe Mehling prangerte auch den Spruch an, der auf dem Friedhof seiner Heimatgemeinde zu finden ist: „Sie starben für Gott und Vaterland, drum seien ihre Namen mit Lob genannt.“

    Neutrale Erinnerungstafeln in den meisten Orten

    In den meisten Ortschaften des Stadtgebiets finden sich auf den Friedhöfen eher neutrale Erinnerungstafeln, auf denen es beispielsweise wie in Karlburg heißt: „Die Gemeinde Karlburg gedenkt der Gefallenen.“ Und dann folgen die Namen.

    Bürgermeister Paul Kruck sagte, bei Ergänzungstafeln gebe es kaum „die ideale, die alles ins rechte Licht rückt“. Tröster zitierte aus einer Tafel der Stadt Mainbernheim, auf der es heißt: „Die Stadt Mainbernheim ist sich dieser aus dem Zeitgeist geborenen Geschichtslüge bewusst. Dennoch soll das Denkmal als Mahnung erhalten bleiben. Es soll fortan verstanden werden als Erinnerung an alle Menschen, die durch Kriege Rassenhass und Verfügung Leid erfahren haben.“ Zuvor ist noch ausführlich erklärt, was am Text der Stele heute nicht mehr vertretbar ist.

    Vorschläge für eventuelle Zusatztafeln

    Im Karlstadter Ehrenhain gibt es bereits eine Zusatztafel mit folgender Inschrift: „Zum Gedenken an die Opfer der Terrorherrschaft von 1933 bis 1945, die durch Rassenwahn, politische Verfolgung Leben, Gesundheit oder Heimat verloren. Ihr Leid mahnt uns, Freiheit und Frieden zu bewahren. Zum 50. Jahrestag der „Reichskristallnacht“ (1938 - 1988). Errichtet von der Stadt Karlstadt.“

    In Laudenbach wurde vor einigen Jahren eine Zusatztafel angebracht mit folgendem Text: „Niemals vergessen, niemand vergessen. Den unseligen unbekannten toten Soldaten, Flüchtlingen, Heimatvertriebenen sowie den jüdischen Mitbürgern zum Gedenken.“

    Isabel Ruf ergänzte, es obliege in erster Linie oder pädagogischen Arbeit von Eltern und Lehrern, Aufklärungsarbeit zu leisten.

    Am Ende der Diskussion blieb der Vorschlag des Bürgermeisters an Wolfgang Tröster, Vorschläge für eventuelle Zusatztafeln zu machen, und die Anregung, sich das „Sammelsurium“ noch einmal näher anzuschauen.

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