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LOHR: Sozialkunde mit einem Offizier der Bundeswehr

LOHR

Sozialkunde mit einem Offizier der Bundeswehr

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    Bundeswehr-Jugendoffizier Oberleutnant Christian Rumpel zu Gast am Gymnasium Lohr.
    Bundeswehr-Jugendoffizier Oberleutnant Christian Rumpel zu Gast am Gymnasium Lohr. Foto: Foto: Björn Kohlhepp

    Einen besonderen Sozialkunde-Unterricht hatten am Mittwoch Zwölftklässler des Lohrer Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasiums: Bundeswehr-Jugendoffizier Oberleutnant Christian Rumpel, 28, der aus Gänheim stammt, hat drei Sozialkunde-Kursen einen Vortrag über Sicherheitspolitik, Anzeichen von Stabilität und Instabilität bei Ländern, zerfallende Staaten und den Einsatz der Bundeswehr in Mali gehalten.

    Rumpel ist einer von zwei Jugendoffizieren der Bundeswehr in Veitshöchheim und als solcher regelmäßig zu Vorträgen an Schulen. Er betonte, dass sein Besuch keine Werbeveranstaltung für die Bundeswehr sein soll – und tatsächlich war der Vortrag bildungspolitischer Natur.

    Abriss über Sicherheitspolitik im 21. Jahrhundert

    Sozialkundelehrer Sebastian Krahn warb vor dem zweiten von drei Durchgängen damit, dass der Vortrag eine „ganz spannende Geschichte“ und ein „sehr guter Abriss über Sicherheitspolitik im 21. Jahrhundert“ sei. Immer wieder versuchte Rumpel, die Schüler durch Fragen zum Mitdenken zu bewegen, und die Gymnasiasten waren konzentriert bei der Sache.

    Der Jugendoffizier berichtete, dass mit derzeit rund 65 Millionen zwangsweise Vertriebenen weltweit die Zahl so hoch wie nie seit dem Zweiten Weltkrieg ist. Die Zahl steige derzeit allerdings nicht weiter an. Als wichtigen Grund, warum Menschen fliehen, nannte er die bedrohte Sicherheit in ihren unterschiedlichen Ausprägungen, darunter körperliche Unversehrtheit, soziale Sicherheit, wirtschaftliche Sicherheit, Meinungsfreiheit, Religions- und Pressefreiheit.

    Mali nach Syrien am schlechtesten entwickelt im Stabilitätsindex

    Kein Land der Welt außer Syrien hat sich seit 2012 in Sachen Stabilität so negativ entwickelt wie Mali, zeigte Rumpel anhand des Indizes fragiler Staaten. Während Finnland als am stabilsten gilt, Deutschland als sehr stabil und stabiler als die USA, gelten viele Länder in Afrika, im Nahen Osten und am Hindukusch als äußerst instabil. Merkmale von Staatszerfall seien ein schwaches staatliches Gewaltmonopol, wenige staatliche Dienstleistungen und instabile politische Verhältnisse.

    Rumpel erklärte, wie es zum Bundeswehreinsatz im ehemaligen „Vorzeigestaat“ Mali kommen konnte, dem mit knapp 1000 Soldaten im Moment größten, noch vor dem in Afghanistan. 2012 wollte das Volk der Tuareg im Nordosten Malis seinen eigenen Staat gründen. Islamistische Gruppen nutzten die Spannungen aus, taten sich mit den Tuareg zusammen und eroberten mit ihnen Städte, in denen die Scharia eingeführt wurde.

    Nach Intervention Frankreichs UN-Blauhelmeinsatz

    Viele Waffen kamen unkontrolliert ins Land und schließlich besetzten Tuareg und Islamisten 2013 den gesamten Nordosten. Der Staat war damit zerfallen, ein Nährboden für Terrorismus und eine Route für Schlepper, Schleuser und organisierte Kriminalität geschaffen. Nach der Intervention Frankreichs beschlossen die Vereinten Nationen einen Blauhelmeinsatz.

    An dieser insgesamt 15 000 Mann starken UN-Stabilisierungsaktion in Mali, MINUSMA genannt, beteiligt sich auch die Bundeswehr, vor allem durch Aufklärungstätigkeiten, Sicherungsaufgaben und Pionierarbeit, etwa dem Räumen von Minen. Aktuell läuft das Mandat bis 30. April 2018. Die Städte sind inzwischen von den Rebellen befreit.

    „Vernetztes Handeln“ soll Stabilität bringen

    Deutschland verfolge dabei den Ansatz „vernetzten Handelns“, soll heißen Militär, Polizei, Diplomatie, Entwicklungszusammenarbeit und zivile Helfer arbeiten zusammen. Kampfhandlungen kämen von Bundeswehrsoldaten nur, wenn sie angegriffen würden, was häufig genug der Fall sei.

    „Gibt's denn eine Besserung?“, wollte eine Schülerin wissen. Schließlich laufe der Einsatz ja schon seit Ende 2013. Rumpel machte deutlich, dass die Stärkung des Staates etwa durch die Ausbildung malischer Soldaten und Polizisten „keine Aufgabe von zwei, drei Jahren“ sei. Man wolle ein „Fass ohne Boden“ wie in Afghanistan von Anfang an vermeiden.

    Das brachte einen Schüler zu der Frage: „Warum gilt Afghanistan als sicheres Herkunftsland, wenn da so viele Einsätze sind?“ Dazu wolle er sich keine Meinung anmaßen, sagte Jugendoffizier Rumpel. Die Politik habe sich darüber offenbar Gedanken gemacht.

    Am Ende sagte Rumpel: „Deutschland macht keinen so schlechten Job, wie es teilweise in den Medien dargestellt wird.“

    Zur Person Christian Rumpel, 28, stammt aus Gänheim und ist einer von zwei Jugendoffizieren des Bundeswehr-Standorts Veitshöchheim. Der Oberleutnant hat 2009 sein Abitur in Karlstadt gemacht, wo er den jetzigen Lohrer Schulleiter Bernd Rottenbacher als Geschichtslehrer hatte. Gleich nach dem Abitur schlüpfte er in die Uniform und machte seine Grundausbildung in Hammelburg. Anschließend studierte er bei der Bundeswehr in München Bauingenieurwesen. Bevor er Jugendoffizier wurde, arbeitete der Pionier von Ingolstadt aus an Dingen wie Containern und einer Trinkwasserversorgung für Mali mit. Rumpel wohnt mit Frau und zwei Kindern in Würzburg und zählt Fußballspielen, Borussia Dortmund, Kochen, Skifahren und Windsurfen zu seinen Hobbys.

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