Die von Gisela Goldstein geplante Spielothek wäre dreigeteilt. In ein 158 Quadratmeter großes Internet-Café mit Spielautomaten, ein 127 Quadratmeter großes Internet- und Billard-Cafe sowie die eigentliche Spielothek mit Glücksspielautomaten auf 158 Quadratmetern Fläche. Zu letzterer hätten Jugendliche kraft Gesetz keinen Zutritt.
Die von Außen sichtbaren Änderungen am Einkaufsmarkt wären minimal: Es würden mehrere Türen und einige Fenster eingebaut. Mit Sozialräumen sind 555 Quadratmeter des Gebäudes überplant. Von den 52 Parkplätzen im Hof würden 43 der Spielothek und neun der Zehntscheune zugerechnet, die ebenfalls der Familie Goldstein gehört.
Über die Spielothek hatte Gisela Goldstein schon im Februar kurzfristig eine Bauanfrage eingereicht, aber wieder zurück gezogen, weil sie der Ausschuss nicht behandelt hatte. "Im Rahmen des vorhandenen Dorfgebietes kann das nicht verwirklicht werden", zitierte Bürgermeister Karl Mühlbauer die damals eingeholte Stellungnahme des Landratsamtes Main-Spessart. In einem Dorfgebiet seien Vergnügungsstätten nur bis 100 Quadratmeter Größe erlaubt. Erlaubt seien in einem Dorfgebiet "nicht wesentlich störende Betriebe", zur Versorgung der Bewohner nötige Handwerker und Geschäfte sowie Tankstellen, Schank- und Speisegaststätten. Das für eine Genehmigung eines derart großen Vergnügungsbetriebes nötige Kerngebiet könne in Zellingen nicht ausgewiesen werden.
Für ihn seien nur die zu erwartenden Emissionen maßgebend (also vor allem Lärm und Geräusche), sagte der Bürgermeister anschließend. Und da beurteile er eine Spielothek nicht anders als eine Schank- und Speisegaststätte. Auf die Nachfrage von Gemeinderat Heribert Zull, ob es da nicht deutliche Unterschiede bei den Öffnungszeiten gebe, erklärte Mühlbauer, die Gesetzeslage habe sich seit Jahresbeginn völlig geändert: Jede Wirtschaft dürfe inzwischen bis auf die Putzstunde von 5 bis 6 Uhr morgens rund um die Uhr betrieben werden.
Nicht zufrieden mit der Aussage des Landratsamtes war Gemeinderat Wolfgang Rupp. Er hatte eine klarere Aussage erwartet. Doch auch der Gemeinderat habe seine Aufgabe, die "gewaltige Umstrukturierung" im Ort zu lenken, nicht erfüllt und werde jetzt kalt erwischt. Zudem greife eine solche Einrichtung einem künftigen Jugendforum vor.
Moralische Bedenken hatte Gemeinderat Rudi Röder: "Eine Spielothek mitten im Ort und im Umgriff der Kirche und der Grundschule?" Gemeinderat Erwin Heßdörfer erschrak über die Größe und vermisste ein Gesamtkonzept.
Auch Gisela Goldstein, die zur Sitzung gleich den künftigen Betreiber mitbrachte, ließ der Ausschuss zu Wort kommen. "Ich würde sehr gerne wieder einen Lebensmittelmarkt dorthin bringen", erklärte sie. Das sei aber sehr schwer, gehe nur auf etwa 700 Quadratmetern als Nahversorgungsladen und der geplante Lidl-Markt in Retzbach sowie die im Verkehrskonzept vorgeschlagene Schließung der alten Mainbrücke erschwerte die laufenden Verhandlungen.
Andererseits habe sie den Zellingern einen solchen Markt versprochen und wünsche sich auch Unterstützung der Gemeinde. Zudem wüssten Jugendliche in Zellingen nicht, wo sie hingehen sollten. Internet-Café und Billard verführten die Jugendlichen nicht.
Für den Fall, dass ihre Bemühungen für einen Lebensmittelmarkt scheitern oder Fläche übrig ist, bot sie der Gemeinde an, etwa 100 Quadratmeter als Jugendtreff zur Verfügung zu stellen - für das erste Jahr sogar mietfrei. Notfalls werde sie eine Art Freizeitzentrum bauen, etwa mit einem Tanzcafé auf der Restfläche.
Auf die Spielothek verzichten, was der zweite Bürgermeister Manfred Lauter fragte, will Gisela Goldstein nicht. Und auch die im Gewerbegebiet Zellingen vorhandene will sie nicht schließen.
"Ich sehe im baulichen Teil und der Größe keinen Ablehnungsgrund", befand Bürgermeister Karl Mühlbauer vor der Abstimmung. Gemeinderat Rudi Röder schwebte dagegen die Planung zu sehr und die Nutzungsänderung gehört seiner Meinung nach in den Gemeinderat. Für die Spielothek stimmten nur Bürgermeister Karl Mühlbauer, sein Stellvertreter Manfred Lauter und Gemeinderätin Christine Dietrich, dagegen stimmten sieben Räte.