Die Karlstadter Stadtratsfraktionen sind sich einig, etwas für die Kinder zu tun. Statt der üblichen 32 000 Euro zur Erneuerung der Kinderspielplätze wurden 70 000 Euro in den Jahreshaushalt eingestellt. Doch wie das Geld nun am besten zu verwenden ist, darüber gab's in der Sitzung des Jugend-, Familien-, Sport-, Schul- und Kulturausschusses am Donnerstag unterschiedliche Meinungen.
28 Spielplätze gibt es insgesamt in der Stadt und den Stadtteilen. Für deren Unterhalt (Reparaturen, Pflege, technische Überprüfung) sind 110 000 Euro pro Jahr vonnöten. Für die Neuanschaffung von Spielgeräten sind heuer erstmals 70 000 Euro eingeplant.
Schöner Vorschlag, hohe Kosten
Um ein Konzept zu entwickeln und ein Gespür für die Kosten zu bekommen, hat die Stadt mit drei Spielgeräteherstellern Kontakt aufgenommen. Diese haben fünf Spielplätze besucht und dafür Vorschläge gemacht. Markus Bauer von der Tiefbauabteilung der Stadtverwaltung stellte exemplarisch den Entwurf der Firma Spessart Holzgeräte für den Spielplatz in der Karlburger Edelweißstraße vor.
Die Ausschuss-Mitglieder staunten über die tollen Spielgeräte aus Holz für kleinere und größere Kinder: ein Spielschiff, Kletterelemente, ein Sandlabor, Schaukel und Reck, Sitzplätze für die Eltern und nebenan sogar eine Seilbahn. Sie staunten aber auch über die Kosten von 93 000 Euro, zu denen noch 55 000 Euro für den Abbau der alten Anlage kämen. Die Vorschläge der anderen Hersteller – mit mehr Plastik- oder Metallanteilen – seien vergleichbar, sagte Markus Bauer: „10 000 Euro hoch oder runter.“
Natürliche Elemente
„150 000 Euro sind ein Wort“, waren sich Stefan Rümmer (SPD) und Michael Hombach (CSU) einig. Hombach sagte: „Wichtig ist mir nicht, dass wir möglichst viel Geld ausgeben; wichtig ist doch der pädagogische Effekt. Welche Möglichkeiten haben wir, mit dem Bauhof etwas zu schaffen, etwa einen Wasserlauf oder einen Klettertunnel?“
Markus Bauer sagte, für Wasserläufe auf Spielplätzen sei zumindest Badewasserqualität vorgeschrieben, Trinkwasserqualität empfohlen. Das sei also nicht einfach umzusetzen.
Wolfgang Tröster (Grüne) fasste das Offensichtliche zusammen: „Was bleibt dann für die anderen Spielplätze, wenn wir einen so toll ausbauen?“ Er plädierte dafür, „Naturelemente“ einzubringen. Bei der Dorferneuerung Laudenbach seien dafür Ideen erarbeitet worden. „Wenn Sie ein Konzept haben, dann tun Sie's halt her“, erwiderte der Bürgermeister.
Sebastian Kunz (FW) vergewisserte sich: „Die Idee war doch, zusätzlich zu den bestehenden Plätzen einen besonderen zu schaffen, nicht wahr? Etwas mit Wasser oder Wald oder zum Klettern.“ Bürgermeister Kruck wollte darüber Klarheit: „Nehmen wir das Extra-Budget für alle oder schaffen wir einen besonderen Spielplatz?“
Besondere Schwerpunkte gewünscht
Stefan Rümmer sagte, Schwerpunkte zu setzen und beispielsweise in jedem Stadtteil einen besonderen Platz herzurichten, fördere auch die Mobilität der Kinder. Uwe Mehling (CSU) sprach sich dafür aus, das Budget einige Jahre lang auf dem erhöhten Niveau zu belassen und in mehreren Jahren Schwerpunkte aufzubauen. Martha Bolkart-Mühlrath (SPD) sagte, es sei doch klar, dass die Gerätehersteller ihre Geräte verkaufen wollen. „Wir müssen uns selbst Gedanken machen.“
Bürgermeister Kruck versprach, sich über Wasserspielplätze zu informieren. Er nahm aus der Diskussion mit, dass Schwerpunkte gewünscht seien. Nach der Sommerpause soll das Thema erneut besprochen werden.
Spielen am Brücklein
Allerdings ging's gleich beim nächsten Tagesordnungspunkt weiter mit der Diskussion. Die CSU-Fraktion hatte beantragt, im Baugebiet „Am Brücklein“ in Karlburg eine „Ballspiel- und Bewegungsfläche“ zu errichten. Dies sei zum einen im Bebauungsplan vorgesehen, zum anderen von den Anwohnern gewünscht. 28 Kinder unter acht Jahren leben laut Antrag in diesem Gebiet.
Markus Bauer erklärte, dass eine rund 440 Quadratmeter große Fläche dafür prinzipiell bereit stünde. Allerdings falle das Grundstück nach hinten ab; für einen Bolzplatz wäre eine ebene Fläche nötig, außerdem ein Zaun, Tore, Fangnetze. Es sei mit Lärmbelästigung zu rechnen. „Ein Bolzplatz ist da nicht machbar“, stellte der Bürgermeister klar.
Eine günstige Lösung sei, mit Erdaushub einen Hügel zu errichten – dadurch einen Kriechtunnel, darauf eine Rutsche. Das koste „vielleicht 7500 Euro“, schätzte Bauer. Wenn ein Zaun und Bäume zur Beschattung gewünscht seien, werde es teurer.
Anja Baier (Grüne) erklärte, sie sehe dort grundsätzlich keine Notwendigkeit für einen Spielplatz; zwei andere Spielplätze in Karlburg seien fußläufig erreichbar. Michael Hombach sagte, dazu müssten die Kinder gefährliche Straßen überqueren.
Bürgermeister Kruck sagte, der Spielplatz müsse aus der Haushaltsstelle mit besagten 70 000 Euro finanziert werden. Er sehe die Möglichkeit, dort mal etwas auszuprobieren. Wenn zusätzlich zwischen dem Theresienheim und der AOK ein Spielplatz gebaut werde, „wäre das unser Programm von heuer“.
Mit 6:3 Stimmen ging an die Verwaltung der Auftrag, ein Konzept für eine Spiel- und Bewegungsstätte im Baugebiet „Am Brücklein“ zu entwickeln.