Aus Anlass des „Weltkatzentages“ am 8. August eröffnete das Lohrer Schulmuseum eine neue Sonderausstellung mit dem Titel „Stubentiger und Raubkatzen“. Gezeigt werden neben Bilderbüchern und Fibeln für den Unterricht in der ersten Klasse aus dem 19. und 20. Jahrhundert auch Katzenpräparate sowie Schulwandbilder, die im Heimat- und Sachkundeunterricht der Veranschaulichung dienten.
Schon im alten Ägypten wurde die Katze geschätzt und sogar als Gottheit verehrt. Sie wurde in figürlichen Darstellungen verewigt, z.B. als Göttin Bastet, und es sind zahlreiche Katzenmumien aus dieser Zeit erhalten. Dass sich auch Griechen und Römer in der Antike Hauskatzen hielten, ist auf verschiedenen Vasenbildern zu sehen. Bei den Germanen zogen zwei Katzen den Wagen der Göttin Freya, der Göttin der Liebe und der Fruchtbarkeit.
Nach soviel Verehrung folgte mit dem Mittelalter eine dunkle Zeit für Katzen. Im Aberglauben galten die Tiere als Begleiter von Hexen und wurden als Unglücksbringer verfolgt, gequält, verbrannt. Noch heute sollen schwarze Katzen, vor allem wenn sie von links kommen, Unglück bringen. Viele Sprichwörter greifen Katzen und die ihnen zugeschriebenen Eigenschaften auf.
Einige Beispiele: „Falsch wie eine Katze“, „Hüte dich vor Katzen, die vorne lecken und hinten kratzen“, „katzbuckeln“, „Der Katze Scherz ist der Mäuse Tod“, „Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch“, „Die Katze kann das Mausen nicht lassen“, „Wie Hund und Katz sein“, „Das ist für die Katz.“ oder „Einen Kater haben“.
Die bekanntesten Bücher zum Thema sind wohl „Der Struwwelpeter“, „Der gestiefelte Kater“ und „Die Bremer Stadtmusikanten“. Modernere Versionen liegen in Walt Disneys „Aristocats“ vor, im Comic „Tom und Jerry“, im Erfolgsroman „Felidae“ von Akif Pirincci und in „Catwoman“, der Gegenspielerin von Batman.
Die Katze zeigt sich hier von ganz unterschiedlichen Seiten. Als treue und intelligente Hausgefährten, die das traurige Ende schon voraussehen, warnen zwei Katzen im „Struwwelpeter“ das zündelnde Paulinchen.
Auch im Märchen hat die Katze ihren Platz. „Die Bremer Stadtmusikanten“ spielen in einer Zeit, als die Katze in erster Linie als Nutztier, also zum Fangen von Mäusen und Ratten gehalten wurde. Als sie diese Aufgabe nicht mehr erfüllen kann, ist sie unnütz und soll beseitigt werden. Um diesem Schicksal zu entgehen, flieht die Katze und trifft auf andere „aussortierte“ Nutztiere. Zusammen sind die Tiere stark und können vereint die Menschen (sinnbildlich als Räuber dargestellt) überlisten.
Angefangen von der Perserkatze, Birmakatze, Angorakatze, der Siamkatze und seit einiger Zeit auch haarlosen Nacktkatzen gibt es mittlerweile eine unüberschaubare Zahl verschiedenster Katzenrassen mit unterschiedlichstem Aussehen und Charakter.
Im gestiefelten Kater bringt es der arme Müllersohn durch die List und Schlauheit seines geerbten und zuerst als nutzlos betrachteten Katers zu Reichtum und Glück. Das Tier wird vermenschlicht und tritt in Kleidern und Stiefeln als treuer Begleiter seines Herrn auf, ja ist diesem sogar an Intelligenz und Voraussicht weit überlegen. Mutig tritt der Kater dem Zauberer gegenüber, selbst als dieser sich in einen Löwen verwandelt.
Wie sich die Mäusejagd aber auch unterschwellig ideologisch ausdeuten ließ, wird in dem Kinderbuch „Der kleine Peter in der Katzenstadt“ aus dem Jahr 1933 deutlich. Textauszug: „Peter packt die Maus mit den Zähnen und rennt die Stiege hinauf. Die muss er dem Herrn Lehrer zeigen. Die Katzenkinder laufen alle mit. Gerade kommt der Herr Lehrer die Stiege herunter. Stolz bleibt Peter stehen, die Maus im Mäulchen. Herr Katzelberger ist starr vor Staunen: Die hast du gefangen? – Peter, du bist ein tapferer Junge! Ich gratuliere dir!? Und er schüttelt Peter voll Freude das Pfötchen. Sehr stolz geht Peter heim. Was werden die Eltern sagen?“
Leicht lässt sich erahnen, dass solche Texte auch dazu verwendet werden konnten, beim Leser Mitleid mit den Schwachen, die ja doch nur Schädlinge waren, auszuklammern – eine Tendenz hin zur Rassenlehre der Nazis wird deutlich.
Zur Familie der Katzen gehören natürlich auch die nicht domestizierten Verwandten, also Wildkatzen, Luchse und Ozelote, die zu den Kleinkatzen zählen, sowie die Großkatzen Löwe, Tiger, Leopard, Jaguar, Panther usw. Während unsere Hauskatze als Stubentiger in beinahe jedem sechsten deutschen Haushalt lebt, und in der Beliebtheitsskala den ersten Platz noch vor dem Hund einnimmt, kämpfen ihre wilden Verwandten ums Überleben. So ist beinahe jede der genannten Arten in ihrem Bestand bedroht, besonders dramatisch sieht es beim sibirischen Tiger und dem Schneeleoparden aus, von denen nur noch wenige Exemplare existieren.
Das Lohrer Schulmuseum ist von Mittwoch bis Sonntag und an allen gesetzlichen Feiertagen jeweils von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Gruppenführungen sind auch gesondert möglich. Absprache unter Tel. (0 93 52) 49 60.