„Mir zittern jetzt noch die Knie“, sagt Hanna Kiefer mit leiser Stimme. Sie steht in ihrem Wohnzimmer, blickt auf ein großes Loch in der Fensterscheibe. Der Vorhang hängt schief, der graue Teppichboden ist übersät mit Scherben, Federn, Körnern. Die 76-Jährige hatte am Dienstagabend ungebetenen Besuch. Eine Taube war urplötzlich durch die Fensterscheibe geflogen und hat im Zimmer eine Spur der Verwüstung hinterlassen.
Auch am Mittwochvormittag ist Hanna Kiefer der Schreck vom Vorabend noch deutlich anzumerken. Immer wieder blickt sie auf das Malheur. „Ich kam gerade aus der Stadt, hatte noch meine guten Sachen an“, erzählt sie. Es war gegen 18.30 Uhr, Hanna Kiefer saß in der Küche vor dem kleinen Fernseher und sah sich die Serie „Verbotene Liebe“ an, als es plötzlich im Zimmer nebenan laut wurde. „Ich dachte mir 'da klirrt doch irgendwas'.“ Sie berichtet von „furchtbarem Krach und Gezeter“. „Mein erster Gedanke war ein Einbrecher“, sagt die 76-Jährige, die allein in ihrer Wohnung im Lärchenweg lebt.
Langsam schlich sich die Rentnerin von der Küche ins Wohnzimmer. „Und dann sah ich diesen großen Vogel. Ich bin zu Tode erschrocken, habe gebrüllt und geschrien.“ Der „Einbrecher“ war eine Taube, die das Doppelglasfenster durchschlagen hatte und im Wohnzimmer von Hanna Kiefer gelandet war – und trotz des Aufpralls noch lebte. In ihrer Not rief Kiefer ihren Nachbarn zur Hilfe. Dieser fing das flatternde Tier ein und ließ es im Garten frei, wo es auch recht schnell verschwand. „Ich hätte das Tier nicht anfassen können“, gesteht Kiefer.
Sie berichtet, die Taube habe aus dem Schnabel geblutet. Kiefer vermutet, dass sie sich auch am Kropf verletzt hat, da überall im Zimmer Körner zu finden waren. „Ich habe noch nie erlebt, dass eine Taube mit solch einer Wucht durch ein Doppelfenster fliegt.“ Am Mittwochmorgen begutachtete dann ein Handwerker den Schaden, die Versicherung am Nachmittag. Das Fenster muss komplett ausgetauscht werden und den Boden möchte Kiefer nun ebenfalls erneuern lassen.