Lohr

Tourismus in Lohr fast auf Vor-Krisen-Niveau

Im Lohrer Schloss war das Landratsamt für den Kreis Lohr untergebracht. Diese Ära endete, als vor 50 Jahren, am 13. Februar 1973, die Entscheidung für Karlstadt als Sitz des neuen Main-Spessart-Kreises fiel.
Foto: Thomas Josef Möhler | Im Lohrer Schloss war das Landratsamt für den Kreis Lohr untergebracht. Diese Ära endete, als vor 50 Jahren, am 13. Februar 1973, die Entscheidung für Karlstadt als Sitz des neuen Main-Spessart-Kreises fiel.

Die Lohrer Stadtführungen haben im vergangenen Jahr fast wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht, ebenso die Übernachtungszahlen. Das hat Touristinfo-Leiter Jürgen Goldbach am Freitag beim Saisonauftakttreffen der Lohrer Stadtführerinnen und Stadtführer im Gasthaus Schönbrunnen bekannt gegeben. Mit Georg Cura und Helmut Larösch wurden zwei langjährige Stadtführer verabschiedet.

Nach Goldbachs Worten "haben wir ein hervorragendes Jahr hinter uns, auch 2023 hat gut angefangen". Wenn die "wahnsinnig erfolgreiche" Führung zum Weltgästeführertag Ende Februar mit rund 150 Teilnehmern ein Omen für dieses Jahr sei, "kann uns nichts passieren". So viele Teilnehmer habe eine Stadtführung noch nie gehabt.

Mit 402 Stadtführungen im vergangenen Jahr sei die Zahl gegenüber 2021 (236) um gut 70 Prozent gesteigert worden. Damit sei man "noch nicht ganz da, wo wir vor Corona waren". Die Zahl der Stadtführungen mit Gang auf den Bayersturm sei von drei im Jahr 2021, als der Turm wegen der Corona-Pandemie die meiste Zeit geschlossen war, auf 98 im vorigen Jahr gestiegen.

40 Prozent im Kostüm

Die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhöhte sich nach Angaben des Touristinfo-Leiters um 88 Prozent von knapp 4000 auf 7347. Durchschnittlich 17 Personen seien bei einer Führung dabei gewesen. Den Anteil der Kostümführungen bezifferte Goldbach auf knapp 40 Prozent.

Bei den Übernachtungszahlen hat es Lohr laut Goldbach "fast geschafft, an das Rekordjahr 2019 mit über 90.000 Übernachtungen anzuknüpfen". Im vergangenen Jahr seien 87.328 Übernachtungen in Häusern ab zehn Betten registriert worden, 2021 seien es gut 75.000 gewesen.

Wenn man bedenke, dass bei den aktuellen Zahlen die Jugendherberge nicht mehr dabei sei, "sind wir bereinigt eigentlich über dem Rekord von 2019". Die Zahl der Gästeankünfte habe sich von circa 29.500 um 20 Prozent auf knapp 35.500 erhöht, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer auf 2,5 Nächte.

Kulturspaziergänge sollen nach Goldbachs Worten von April bis Oktober wieder zwei Mal im Monat angeboten werden. Im vorigen Jahr seien es 14 gewesen mit 341 Teilnehmern gegenüber 227 im Jahr 2021. Dazu seien neun Führungen zum Weihnachtsmarkt mit 136 Teilnehmern gekommen, was 2021 wegen Corona komplett ausgefallen sei.

Um die Zukunft der Stadtführungen muss sich der Touristinfo-Leiter keine Sorgen machen. Er berichtete von einem derzeit laufenden Vorbereitungskurs in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule mit elf Personen. Der Kurs ende im April, Goldbach hofft auf ein "schönes, neues Potpourri". Tessa Feller erfuhr auf Nachfrage, dass einige auch Führungen auf Englisch machen wollen, und bot ein Coaching an. Schneewittchen-Darstellerinnen hat Goldbach nach eigenen Angaben derzeit auch genug.

Verlies stößt auf Interesse

Während des Kurses sei die Idee zu einer Führung ins Verlies unter dem alten Rathaus entstanden. Auf Veröffentlichungen in Facebook und auf Instagram habe es eine "Riesenresonanz" gegeben. Die Touristinfo habe viele Zuschriften erhalten. Goldbach denkt an eine Kurzführung mit einer Viertelstunde im alten Rathaus und weiteren 15 Minuten im Verlies und sucht dafür noch Führer.

Wolfgang Vorwerk, der Vorsitzende des Geschichts- und Museumsvereins, hat laut Goldbach Stadtführungen zu 13 jüdischen Gedenkorten in Lohr angeregt. Eine entsprechende Unterseite im städtischen Internetauftritt werde gerade erstellt.

Die Selbsthilfegruppe der Schwerhörigen habe angefragt, ob die Stadtführer Mikrofone benutzen könnten, damit die Schwerhörigen ihre Induktionsgeräte tragen könnten, so Goldbach. Das ist laut Bernhard Schneider kein Problem, bei Gästegruppen von Schweizer Flussschiffen seien Führungen per Mikro üblich, die Gäste hätten alle einen "Knopf im Ohr".

"Was Sie tun, den Gästen unsere Stadt zu zeigen, ist überaus wichtig", betonte Bürgermeister Mario Paul. Denn alle Lohrer wüssten, wie traditionsreich die Stadt sei, aber auch wie zukunftsgewandt, wie schön und liebenswert. Aber das nütze nichts, wenn niemand den Gästen davon erzähle. Das überaus große Echo auf die Führung zum Weltgästeführertag habe gezeigt, "dass es viel zu erzählen gibt, was auf großes Interesse stößt".

"Kostümführung schlechthin"

Die Tätigkeit der Gästeführerinnen und Gästeführer sei kein Job, sondern Berufung. Es gehöre einiges dazu, "die Stadt den Gästen zu zeigen und unterhaltsam zu erzählen, was war und was womöglich sein wird". Die neue Saison stehe vor der Tür. Der Bürgermeister erwartet angesichts der vielen Nachfragen viele bis sehr viele Gäste in diesem Jahr.

Als "Kostümführung schlechthin" bezeichnete Paul Georg Cura in der Rolle des "Lohrer Nachtwächters", der damit die Tradition des Lohrer Originals Hans Schecher fortgesetzt habe. Neben den offiziellen Stadtführungen habe Cura auch zahlreiche Führungen zu Geburtstagen, Hochzeiten und anderen Anlässen absolviert und sei von 2007 bis 2022 auf die unglaubliche Zahl von 1049 Nachtwächterführungen gekommen.

Rund 500 Führungen

"Wir werden Sie sehr vermissen", erklärte Paul. In Curas Schuhe "muss erst mal einer 'reinschlüpfen", meinte Goldbach. Die Führungen hätten ihm immer Spaß gemacht, sagte Cura. Dadurch habe er als Zugezogener die Stadt richtig kennengelernt, "Lohr ist dadurch zu meiner Stadt geworden, in der ich mich wohl und daheim fühle".

In Abwesenheit von Helmut Larösch würdigte Bürgermeister Paul auch dessen Verdienste als Stadtführer. Von 2001 bis 2022 habe der gebürtige Mittelsinner und leidenschaftliche Sammler von Elefantenfiguren rund 500 Stadtführungen geleitet.

Mario Paul (rechts) und Jürgen Goldbach (links) verabschiedeten den 'Lohrer Nachtwächter' Georg Cura.
Foto: Thomas Josef Möhler | Mario Paul (rechts) und Jürgen Goldbach (links) verabschiedeten den "Lohrer Nachtwächter" Georg Cura.
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