Die Lohrer Bosch Rexroth AG plant offenbar, ihren Geschäftsbereich Pneumatik zu verkaufen. Am Montag bestätigte Pressesprecherin Judith Mühlich auf Anfrage der Main-Post, dass es „Kontakte mit Kaufinteressenten“ gebe. Zu den laufenden Gesprächen gebe man jedoch keine Auskunft.
Pneumatik ähnelt hydraulischen Anwendungen, wobei statt mit Hydrauliköl mit Luftdruck gearbeitet wird. Weltweit beschäftigt Rexroth in dieser Sparte rund 2300 Mitarbeiter. Der Standort Lohr wäre von einem Verkauf allerdings nicht betroffen. Die Rexroth Pneumatik ist in Deutschland in Laatzen und Gronau bei Hannover angesiedelt. Weitere Standorte gibt es in China, Frankreich, Schweden, Ungarn und den USA.
Laut Rexroth-Sprecherin Mühlich prüft das Unternehmen bereits seit einigen Monaten „strategische Optionen für das Pneumatikgeschäft“. Zwar habe die Sparte „attraktive Entwicklungschancen“, jedoch zum großen Teil außerhalb der Märkte, die Rexroth bedient.
Außergewöhnliche Entwicklung
In der Vergangenheit glänzte die Rexroth-Pneumatik offenbar nicht unbedingt durch üppigste Gewinne. Die Ergebnissituation sei einer der Gründe, weswegen Rexroth nun auch einen Verkauf prüfe, so Mühlich. In der jüngeren Vergangenheit habe sich die wirtschaftliche Lage der Sparte allerdings verbessert. 2011 habe es sogar eine „außergewöhnliche wirtschaftliche Entwicklung“ gegeben.
Genaue Zahlen nennt Rexroth zu seinen Spartenergebnissen traditionell nicht. Nach Informationen der Main-Post erwirtschaftete die Pneumatik 2011 jedoch einen Gewinn in Höhe von knapp 42 Millionen Euro.
Michael Brozy, Betriebsrat der Bosch Rexroth Pneumatics GmbH in Laatzen, fordert angesichts dieses Rekordergebnisses der Pneumatik einen Verzicht auf den Verkauf der Sparte. Sollte sich Bosch Rexroth dennoch zum Verkauf entscheiden, müsse eine Zerschlagung des Geschäftsbereiches verhindert werden.
Kundgebung vor dem Werkstor
Überdies müsse Bosch von einem möglichen Käufer eine Standort- und Beschäftigungsgarantie für mindestens fünf Jahre verlangen, so die Forderung der Arbeitnehmervertreter. Die Geschäftsleitung habe zuletzt wohl signalisiert, dass der Verkauf der Pneumatik in den Fokus rücke, so Brozy. Zu einem früheren Zeitpunkt Mitte 2011 seien auch noch eine Stärkung der Sparte durch Zukäufe oder durch eine Zusammenarbeit mit einem anderen Anbieter im Gespräch gewesen.
Der Betriebsrat am Lohrer Rexroth-Hauptsitz will am heutigen Dienstag bei einer Kundgebung um 11.45 Uhr vor dem Werkstor am Zentralen Busbahnhof Solidarität mit den Kollegen der Pneumatik und Unverständnis für den offenbar angestrebten Verkauf bekunden. Ähnliche Kundgebungen seien an allen anderen Rexroth-Standorten geplant, sagte Thomas Nischalke, der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende in Lohr.
Bereits am Montagmorgen waren vor den Werkstoren beispielsweise in der Haaggasse Protestschilder aufgestellt. Darauf war zu lesen, dass die Rexroth-Pneumatik von Bosch verkauft werde, weil sie nur den „fünften Platz“ belege, was laut Nischalke eine Anspielung auf die Position auf dem Weltmarkt ist.
Der Standort Lohr sei von einem möglichen Kauf zumindest nicht direkt betroffen, so Nischalke. Allerdings könne Rexroth bei einem Verkauf der Pneumatik eben anders als bisher nicht mehr alle Technologien aus einer Hand anbieten.