Da gingen die Hände in die Höhe: Der Samstags-Top-Act "Massive Wagons" ließ die Masse tanzen zur besten Sendezeit auf dem Schotterfestplatz beim U&D auf dem Karlstadter Saupurzel. Wer es bis dahin noch nicht gewusst hatte, dass es sich hier um eine höchst englische Band handelt, dem wurde das spätestens in dem Moment klar, als der mit Bowler-Hat und rotem Karo bekleidete Sänger Bary Mills die Bühne stürmte.
Sofern bei der gebotenen Lautstärke zu differenzieren, handelte es sich um beatabendtypische Rockkompositionen. Daher passte es auch, dass das Quintett als Vorgruppe von Lynyrd Skynyrd und Status Quo aufspielte. Die Jungs zeigten das Hauptrepertoire einer typischen Rock-Bühnenshow, angefangen von Positionen, die das Gitarrenhockerchen vom Musikschulunterricht überflüssig machen, übers Moshen wie aus dem Lehrbuch bis zum locker auf den Monitor positionierten Spielbein.
Lockere deutsche Texte
Bei der Abschlussband "Flooot" bröckelte am Samstag zu später Stunde leider das Durchhaltevermögen der Zuhörer. Dabei lieferten die sechs Hamburger tollen Hip-Hop-Rap mit intelligenten bis lockeren deutschen Texten ("Leben muss sich lohnen" und "wichtiger als die Musik ist auf der Bühne die Visage"), sauberer Aussprache und prima Bläsersätzen mit zwei Posaunen und einer Trompete mit gelegentlichen Ausflügen ins Jazzige.
Apropos Bläser: Während früher der Freitag beim U&D ein typischer Rocktag war, ließ sich das für heuer überhaupt nicht behaupten. "The Unduster" waren mit zwei Saxofonen, Trompete und Posaune bläsermäßig bestens bestückt. Obwohl elf Leute die Bühne bevölkerten, blieb für die beiden Hauptsänger genügend Freiraum für reichlich Lauf- und Tanzsport zu der Gute-Laune-Musik zwischen Ska und Reggae.
Trompete und Harmonika
An eine Mischung aus Shantel (statt Disco Partisani hier Dizko Fatale) und 17 Hippies erinnerte das, was "Malaka Hostel" auf die Bühne zauberte. Schnelle Trompetensätze und eine (Mund-)Harmonika, bei der mancher glauben konnte, eine ganzes Akkordeon würde erklingen, waren führend bei den balkanartigen Linien.


Die Opener-Bands, die "Deafys" aus Marktheidenfeld und "Les Berrtas" mit ihren rollenden Deutsch-Texten, hatten es am Freitag etwas schwer auf der großen GMS-Bühne, machten aber einen guten Job. Um 18 Uhr war das Gelände noch nicht so stark besucht. Am Samstag eröffnete die regional bekannte Band "Zulu" mit sphärischen Klängen das Festival. Bei der Berliner Band "Grossraum Indie Fresse" war alleine schon Sängerin und Tattoo-Model Lee ein Hingucker. "Transmitter" punktete mit klaren Rhythmen aus Computergenerator, Schlagzeug und Rapgesang.
Schmankerl auf der kleinen Bühne
Auf der kleinere Sparkassen-Bühne wartete so manches Schmankerl auf die Liebhaber teils sehr harter und/oder ausgefallener Darbietungen. Beeindruckend der Schwede Bror Gunnar Jansson, der mit einer außergewöhnlich schwarzen Stimme Blues in den Karschter Stadtwald zauberte und dabei wie eine ganze Band klang. Wie er das schaffte? Rechter Fuß Base Drum und Hi Hat, linker Fuß Snare, in den Händen die Gitarre. Dass in dieser Ein-Mann-Kapelle keine Abstimmungen unter Bandmitgliedern nötig sind, versteht sich. Alles passt auf den Punkt.

Und am Samstag verausgabten sich dort beispielsweise das Schweden-Duo "Solar" mit Schlagzeug und Computer und das Duo "Medicine Boy" aus Berlin/Kapstadt mit Gitarre und Keyboard nebst Stand-Tom.
Die außergewöhnlichen Bands hatten Andreas Barthel für die Hauptbühne sowie Sandra Prockl und Jakob Schreiner für die Garagenbühne aus rund 2000 Bewerbungen ausgewählt. Die ersten beiden Tage gingen höchst professionell über die Bühne. Da stecken jahrelange Erfahrung und Leidenschaft fürs U&D drin.
