(pp) Aus einer vagen Idee ist nun ein weiteres Standbein für den Köhlerhof in Retzstadt geworden: der Rapsanbau, das Pressen des Rapses sowie der Verkauf von Rapsöl, Speiseöl aus Raps und Raps-Pellets.
„2005 ist uns das erste Mal der Gedanke gekommen, eine eigene Rapsmühle anzuschaffen und die Produkte dann selbst zu vermarkten“, erklären Karl und Birgit Köhler. „Wir wollten unabhängig von der Ölindustrie werden und auch vom Sojamarkt.“ Und der Raps war damals sehr billig. Zusammen mit Bernd Hepp aus Urspringen haben sie sich umgeschaut, etliche kleine und größere Anlagen besichtigt und sich dann doch für eine größere Anlage entschieden.
Diese Rapspresse, die durch die moderne Technik rund um die Uhr läuft, kann im Jahr bis zu 180 Tonnen Raps pressen. Das ergibt in etwa 70 000 Kilogramm Rapsöl und 110 Tonnen Pellets, wobei ein Kilogramm Rapsöl ungefähr 1,12 Litern entspricht. „Wir haben eine offizielle Rapsöltankstelle mit Zapfanlage“, erklärte Karl Köhler. Allerdings sollte man bitte vorher anrufen, dass auch jemand da ist. Der Liter Rapsöl ist deutlich preiswerter als Diesel. „Speditionen und Privatleute sind unsere Hauptabnehmer“, erklärt Birgit Köhler. Aber auch auf dem eigenen Hof wird das Rapsöl eingesetzt. So wurde bereits 2006 der erste Schlepper auf Rapsöl umgebaut und hat inzwischen ohne Probleme über 3000 Betriebsstunden absolviert.
Der Köhlerhof betreibt im Vollerwerb Ackerbau, Bullenmast, Schweinemast und hält Legehennen. 70 Hektar Ackerland (davon zwei Drittel im Umkreis bis zu 28 Kilometer) und 60 Hektar Wiesen (im Spessart) werden bewirtschaftet. Dabei werden aufgrund der Fruchtfolge nicht mehr als ein Drittel der Anbaufläche mit Raps bepflanzt. Mitte August wird der Raps ausgesät und Ende Juli geerntet.
Inzwischen bauen die Köhlers 80 Prozent des Rapses selbst an, der Rest wird dazugekauft und zu 100 Prozent verwertet. 36 Prozent ergeben Öl, 64 Prozent werden zu Raps-Pellets. „Die Raps-Pellets sind ein hochwertiges Eiweißfutter, dass vorrangig im eigenen Betrieb eingesetzt und anstatt von Soja verfüttert wird“, erklärte Karl Köhler. Rapsöl wird aber auch zu kaltgepresstem Speiseöl.