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Lohr/Gemünden: Verwirrung um Optionen beim Glasfaseranschluss: Gemündener haben eine Wahl, Lohrer nicht

Lohr/Gemünden

Verwirrung um Optionen beim Glasfaseranschluss: Gemündener haben eine Wahl, Lohrer nicht

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    Glasfaserkabel liegen zum Verlegen am Straßenrand bereit: Um die Frage, ob Kunden im Zuge des in Lohr laufenden Netzausbaus die freie Anbieterwahl haben, gab es zuletzt einiges Durcheinander. Nun steht fest: In Lohr kann man einen Anschluss aktuell nur über die Telekom buchen. Andernorts könnte das anders sein.
    Glasfaserkabel liegen zum Verlegen am Straßenrand bereit: Um die Frage, ob Kunden im Zuge des in Lohr laufenden Netzausbaus die freie Anbieterwahl haben, gab es zuletzt einiges Durcheinander. Nun steht fest: In Lohr kann man einen Anschluss aktuell nur über die Telekom buchen. Andernorts könnte das anders sein. Foto: Johannes Ungemach

    Was hat Gemünden, was Lohr nicht hat? Zumindest mit Blick auf den Glasfaserausbau lässt sich auf diese Frage antworten: In Gemünden hat man die Wahl.

    Jedenfalls werden glasfaserwillige Hauseigentümer in Gemünden, wo der Glasfaserausbau im Herbst beginnen soll, aller Wahrscheinlichkeit nach wählen können, bei welchem Anbieter sie einen Tarif buchen, um sich so einen kostenlosen Anschluss bis ins Haus zu sichern. In Lohr hingegen, wo der Glasfaserausbau seit knapp einem Jahr läuft, gibt es diese Auswahlmöglichkeit aktuell nicht.

    Anderslautende Aussagen der Telekom und der Firma GlasfaserPlus haben sich als unzutreffend entpuppt. Denn in Lohr ist zumindest bis auf weiteres die Telekom die einzige Option, um sich im Zuge des laufenden Netzausbaus einen kostenlosen Glasfaseranschluss bis ins Haus zu sichern. Ob sich das noch ändern wird, ist offen.

    Doch der Reihe nach: Vor fast genau einem Jahr unterzeichneten Mitarbeiter der Telekom im Lohrer Rathaus mit Bürgermeister Mario Paul eine Vereinbarung zum Glasfaserausbau im gesamten Stadtgebiet. Man werde, so hieß es damals, eigenwirtschaftlich ein Glasfasernetz anlegen und so bis zu 9000 Haushalten die Möglichkeit auf einen kostenlosen Anschluss bieten.

    Kaum eine Rolle spielte seither die Tatsache, dass die Arbeiten genau genommen in Regie der Firma GlasfaserPlus erfolgen, einem von der Telekom und einer australischen Investmentfirma seinerzeit gerade frisch gegründeten Gemeinschaftsunternehmen. Dieses Unternehmen trat in Lohr bis zuletzt öffentlich nicht in Erscheinung. Stattdessen waren bei verschiedensten Terminen wiederholt Mitarbeiter der Telekom vor Ort. Stets wurde der Eindruck gepflegt, wonach es sich beim Glasfaserausbau in Lohr um eine Angelegenheit der Telekom handle.

    Aussagen zur Kostenfreiheit

    Mitarbeiter der Telekom waren es auch, die zu Beginn des Glasfaserausbaus in Lohr erklärt hatten, dass der Anschluss bis ins Haus nur für diejenigen kostenlos sei, die noch während der Ausbauphase einen Glasfaser-Tarif der Telekom buchen. Wer sich erst später für einen Anschluss entscheide, müsse die Kosten von rund 800 Euro selbst tragen, so die Botschaft. In der Folge zogen Vertriebsmitarbeiter durch Lohr, um solche Verträge für die Telekom abzuschließen.

    Für Verwunderung sorgte dann vor einigen Wochen eine Pressemitteilung aus dem Gemündener Rathaus. In ihr wurde nicht nur der in Teilen der Dreiflüssestadt bevorstehende Glasfaserausbau ebenfalls in Regie von GlasfaserPlus angekündigt. Es wurde auch erklärt, dass sich Kunden aussuchen könnten, bei welchem Anbieter sie einen Glasfasertarif buchen – keine Rede war mehr davon, dass die Telekom die einzige Option sei.

    Ein Pressesprecher der Telekom erklärte damals auf Anfrage der Redaktion, dass GlasfaserPlus sein Netz allen Telekommunikationsanbietern zur Verfügung stelle, die einen entsprechenden Vertrag mit GlasfaserPlus hätten. Dies sei bei allen großen Anbietern wie 1&1, Vodafone oder Telefonica der Fall, so der Telekom-Sprecher. Auch GlasfaserPlus selbst hat noch vor wenigen Tagen in einer zum Lohrer Ausbauprojekt verschickten Pressemitteilung erklärt, dass Kunden die "freie Wahl" hätten, bei welchen Anbieter sie einen Tarif buchen.

    In Lohr keine Alternative

    Doch diese Aussage ist, wie sich nun herausstellt, zumindest für Lohr unzutreffend. Es gebe im Lohrer Ausbaugebiet derzeit "faktisch keine Alternative" zu einem Vertragsabschluss mit der Telekom, sagt Jens Berwig, Mitglied der Geschäftsführung von GlasfaserPlus, gegenüber der Redaktion. Dass bis vor kurzem noch das Gegenteil erklärt wurde, begründet er damit, dass GlasfaserPlus erst ein Jahr alt sei und es da "natürlich Dinge gibt, die noch nicht so richtig rund laufen". Für die Missverständnisse in der Kommunikation könne man sich nur entschuldigen, so Berwig.

    Ob die Telekom für glasfaserwillige Hausbesitzer in Lohr bis zum Ende der Ausbauphase die einzige Alternative bleibt, könne man derzeit nicht sagen, erklärt er weiter. Die Verhandlungen mit etlichen anderen Telekommunikationsanbietern zur Nutzung der überall im Land von GlasfaserPlus gebauten Netze liefen. Bereits abgeschlossen seien sie bislang lediglich mit der Telekom und mit Plusnet, einem Unternehmen aus der EnBW-Gruppe. Allerdings, so Berwig, sei Plusnet in Lohr nicht buchbar.

    Ergibt sich Auswahl noch?

    Er sei zuversichtlich, dass im Laufe des Jahres noch andere Telekommunikationsanbieter hinzukämen. Da der Ausbau des Netzes in Lohr jedoch im September abgeschlossen sein soll, ist unklar, ob sich bis dahin für Lohrer Kunden tatsächlich noch eine Auswahlmöglichkeit ergibt.

    In Gemünden, wo der Ausbau erst im Herbst starten soll, seien potenzielle Glasfaserkunden in einer "glücklicheren Situation", sagt Berwig. Auch bei anderen in der Region von GlasfaserPlus geplanten Netzausbauten könnte sich bis zum Start die Möglichkeit einer Anbieterwahl ergeben. Bei allen, die sich in den Ausbaugebieten gegen einen Glasfaseranschluss entscheiden, wird das Kabel laut Berwig unterirdisch dennoch rund 30 Zentimeter aufs Grundstück geschoben. So kann später ein Anschluss nachgerüstet werden, ohne öffentliche Flächen aufgraben zu müssen.

    Auf die Frage, ob dieses Nachrüsten über Verhandlungen mit dem jeweiligen Telekommunikationsanbieter für den Kunden nicht auch später kostenfrei sein könnte, sagt Berwig, dass das zwar möglich sei, aber nicht garantiert werden könne. In der Regel würden Anbieter in solche Fällen für das Legen eines Glasfaseranschlusses von der Straße ins Haus zwischen 600 und 900 Euro verlangen.

    Unterdessen erklärte ein Sprecher des Telekommunikationsanbieters Vodafone, dass das Unternehmen unabhängig vom derzeit laufenden Ausbau in Lohr bereits ein eigenes Gigabit-Netz liegen habe. Über dieses Netz sei für 4100 Haushalte im Stadtgebiet ein Internetanschluss in Glasfasergeschwindigkeit möglich.

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