2600 Stadtbäume gibt es in Lohr, darunter viele „Ausländer“, die eine exotische Note in die Stadt bringen. Speziell auf diese lenkte der städtische Bauhofleiter und Landschaftsgartenmeister Peter Bechold das Augenmerk bei seiner Führung „Mein Freund – der Baum“ am Mittwochabend. Mehr als 50 Leute nahmen daran teil – und waren begeistert von der lockeren Art, mit der Bechold seine Informationen an die Frau und an den Mann brachte.
Los ging's am Seewegparkplatz, wo in der Grünfläche zwischen Energiehäuschen und Altglascontainern ein Götterbaum steht. Die ursprünglich von den Molukken stammende Pflanze ist widerstandsfähig und wird auch Himmelsbaum genannt. Das Lohrer Exemplar wurde in den 1970er Jahren gepflanzt.
Dekorativer Trompetenbaum
Nur wenige Meter weiter, neben dem Kreuz am Fischertor, steht ein Trompetenbaum, dessen ursprüngliche Heimat der Südosten der USA ist. Seinen Namen hat er von der Form seiner Blüten, die – „mit viel Fantasie“, wie Bechold einräumte – wie Trompeten aussehen. Aufgrund seiner großen Blätter, die im Herbst gelb werden, wirkt der Baum dekorativ. Die Samenschoten, die an Bohnenhülsen erinnern, bleiben den Winter über am Baum hängen und erhöhen so dessen Schmuckwert.
Seit mehreren hundert Millionen Jahren gibt es den aus China stammenden Ginkgobaum auf der Erde. Ganz so alt ist das Lohrer Exemplar, das neben dem Trompetenbaum steht, noch nicht. Laut Bechold ist der Ginkgo „eigentlich ein Nadelbaum“, was aber kaum jemand erkenne.
Die Platane sei ein klassischer Stadtbaum, erläuterte Bechold auf der Treppe zum Kirchplatz mit Blick auf ein 80 bis 100 Jahre altes Exemplar im unterhalb liegenden Seegwegkindergarten. Schnitt vertrage diese Baumart gut, teilweise werde die Krone wie ein Schirm geschnitten.
Linde der häufigste Stadtbaum
Die verbreitetste Stadtbaumart seit Jahrtausenden sei die Linde, das sei auch in Lohr so, sagte Bechold auf dem Kirchplatz, wo mehrere Bäume dieser Art wachsen. Die Linde könne mehrere hundert Jahre alt werden, sie sei sehr robust. Die Lohrer Kirchplatzlinden haben laut Bechold sogar den Parkplatz überlebt, der sich früher dort befand und auch die Sanierung des Platzes 1985.
Den nächsten Halt legte Bechold bei den Stadtbirnen in der unteren Färbergasse ein, einer ursprünglich aus China stammenden Wildbirnenart. Die beiden dort stehenden Bäume kommen allerdings aus Karlstadt, was Bechold beim Pflanzen vor über 20 Jahren Lästereien einbrachte.
In der städtischen Anlage, die laut Bechold auch schon mal für Parkplätze verschwinden sollte, präsentierte der Landschaftsgartenmeister den auf dem Kinderspielplatz stehenden vermutlich ältesten Lohrer Stadtbaum; eine mehr als 150 Jahre alte Feldulme, die als Naturdenkmal ausgewiesen ist.
In der oberen Anlage stellte er den ursprünglich in China beheimateten Blasenbaum vor, den aus Nordamerika stammenden Tulpenbaum, der im Juni grün blüht, die aus Nordafrika kommende Atlaszeder und den Blauglockenbaum, dessen ursprüngliche Heimat China ist. Ferner machte Bechold in der Anlage noch auf eine Baummagnolie sowie auf mehrere große Ahornbäume und Eichen aufmerksam. Auf dem Weg zum Schlossplatz kam die naturinteressierte Gesellschaft an einer rotblühenden Kastanie vorbei, die auf dem Parkplatz hinter dem Polizeigebäude wächst. Eine echte Rarität präsentierte Bechold vor dem Schloss: einen in Japan beheimateten Lebkuchenbaum. „Es gibt weit und breit keinen anderen“, so der Landschaftsgartenmeister. Die Blätter dieses Baumes färbten sich im Herbst goldgelb und sähen dann „richtig klasse“ aus. Wenn man sie in diesem Stadium zwischen den Fingern reibe, rieche es nach Lebkuchen, daher der Name.
In der Grünanlage am Bürgermeister-Keßler-Platz gab es einen Geweihbaum aus dem mittleren Westen der USA zu sehen und Säulenkirschen, deren Früchte man zwar essen kann, die aber nach nichts schmecken. Zwischen der Weisenau-Sporthalle und der Berufsschule befindet sich ein weiterer Blauglockenbaum, außerdem ist dort ein Baumhasel zu finden, dessen Holz sehr teuer ist. Ihren Abschluss fand die Baumführung im 1938 angelegten Garten der Forstschule, wo zwischen Koreatanne, Nordmanntanne, Weißtanne, Hopfenbuche, Feldahorn, Elsbeere, Vogelbeere, Speierling und Lebensbaum auch die beeindruckend große amerikanische Küstentanne zu sehen ist. Wie Bechold auf Nachfrage sagte, ist eine Wiederholung seiner Baumführung denkbar, eventuell im Herbst, wenn viele Bäume ein farbenprächtiges Laubkleid tragen.