Eine Straßenlaterne war der Auslöser, der das Amt auf das Gebäude aus dem Jahre 1707 aufmerksam machte. Eine moderne Straßenlampe sollte vor dem alten Haus errichtet werden, die aber nicht zum Bild des alten Bauern- und späteren Schneiderhauses passte. Die Familie Belz setzte sich mit dem Amt für Denkmalpflege in Schweinfurt in Verbindung und so wurde das Aufstellen der Straßenlampe verhindert.
Über ein Jahr haben Nikolaus und Rita Belz ihr Elternhaus gemeinsam mit ihren Eltern liebevoll renoviert und hergerichtet. "Ein Neubau wäre wahrscheinlich schneller und billiger gewesen", berichtet Rita Belz. "Aber ein Abriss wäre für uns niemals in Frage gekommen." Das Haus befindet sich seit seinem Bau im Jahre 1707 im Besitz der Familie Rüppel und wurde seitdem an die jeweils folgende Generation weitergegeben. Wer aber letztlich den Grundstein für das Gebäude gelegt hat, ist nicht mehr nachvollziehbar und so bleibt der Name des ersten Eigentümers unbekannt.
"Mein Vater Franz Rüppel hat es von seinem Vater übernommen und so blieb das Haus stets im Familienbesitz", erzählt die 43-Jährige. Bis 1985 war das Gebäude verputzt, doch mit den begonnenen Renovierungsarbeiten kam der eigentliche Glanz zum Vorschein. Nach und nach wurden die Felder von der Putzschicht befreit und das Fachwerk wurde freigelegt.
"Wir haben bis zum Beginn der Restaurierung nicht gewusst, was da alles zum Vorschein kommt", erinnert sich Rita Belz. "Und wir waren sehr überrascht, wie gut alles noch erhalten war." Während der Außenarbeiten entdeckte man auch in einem Balken oberhalb des Einganges eine Inschrift: ANNO 1707 V W F, W F / X, C M B.
Immer wieder kam etwas Neues und Verborgenes zum Vorschein. Die Familien Belz und Rüppel hatten sichtlich Spaß am Herrichten des Gebäudes, bei dem sie bis auf die Wasser- und Stromversorgung alles in Eigenleistung renovierten.
Brotofen für die Familie
Eine Besonderheit und wohl auch einzigartig in der Marktgemeinde ist der alte Brotofen im Lokal. "Früher wurde hier immer Brot für die Familien gebacken, die damals meist sehr kinderreich waren", erzählt die Wirtin. Der Ofen befindet sich im ehemaligen Keller des Bauernhauses und wird heute wieder zum Brotbacken benutzt.
Wo früher ein "Krumbernsbett" stand und die Vorräte gelagert wurden, ist heute ein urgemütliches Weinlokal entstanden. Der Keller wurde Stück für Stück nach unten ausgegraben und mit einer Stützmauer versehen. "Das war eine schlimme Arbeit", erinnert sich Rita Belz. "Es wurde alles von Hand gegraben und mit der Schuppkarre nach draußen gebracht".
Die Räume waren sehr niedrig, doch mit der Erweiterung nach unten wurde mehr Raum geschaffen. Der offene Sandstein im Innenraum sowie der Backofen sind original getreu geblieben. Erneuert wurden lediglich der Boden und die Decke, bei der die Balken aber ihr ursprüngliches Aussehen behielten. In der ersten Etage befinden sich die Küchenräume des Lokals, in denen die Wirtin so manche Leckerei für die Gäste zubereitet.
Das zweite Obergeschoss ist derzeit unbewohnt und muss noch renoviert werden. Das Dachgeschoss befindet sich ebenfalls noch in seinem alten Zustand und wird bisher nicht genutzt. Nach einjähriger Renovierung eröffneten Rita und Nikolaus Belz 1986 ihr Weinlokal. Nicht nur die Einheimischen kehren auf einen Schoppen Wein in "Des Fuhrmanns Rast" ein; das Lokal ist auch ein ständiger Anziehungspunkt für auswärtige Gäste.
Speisen im historischen Keller
Im Keller von einst kann man heute gemütlich am Kachelofen sitzen und die Köstlichkeiten der weitgefächerten Speise- und Weinkarte genießen. Wer einmal in einem "Denkmal" einkehren möchte, kann das von Mittwoch bis Samstag ab 19 Uhr sowie an Sonn-und Feiertagen ab 16 Uhr in Frammersbach bei "Des Fuhrmanns Rast". Auf Anfrage öffnet das Lokal zudem außerhalb der Öffnungszeiten und bereitet auf Vorbestellung auch Spanferkel im alten Brotofen zu.