Ein neues dreistöckiges Gebäude fällt an der Frammersbacher Ortsdurchfahrt Richtung Wiesen auf. Nach rund eineinhalbjähriger Bauzeit ist vor einigen Tagen das KfH mit seiner Arztpraxis als erster Mieter eingezogen. Die beiden weiteren Geschosse sollen ebenfalls gewerblich genutzt werden, informierte Christa Bergmann auf Anfrage der Redaktion. Die Familie Bergmann ist nach ihren Angaben die Investorin.
Zur Höhe der Investition wollte sich Christa Bergmann nicht äußern. Für sie habe sich das Grundstück an der Wiesener Straße angeboten, weil es an den Firmensitz der Karl Kirsch und Söhne GmbH angrenzt. Bergmann stammt aus dieser Unternehmerfamilie und ist Geschäftsführerin der GmbH. Auf dem nun bebauten Gelände im Frammersbacher Ortsteil Hofreith stand früher ein Sägewerk.
Platz für dritte Arztstelle
Für die medizinische Versorgung in Frammersbach bedeutet der Neubau eine Veränderung: Die Filiale des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Lohr ist am Jahresanfang von der Orber Straße in die Wiesener Straße gezogen. Dort steht den Ärzten Philipp Braun und Wilhelmus Hubertus Petrus Zijlmans, dem medizinischen Fachpersonal und den Patienten deutlich mehr Platz zur Verfügung als in der vorherigen Praxis.

Auf den von Architekt Georg Redelbach (Marktheidenfeld) genannten 340 Quadratmetern wäre sogar Platz für eine Erweiterung um einen weiteren Arzt oder eine Ärztin, wie Alexander Spitzl mitteilt. Spitzl ist kaufmännischer Leiter des Medizinischen Versorgungszentrums und informierte, dass sowohl für die Filiale in Frammersbach als auch für den Hauptsitz in Lohr jeweils eine Ärztin oder ein Arzt gesucht werden. Braun und Zijmans sind nach eigenen Angaben beide in Vollzeit tätig. Unterstützt werden sie laut Spitzl von zehn medizinischen Fachangestellten. Das seien auf Vollzeit umgerechnet 5,5 Stellen.
Braun ist Facharzt für Innere Medizin und besitzt eine Weiterbildungsermächtigung. Das heißt, er ist berechtigt, Ärzte, so genannte Weiterbildungsassistenten, zum Beispiel bei ihrer Facharztausbildung zu betreuen. Für Zijmans, der Facharzt für Allgemeinmedizin ist, sei die Weiterbildungsermächtigung beantragt. Auch aufgrund der neuen Räume hoffen die beiden Mediziner und der kaufmännische Leiter auf Bewerber. Ein angenehmes Arbeitsumfeld sei ein Riesenfaktor, sagte Braun.

Barrierefrei zugänglich
Das KfH, so Spitzl und Braun, habe seit Längerem nach neuen Räumen gesucht. Als Vermittler habe sich nach eigener Aussage Bürgermeister Christian Holzemer engagiert. Es sei ihm wichtig, die medizinische Versorgung in Frammersbach zu sichern. Dass durch die Investition der Bergmanns die Hofreith mit der Immobilie einen neuen Mittelpunkt gewonnen habe, freue ihn besonders. Er stammt aus der "Hoferth".
Das Einzugsgebiet der Praxis geht laut Spitzl über Frammersbach hinaus. So kämen Patienten beispielsweise aus Wiesen und dem hessischen Flörsbachtal. Für die Flörsbachtaler ist der Weg nun rund zwei Kilometer weiter, für die Wiesener kürzer. Alle, die mit dem Auto kommen oder gebracht werden, profitieren von mehreren Parkplätzen hinter dem Gebäude abseits vom Durchgangsverkehr. Die Verkehrssituation an der bisherigen Praxis bezeichnete der Bürgermeister als unglücklich.
Eine Bushaltestelle ist in der Nähe. Allerdings gibt es keine Linie, die das über der Landesgrenze gelegene Flörsbachtal anbindet. Ein bisheriger Vorteil fällt allerdings durch den neuen Standort weg: Die Arztpraxis befand sich mit der Apotheke unter einem Dach. Durch den Umzug sind sie nun getrennt.

Das Gelände und das Gebäude Wiesener Straße 144 sind barrierefrei zugänglich. Ein Aufzug führt nach oben. Das Personal des MVZ freut sich, wie es bei der Besichtigung hieß, über ein eigenes Wartezimmer mit eigenem Zugang für infizierte Patienten. Sie können auch in separaten Räumen untersucht und behandelt werden. Braun lobte die hohen Hygienestandards, die teilweise über die Vorgaben hinaus gingen.
Flexibel ausbaubar
Die Praxis umfasst nun neben den Sprech- und Wartezimmern, den Toiletten und dem Labor verschiedene Funktionsräume, eine Küche und einen Schulungsraum für Patientenschulungen. Schulungen werde es aber erst geben, wenn dies personell möglich sei, teilte Braun mit. Derzeit seien die Ärzte voll mit Untersuchung und Behandlung ausgelastet.
Die Praxis befindet sich im ersten Stock. Das Erdgeschoss und die dritte Etage sind von der Grundfläche nahezu identisch und rund 340 Quadratmeter groß, teilten Redelbach und Bergmann mit. Was die künftige Nutzung anbelange, bestehe eine hohe Flexibilität. Durch die Skelettbauweise können die Zwischenwände nach Wünschen der künftigen Mieter eingezogen werden. So sei auch die Praxis in Absprache mit der Bauabteilung des KfH entstanden.
Die Außenwände sind laut Redelbach in monolithischer Ziegelbauweise errichtet worden, was eine hohe Wärmedämmung und Diffusionsoffenheit bedeute. Da das Satteldach nur angetäuscht ist und sich dahinter eine Art Dachterrasse für jede Menge Technik wie die Lüftungsanlage befinde, sei auf dem Dach keine Photovoltaikanlage möglich gewesen. Christa Bergmann verweist auf die Photovoltaikanlage auf einer Lagerhalle der Karl Kirsch und Söhne GmbH: Sie liegt direkt hinter der neuen Immobilie.
Hintergrund: Das KfHDie Abkürzung KfH geht zurück auf die Anfänge der gemeinnützigen Organisation Kuratorium für Heimdialyse. Es wurde 1969 gegründet. Damals bestand – so die Angaben auf der Internetseite des KfH – ein medizinischer Versorgungsnotstand für dialysepflichtige Patientinnen und Patienten in Deutschland.Heute sei das KfH Wegbereiter einer flächendeckenden Dialyseversorgung in rund 200 KfH-Nierenzentren, heißt es weiter. Im Lauf der Jahre hat das KfH sein Spektrum erweitert und versorgt nach eigenen Angaben Patienten in 26 Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) allgemein und fachärztlich. Eines dieser MVZ hat seinen Sitz in Lohr. Dazu gehört die Filiale in Frammersbach.Quelle: (memb)