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KARLSTADT: Von Einhorn und Höller zur Rose

KARLSTADT

Von Einhorn und Höller zur Rose

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    Herbert (links) und Armin Rudolph kauften 2002 das Anwesen Marktplatz 6 und ließen es zu einem Schmuckstück im Herzen der Altstadt generalsanieren.
    Herbert (links) und Armin Rudolph kauften 2002 das Anwesen Marktplatz 6 und ließen es zu einem Schmuckstück im Herzen der Altstadt generalsanieren. Foto: Archivfoto Martina Amkreutz-Götz

    Das Vorderhaus wurde zum Wohnen genutzt. Die Räume in den oberen Stockwerken zur Maingasse hin waren Lager für alle möglichen Handelswaren. Im 16. Jahrhundert erfolgte eine Aufstockung mit umfangreichen Ausmalungen der Wohnräume.

    Das Haus Marktplatz 6, nach alter Zählung die Hausnummer 390 im Rotentürmer Viertel, trägt am linken Eckbalken der Fassade im zweiten Stock die Jahreszahl 1589 und könnte den durchgreifenden Umbau beziffern, bei dem auch das Renaissance-Portal zum Marktplatz hin mit seinen Sitznischen und dem rosettengeschmückten Bogen eingesetzt wurde. Es ist eine stark vereinfachte Wiederholung des Echter-zeitlichen Portals der Amtskellerei (heute Polizeigebäude).

    Aufgrund seiner Lage im städtebaulichen Mittelpunkt der Altstadt ist das Gebäude eines der prominentesten Häuser des ehemaligen Rotentürmer Viertels. Dies zeigt sich auch in der hohen Einschätzung der Steuer, die seine Eigentümer in den vergangenen Jahrhunderten zu entrichten hatten.

    In den Unterlagen des Stadtarchivs (Bausachen, Steuerbücher, Einwohner- und Quartierlisten sowie Pfarrmatrikelauszügen, erstellt von Archivpfleger Franz Schwarz) lassen sich die Eigentümer ab 1648 bis in unser Jahrhundert lückenlos feststellen. Allerdings hatte das Haus im Karlstadter Volksmund keinen festen Namen, wenn auch einst „Zum Einhorn“, später „Höllere“ und heute „Rose“ verbreiteter sein dürfte als „Marktplatz 6“.

    Bis 1675 war der Krämer Peter Wohlgemut Hausherr. Von ihm übernahm der Rossmüller, mehrmalige Bürgermeister und Schultheiß Johann Michael Trenner das stattliche Gebäude. An ihn erinnern noch heute zwei Grenzsteine von 1664 mit Monogramm im Stadtgeschichte-Museum und das Altarblatt des 1678 von ihm gestifteten „Trenner'schen Altars“ für die Stadtpfarrkirche, das jetzt in der Spitalkirche aufbewahrt wird.

    Durch Heirat mit Trenners Tochter Anna Barbara kommt das Anwesen 1679 in den Besitz des aus Würzburg zugezogenen Apothekers Johann Bartholomäus Schmidt, der zeitweilig seinen deutschen Namen zu „Faber“ latinisierte. Er betrieb hier die Apotheke „Zum Einhorn“. Nach seinem Tod verwalteten der Spitalpfleger und Ratsherr Nicolaus Zirkelbach sowie der Bürger Nicolaus Gehring in Vormundschaft den Besitz für Schmidts Sohn Franz. Zu dieser Zeit erreichte das Gebäude mit 525 Gulden seinen höchsten steuerlichen Schätzwert. 1693 wurde es von den Vormündern an den Mainschiffer und Marktfährer Bernhard Crafft aus Karlstadt veräußert, dem es noch 1723 gehörte. Von Bernhard Craffts Witwe erwarb es um 1729 Daniel Roy. Er war 1694 aus Italien zugezogen, hatte in Karlstadt das Bürgerrecht erhalten und war mit Spezereihandel (Gewürze) zu Wohlstand gekommen.

    Ihm folgte sein Sohn, der Handelsmann Michael Roy, und diesem 1744 der Kaufmann Franz Conrad Weigand. Er war 1740 von Maria Burghausen nach Karlstadt gekommen, hatte die Witwe von Michael Roy geheiratet und war der Vater des am 21. Mai 1749 geborenen und späteren letzten Abtes des Benediktinerklosters Neustadt am Main, Johann Baptist Weigand (verstorben am 26. Februar 1818 in Karlstadt).

    Franz Conrad Weigand, der 1767 das Amt des Bürgermeisters bekleidete, blieb bis zu seinem Tod 1798 Hausherr des großen Anwesens am Markt. Seine Erben veräußerten es im gleichen Jahr an den aus Würzburg stammenden Handelsmann Georg Kneff, von dem es nach 1819 der Kaufmann Heinrich Hagenauer aus Retzbach erwarb. Ihm folgte sein Sohn Joseph Hagenauer, der sich als Magistratsrat und Bürgermeister in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts um die Stadt Karlstadt verdient machte.

    1901 veräußerte die Witwe Margaretha Hagenauer das Haus an den Kaufmann Georg Endres aus Karlstadt. Dieser betrieb hier eine Kolonialwarenhandlung, die nach seinem Tod die Witwe Babette Endres weiterführte. Um 1948 ging das Gebäude an die Tochter Emilie und den Schwiegersohn Karl Hofmann über, die im Haus ein Lebensmittelgeschäft betrieben. Die Gewerbekonzession zur Herstellung von Speiseeis, das sich bald großer Beliebtheit erfreute, bereitete den Übergang vom Kaufladen zur Weinstube vor.

    Von 1967 bis 1993 führten Hofmanns Tochter Margit und ihr Mann Karl Mauer den Betrieb als „Café am Markt“ fort. Nach einem missglückten Umbauversuch zu einem Hotel mit der Maingasse 4 (ausgebrannter Gasthof „Goldener Anker“) wurde das Anwesen Marktplatz 6, in dem die Tauben schon nisteten, im Dezember 1997 zwangsversteigert. Dr. Günther Grasmann, Schlossbesitzer in Laudenbach, und die Sparkasse waren die neuen Eigentümer.

    Am 22. Februar 2002 verkauften die Erben des 1999 verstorbenen Schlossbesitzers das Anwesen an die Kaufmannsbrüder Armin und Herbert Rudolph, die es der längst fälligen Generalsanierung unterzogen. Dabei kam in einem Zimmer im ersten Stock eine Deckenbemalung zum Vorschein, in deren Mittelpunkt eine Rose mit einem umlaufenden Spruch abgebildet war. „Sub Rosa – unter der Rose“ trafen sich möglicherweise die Ratsherren zu internen Ratssitzungen. Im Hochmittelalter brachte man Rosenbilder in Ratssälen und Weinstuben an, um dort unter der Rose, dem Symbol der Verschwiegenheit, in absoluter Vertrautheit zu reden.

    2005 wurden in den beiden Obergeschossen Büroräume eingerichtet und im Erdgeschoss ein Lokal eröffnet, das folgerichtig den Namen „Zur Rose“ trägt.

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