Die gebürtige Ruppertshüttenerin Brigitte Riedmann, Zweite Bürgermeisterin der Stadt Lohr, begrüßte die Festgäste. Riedmann hob die intakte Dorfgemeinschaft von Ruppertshütten hervor, die wichtiger sei als Eigenständigkeit. Dass Ruppertshütten der entfernteste Stadtteil von Lohr sei, habe zwar Nachteile. Der große Vorteil liege aber darin, dass in Ruppertshütten die Probleme selbst angepackt werden und nicht immer gleich nach der Stadt gerufen werde. Die Ruppertshüttener hätten dazu das nötige Selbstbewusstsein. Bezüglich der Festlichkeiten, die sich über das Ganze Jahr hinziehen, wünsche sie den Ruppertshüttenern viel Durchhaltevermögen.
Die für ihre Reimkunst bekannte Dora Werthmann dichtete im "Rappezötter Dialekt" über "Ruppertshütten, früher und heute": "Die Wäche durchs Dorf, Stross konn mer net soche, doas war jo nur e einzich Ploche. Mette durchs Dorf, es wor bal net zu schaffe, is, wenns geroannt hat, ä Wasserboch gelaffe. Wollste auswäiche of trockene Äde, beste in die Kuhscheisse nei getrete."
Aufmerksam verfolgten die Gäste den Festvortrag von Dr. Gerhard Ermischer, Chef vom Archäologischen Spessartprojekt in Aschaffenburg. Sein Vortrag über die Entstehung der Gemeinde war rhetorisch brillant und kurzweilig. Laut Ermischer war das "Image" des Spessarts über Jahrhunderte geprägt von den Schlagworten Armut, Wald und Räuber. Wenn man jedoch tatsächlich in die Geschichte des Spessarts blickt, waren hier nicht mehr und nicht weniger Räuber als anderswo vorhanden. Als dann noch im 20. Jahrhundert der Film "Das Wirtshaus im Spessart" gedreht wurde, war das Image perfekt. Mit dem Spessart brachte man dann nur noch Wald, Räuber und Lieselotte Pulver, die in dem Film die Hauptrolle spielte, in Verbindung. Der, der den Spessart am trefflichsten beschrieb, war wohl der bekannte Schriftsteller Kurt Tucholsky, so Ermischer. Tucholsky schrieb nach einem Besuch: "Wenn Landschaft Musik machen könnte, wäre der Spessart eine Streich-Sinfonie".
Die Gründung von Ruppertshütten im Jahr 1502 fand in einer schwierigen Zeit statt. Die Hauptprobleme waren darin zu sehen, dass es für alles verschiedene Rechte gab und die Einhaltung dieser Rechte groß geschrieben wurde. Auch die Streitigkeiten zwischen den Kurmainzern und Rieneckern schadeten dem Spessart. Als herausragende Persönlichkeit für die weitere Entwicklung von Ruppertshütten nannte Ermischer in seinem Festvortrag Pater Martin vom Cochem, der 1683 nach Ruppertshütten kam. Er war Schriftsteller, Autor, Kapuzinerpater und er baute die erste Kirche im Ort.
Er sorgte dafür, dass weitere Konzessionen für die Erbauung weiterer Glashütten erteilt wurden. Das Hochtal mit Wasser, Bachsand und Buchenholz war für die Glashütten gerade zu prädestiniert. Die letzte Glashütte wurde 1726 geschlossen, danach herrschte bittere Armut. Ruppertshütten habe sich gerade im abgelaufenen 20. Jahrhundert zu einer wunderschönen Spessartgemeinde entwickelt in der es sich lohne, zu wohnen, so Ermischer.
Der Vorsitzende des Festkomitees, Ingbert Roth ging bei seinem Vortrag auf die Anfänge zur Planung der Aktivitäten in diesem Jubiläumsjahr ein. Ruppertshütten sei Natur pur und man wolle dies allen Besuchern zeigen, die hoffentlich zahlreich zu den Festlichkeiten kommen. Der Ort könne sich seinen Besuchern von seiner schönsten Seite zeigen. Roth freute sich, dass auch die Renovierung des Pfarrheimes rechtzeitig abgeschlossen sei.
Walter Löffler stellte die mit Spannung erwartete Dorfchronik vor. Auf über 300 Seiten mit 180 Bildern wird die 500-jährige Geschichte von Ruppertshütten dargestellt. Die Stadt Lohr hat die Druckkosten übernommen, es wurden 500 Exemplare gedruckt. Bei der Raiffeisenzweigstelle Ruppertshütten ist die Chronik zu einem Preis von 20 Euro erhältlich.
Grußworte zum Jubiläum sprachen Wolfgang Zöller, Mitglied des Deutschen Bundestages, Domkapitular Karl Rost, Roland Metz, stellvertretender Landrat, Stadtrat Artur Mantel und Pfarrer Lübcke von der Evangelischen Kirche Lohr. Für Brigitte Riedmann und Dr. Ermischer hatte Ingbert Roth eine kleine Überraschung parat: den eigens für das Fest kreierte Rotling-Wein mit dem Wappen zur 500-Jahr Feier.