Anlässlich der urkundlichen Ersterwähnung Retzbachs im Jahre 815 nach Christus fand am Sonntag in der Walter-Endrich-Halle in Retzbach ein Festakt zur 1200-Jahrfeier statt. Dieser war Teil der über das Jahr hinweg stattfinden Veranstaltungen zum Jubiläum.
„Wasser, Weinbau und Wallfahrt“ – drei Stichworte, die Landrat Thomas Schiebel einfallen, sobald er an Retzbach denke. „Immerwährend haben sich die Retzbacher an neue Herausforderungen angepasst, sonst würden wir jetzt nicht das 1200-jährige Bestehen des Ortes feiern.“
Die Retz als Namensgeber, die Wallfahrt mit ihrer ersten Erwähnung im Jahre 1202 und der dorfeigene Dialekt sind für Paul Beinhofer, Regierungspräsident von Unterfranken und Schirmherr der Veranstaltung, die tragenden Säulen des Marktes Retzbach. Der Erhalt und die Weiterentwicklung des Ortsbildes, die Weitergabe und Archivierung von Geschehnissen aus der Vergangenheit sowie die Pflege von Kulturgütern und Denkmälern zählen für Beinhofer zu einem guten Weg der Heimatpflege.
All das sei aber nur in gemeinsamen Projekten zu bewältigen, dafür bedürfe es eines intakten Dorflebens, wie es in Retzbach vorherrsche. Beinhofer nannte es einen bunten Strauß an Veranstaltungen, mit denen das Jubiläumsjahr durchzogen ist. Unter anderem mit einer Ausstellung über die Frühzeit bis zum Mittelalter, Dorfrundgängen und einem Jubiläumsball präsentiere sich Retzbach sehr facettenreich. Das Jahr hindurch werden weitere Veranstaltungen stattfinden.
Wieland Gsell, Bürgermeister des Marktes Zellingen, betitelte das Jubiläum als identitätsstiftende Aktivierung des Ortes, und Bundestagsabgeordneter Alexander Hoffmann zeigte sich erfreut über das, was in Retzbach anlässlich des 1200-jährigen Bestehens auf die Beine gestellt wird. „Dies alles ist nur mit viel Fleiß und Durchhaltevermögen zu bewerkstelligen.“ Zu Recht bezeichnete er die Retzbacher Bürgerinnen und Bürger als talentiert und engagiert.
Georg Silbereisen, Bürgermeister der Partnergemeinde Tiefenbach in Niederbayern, ist gerne der Einladung zum 1200. Geburtstag des Ortes gefolgt. Ihm merkte man seine Freude an, und er erklärte prompt, Bilder wie auch den Jubiläumswein in seiner Gemeinde zu präsentieren. Als Anlass fasste er die Kulturtage im Oktober ins Auge.
Der genannte Jubiläumswein wurde von den Weinbaubetrieben Pfister, Kummer, Pröstler und Weisenberger hergestellt. Weinprinzessin Anna Wohlfahrt und Winzermeister Burkhard Heßdörfer stellten diesen vor. Es handelt sich um einen 2014er Silvaner Kabinett trocken.
Weitere Grußworte folgten von MdB Bernd Rützel und Monsignore Gerold Postler. Gymnasiast David Vorraber (fünfte Klasse) überzeugte die Besucher des Festaktes mit hervorragender Leistung am Klavier. Mit einer musikalischen Darbietung von Mozart, Chopin und George Gershwin beeindruckte er alle seine Zuhörer. Die seit zehn Jahren bestehende Retzbacher Gruppe SoBeLiSiMo begleitete musikalisch durch den Nachmittag.
Einen sehr tiefen Einblick in die Geschichte des Ortes gewährte Simon Heßdörfer. Der Historiker stammt aus Retzbach und klärte die Anwesenden über die Entwicklung von der ersten urkundlichen Erwähnung am 27. März 815 nach Christus bis in die heutige Zeit auf.