Am 1. August wurde in Bayern das schärfste Nichtraucherschutzgesetz in Deutschland eingeführt – einen Tag später stand bei Turgay Dalga bereits die Polizei im Lokal. „Ich bin nur mündlich verwarnt worden“, erzählt der eine Besitzer der Wasserpfeifen-Lounge. Gemeinsam mit Erol ªimºek betreibt er seit dem Frühjahr das Lokal auf der Hauptstraße in Karlstadt. Ab Oktober aber wolle die Polizei wieder kontrollieren und saftige Strafen verhängen.
Seit April kann in dem Lokal in der Altstadt-Fußgängerzone entweder in dem mit Kissen und Teppichen gemütlich ausstaffierten Raum direkt am Boden oder aber klassisch am Tisch Sisha, also Wasserpfeife, geraucht werden. „Man hätte mich schon warnen können, damals als ich das Geschäft aufgemacht habe“, sagt Turgay Dalga hinsichtlich des Entscheids, der im Frühjahr 2010 bevorstand. Doch damit, dass sich die Nichtraucher wirklich durchsetzen, hatte anscheinend keiner gerechnet. Selbst Dalga nicht. Er hatte bis spät in die Nacht gearbeitet und die Abstimmung am nächsten Tag schlichtweg verschlafen. „Ich habe gedacht, es gibt so viele Raucher, die werden das schon machen“, sagt er.
Jetzt ist er mehr oder weniger ratlos – genau wie sein Anwalt, den er sich genommen hat. „Du brauchst gar nicht erst anzufangen, etwas zu verändern“, sagt dieser. Keine neuen Fenster, keine neue Lüftung, keine Aussicht auf eine Lücke. „Einfach nur stillhalten“, nennt Dalga den Zustand. Und wie steht es mit einem anderen Konzept für sein Lokal? An ein Speiselokal hat er schon einmal gedacht – aber nur ganz entfernt. Cocktails und Getränke verkauft er eh schon, aber die Leute kämen nun mal zum Rauchen, nicht zum Trinken.
Und auch das nicht mehr in der Menge wie vorher. Seit August ist der Umsatz stark gesunken. „Die Leute haben Angst“, glaubt Dalga. Nach dem neuen Gesetz erhalten auch sie eine Strafe, wenn sie beim Rauchen erwischt werden. Dabei liegen die Höchstsätze bei 1000 Euro. Damit ist aber wohl in den seltensten Fällen zu rechnen. „Wie viel genau für die Ordnungswidrigkeit Rauchen an Strafe gezahlt werden muss, ist situationsabhängig“, sagt Andreas Hafenrichter vom Ordnungsamt im Landratsamt Main-Spessart.
Mal eben vor die Tür zum Rauchen kann Dalga seine Gäste auch nicht schicken. Rund eine Stunde raucht man an einer Shisha, zudem ist das Gerät sperrig und der Genuss im orientalischen Ambiente der Lounge am schönsten. „Es steckt so viel Liebe in dem Laden“, sagt Dalga. Das will er nach einem halben Jahr nicht einfach so aufgeben.
Einen Hoffnungsschimmer aber gibt es: Mehrere Betreiber von Wasserpfeifen-Cafés in Bayern wollen mit einer Klage vor dem Bayerischen Verfassungsgerichtshof erreichen, dass das Gesetz für nichtig erklärt wird. Die Kläger wollen zunächst über eine einstweilige Verfügung erreichen, dass das Gesetz ausgesetzt wird. Vorbild ist das Saarland, wo der Verfassungsgerichtshof ein striktes Rauchverbot nach Klagen von Gastwirten vorläufig gestoppt hat.
Auf einen Gerichtsbeschluss zugunsten der Wasserpfeifen-Lokale hofft auch Hasan Budak, Inhaber des Orient-Cafés Nargile in der Schulgasse. Über sein weiteres Vorgehen wollte er sich nicht äußern.