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Weinberge am Beilstein sind "ein Museum, das lebt"

Lohr

Weinberge am Beilstein sind "ein Museum, das lebt"

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    Die erste Lese hatte den sieben ökologisch ausgerichteten Hobbywinzern 60 Liter des 12,8-prozentigen Getränks gebracht. Einen solch hochprozentigen Wein finde man in Franken selten, sagte Wagner stolz. Er hoffe, dass der Geist des Dionysos' auf die Stadt überspringe. Damit diese sich künftig den schönen Künsten und Höherem öffne und nicht nur den Straßen, meinte er mit scheelem Blick zum Bürgermeister.

    Wagner erinnerte an die Weinbautradition in Lohr im 19. Jahrhundert. Damals habe es drei Weinbergslagen mit zusammen 17 Hektar Anbaufläche gegeben: am Valentinusberg, an der Heeg und am Beilstein.

    In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hätten Pilzkrankheiten den Reben zu schaffen gemacht. Andere Weinbaugebiete hätten die Krise überstanden, in Lohr habe man umdisponiert: Vom Wengert (Weinberg) zum Bangert (Baumgarten) habe das Motto gelautet. Doch mit dem Wohlstand der 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts habe man diese Obstbaum-Grundstücke zunehmend verwildern lassen. Die Weinberge samt ihren Mauern seien vom Wald eingenommen worden.

    1976 habe Herbert Waschinger am Beilstein wieder mit Weinbau begonnen. Als Hobbywinzer durfte er damals 99 Rebstöcke anbauen. 1998, so Wagner, hatte Helmut Larösch im Rahmen eines Agenda-21-Arbeitskreises die Idee, weitere Weinbergsflächen am Beilstein wiederzubeleben. Damit sei er beim städtischen Umweltbeauftragten Manfred Wirth auf "fruchtbaren Boden" gestoßen. Sieben Hobbywinzer fanden sich, die auf je 100 Quadratmeter (mehr ist nach der aktuellen Gesetzeslage nicht möglich) ihre Reben pflanzten. Ulrich Mergner, Leiter des Forstamts Lohr, habe schließlich angeregt, den früheren Mittelwald am Beilstein wieder herzustellen. Wagner hofft, dass auch dieses in absehbarer Zeit gelingen wird. Dann habe man am Beilstein "ein Museum, das lebt", ergänzte er. Mit der Wiederbelebung der Weinberge am Beilstein habe man keinen billigen Schoppen im Blick gehabt, erläuterte Wagner. Vielmehr habe der historische und der naturschützerische Aspekt im Vordergrund gestanden. Demnächst könne man in den Weinbergen Weinbergstulpen, -hyazinthen und -lauch bewundern.

    Wagner sei der "Motor gewesen, der uns mitgerissen hat", würdigte Hobbywinzer Hans Schönmann die Verdienste seines Kollegen. Der gab lachend zurück: "Ich bin höchstens die Schaltung - die PS seid ihr."

    Bürgermeister Selinger gefiel seine Rolle als "Grundherr". "Das ist eine schöne Geschichte, die sich da aufgetan hat", lobte er das Engagement der Hobbywinzer, die allesamt Mitglieder im Bund Naturschutz sind. Doch er wolle gar nicht so viele Worte verlieren. Ihn beschäftige die Frage: Wie schmeckt denn der Tropfen? Sehr gut, ergab die Weinprobe.

     
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