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Wenn Baumfällen zum Krimi wird

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Wenn Baumfällen zum Krimi wird

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    Das ist er - der Stamm aus dem Revier Partenstein, der als größter Maibaum der Welt ins Guiness Buch der Rekorde soll.
    Das ist er - der Stamm aus dem Revier Partenstein, der als größter Maibaum der Welt ins Guiness Buch der Rekorde soll. Foto: FOTO PRIVAT

    Fünf Eicherloher Ortsvereine (Feuerwehr, Schützenverein, Trachtenverein, Kriegerverein und der Pfeifenclub) stellen alle fünf Jahre einen Maibaum auf. Doch wie Otto Isemann, der Vorsitzende des Maibaumausschusses erläuterte, sollte es diesmal "der größte Maibaum überhaupt" sein. Gefunden haben sie ihn im Forstamt Heigenbrücken, Revier Partenstein, in der Abteilung Mainz. Eine Douglasie mit einer Höhe von 56,80 Metern. Doch wie um alles in der Welt soll ein Baum mit diesen Ausmaßen ohne Schäden gefällt und nach Eicherloh transportiert werden? Kein leichtes Vorhaben.

    Es beginnt am 29. Dezember 2004. Motorsägen knattern im Wald. Es schneit. Über 30 Leute, darunter 24 aus Eicherloh, stehen teils fröstelnd auf einem matschigen Waldweg. Sie richten ihre Blicke auf das ausgesuchte Exemplar. Die Äste haben die Männer bereits bis auf wenige Meter Baumkrone entfernt.

    Otto Isemann läuft aufgeregt hin und her: "Die Schwierigkeit dabei ist, dass der Baum nicht fallen darf." Zum "Umlegen" werden die beiden Bäume links und rechts des auserkorenen Stammes mit je 140 Meter langen Seilen umschlungen, die wiederum mit dem Baum in der Mitte verbunden sind. Ein Schlepper soll dann per Seilwinden den Baum langsam umlegen, damit er nicht bricht. Die Bäume links und rechts dienen als Stütze.

    "Wir haben erst überlegt ihn mit einem Autokran herauszuholen", sagt Isemann, doch dazu sei die Straße zu schmal gewesen. Die Überlegungen gingen gar in die Richtung, einen Hubschrauber einzusetzen, was sich jedoch bald als viel zu teuer herausstellte. Unter Leitung des Rechtenbachers Tobias Eich vom Forstbetrieb Eich startet die spannende Aktion. Die Motorsäge knattert wieder und frisst sich durch den Stamm.

    Es kracht, die Leute rennen davon

    Tobias Eich betätigt per Fernsteuerung den Schlepper, der den Maibaum langsam "umseilen" soll. Der Maibaum wackelt bedächtig, kippt leicht nach vorne, wird jedoch aufgrund der starken Seile von seinen Nachbarbäumen gehalten. Gespannte Augen blicken in die Luft.

    "Hoffentlich bricht die Krone nicht ab", sagt ein Zuschauer und schaut auf die dünne Spitze. Tobias Eich lässt die Maschine weiter am Baum ziehen. Doch dann passiert etwas unvorhergesehenes. Alles geht ganz schnell. Es kracht. Die Nachbarbäume können dem Gewicht nicht standhalten. Der Boden ist zu weich. Sie werden entwurzelt. Wie in Zeitlupe fällt der Maibaum. Er fällt krachend gemeinsam mit den beiden anderen Bäumen quer in den Wald und bedeckt den Waldweg, während die Zuschauer eilig das Weite suchen.

    Fluchen hallt durch den Wald

    Fluchen hallt durch den Wald, entsetzte Gesichter blicken auf das Malheur. Dann rennen alle wieder besorgt zu den Bäumen: "Was macht der Maibaum? Ist er gebrochen? War alle Arbeit umsonst?" Schnell wird klar: Die Krone ist durch den Sturz abgebrochen. Unklar ist zu diesem Zeitpunkt noch, ob der restliche Stamm heil geblieben ist. Einige Männer entfernen teils die Rinde. Sie untersuchen hastig den Stamm nach Rissen. Andere kramen das Maßband heraus.

    Doch dann die erlösende Entwarnung: Dem Stamm ist nichts passiert. Jedoch musste er gut sechs Meter an Länge einbüßen. Aber auch mit 50,80 Metern hat er gute Chancen, tatsächlich ins Guinness Buch der Rekorde aufgenommen zu werden, für das er bereits am 10. November 2004 angemeldet wurde.

    In einer weiteren Aktion lagerte man den Stamm am Wegesrand und entrindete ihn. Seitdem lag er nun am Wegesrand, der vermeintlich größte Maibaum der Welt.

    Am vergangenen Donnerstag war es dann so weit: Die Eicherloher holten ihren Maibaum ab. Vorher hatten alle Beteiligten umfangreiche Vorbereitungsmaßnahmen zu treffen, erzählt Tobias Eich. Unter anderen mussten unzählige Bäume, vor allem in den Kurvenbereichen weggeschnitten werden, damit Eich gemeinsam mit Stefan Kunkel (Fuhrunternehmen Krommenthal) den künftigen Maibaum, aufgelegt auf zwei Maschinen, aus dem Wald herausfahren konnte. Es war eine mehrstündige Aktion, die jedoch insgesamt sehr gut verlaufen sei, so Eich.

    Über die Autobahn transportierten die Eicherloher ihre Douglasie schließlich in der Nacht zum Freitag nach Hause. Ihren neuen Platz wird sie am Grundstück des Gasthauses Faltermaier finden, dessen Wirt den Maibaum sponsert. Den kahlen Stamm richten die Eichenloher dann schmuck als Zunftbaum her. Sie streichen ihn im Rhombusmuster weiß-blau und versehen ihn außerdem mit 18 Schildern, die die am Ort vertretenen Berufe zeigen.

    Ans Aufstellen geht's am 1. Mai. Bis dahin gibt es in Eicherloh die Maibaumwochen: Mit einem Bürgerfest feiern die Einwohner die Ankunft des Baumes. Bis 30. April gibt es eine Maibaumwache, wobei jeweils von Freitag bis Sonntag ein Rahmenprogramm vorgesehen ist.

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