Gemünden (LIES) Wenn das Wort Naturschutz fällt, klappt bei vielen Leuten im Spessart das Visier herunter. Dass Naturschutz aber nicht nur und auch nicht unbedingt Einschränkungen bedeutet, möchte Anja Sorges vermitteln. Sie leitet die Gemündener Geschäftsstelle des neuen Biotopverbunds Spessart, die am Montag eröffnet wird.
Das zunächst auf vier Jahre befristete Projekt "Biotopverbund Spessart" ist initiiert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Osnabrück, die im Wesentlichen die Kosten trägt. Weitere Träger sind zuvorderst der Verein Naturpark Spessart, unter dessen Namen auch die Geschäftsstelle firmiert, sowie der Zweckverband Hessischer Spessart und die Kommunen in der Region. Unterstützung kommt von den zuständigen Behörden.
Die Ziele des Projekts sind: länderübergreifend - also auf bayerischer und hessischer Seite - die Lebensräume bedrohter Tier- und Pflanzenarten zu schützen, den einzigartigen Spessart zu vermarkten, die Arbeit der involvierten Organisationen und Vereine zu koordinieren, Fördergelder zu requirieren sowie mit Veranstaltungen und Gesprächsrunden Maßnahmen zu erklären und für den Naturschutz zu werben.
An Arbeit also wird es Anja Sorges nicht mangeln. Die 31-jährige Diplom-Forstwirtin verfügt über einschlägige Erfahrung von der Heinz-Sielmann-Stiftung (Duderstadt) her. Dort war sie mit dem Projektmanagement Naturschutz betraut, was die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Ausstellungen und Präsentationen sowie die Betreuung der Jugendorganisation Natur-Ranger mit 200 ehrenamtlichen Mitarbeitern umfasste. Im Juni richtete Anja Sorges ihr Büro in Gemünden sein; ein zweites wird sie in Gelnhausen bekommen. "Ich werde an beiden Orten präsent sein", verspricht sie zuversichtlich. Wohnen wird sie in Main-Spessart.
Für die Geschäftsstelle des Biotopverbunds stellte die Stadt Gemünden im Gebäude an der Stirnseite des Huttenschloß-Hofs (Frankfurter Straße 4) Räume zur Verfügung. Im zweiten Stock sind vier Räume an einem Flur eingerichtet: Anja Sorges' Büro, ein Lager sowie je ein Büro für den Bund Naturschutz, vertreten durch die Ortsgruppe Gemünden, und die Natur- und Landschaftsführer. "Wir sind froh, bei einem für die Region so wichtigen Projekt Hilfestellung leisten zu können", sagt Gemündens Bürgermeister Thomas Schiebel, der sich freut, dass die Standortwahl für die Geschäftsstelle auf seine Stadt gefallen ist.
Am Montag werden Schiebel, die am Projekt Beteiligten und Landrat Armin Grein als Vorsitzender des Vereins Naturpark Spessart die Geschäftsstelle offiziell eröffnen. Für den Naturpark-Verein ergibt sich eine glückliche Verbindung des neuen Büros mit seinem Informationszentrum, das zwar noch in Lohr untergebracht ist, aber im kommenden Jahr im repräsentativen Gemündener Huttenschloß einziehen soll.
Für den 20. Juli plant Anja Sorges ein erstes Treffen mit Vertretern aller am Spessart interessierten Organisationen und Vereine: Bund Naturschutz Bayern und Hessen, Forstverwaltungen, Landschaftspflegeverbände, Naturschutzbehörden, Fischereiverbände und andere mehr. Ob sie die Anschriften aller in Frage kommenden Organisationen hat, ist sich Anja Sorges nicht sicher: "Sollte ich jemanden bei der Einladung vergessen haben: bitte melden! Ich bin für Anregungen immer dankbar."
Ein Schwerpunkt der Arbeit der Diplom-Forstwirtin wird die Aufklärung sein. Solche Verwirrungen und Verstimmungen wie beispielsweise bei der unvermittelt verordneten Ausweisung der Fauna-Flora-Habitat-Flächen (FFH-Gebiete) sollten nicht mehr vorkommen. Im Naturschutz dürfe nichts Nachteiliges gesehen werden, sondern müssten die Vorteile genutzt werden - "die Vermarktung des positiven Images dieses einmaligen Gebiets", meint Anja Sorges.
Der Spessart, Europas größtes Mischwaldgebiet, sei weitgehend unzerschnitten und dünn besiedelt. Daher habe sich die Deutsche Bundesstiftung Umwelt zu dem Projekt entschieden, um eine Biotopvernetzung zu bewirken. Anja Sorges schwärmt: "Man muss bewusst machen: Das, was ihr vor der Haustür habt, ist ganz viel wert!"