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GEMÜNDEN: Wetterfrosch mit Vorliebe für Extreme

GEMÜNDEN

Wetterfrosch mit Vorliebe für Extreme

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    Gut organisiert: Der Wetterexperte Andreas Krummer aus Harrbach notiert alle außergewöhnlichen Wettererscheinungen. Mit einer Wetterstation und Büchern ist er gut ausgestattet.
    Gut organisiert: Der Wetterexperte Andreas Krummer aus Harrbach notiert alle außergewöhnlichen Wettererscheinungen. Mit einer Wetterstation und Büchern ist er gut ausgestattet. Foto: Foto: Kerstin Fellenzer

    Extreme Kälte unter minus 21 Grad und rekordverdächtiges Hochwasser über fünf Meter – seltene Erscheinungen, die jedoch im Landkreis in den vergangenen 15 Jahren vorkamen. Wann genau, weiß Andreas Krummer. Der 35-Jährige muss nur einen kurzen Blick in seine Aufzeichnungen werfen und kann Datum, Uhrzeit und die exakte Beschreibung des Wetters liefern. Denn Andreas Krummer ist Hobbymeteorologe. In seiner Freizeit beobachtet der Harrbacher genau, was sich am Himmel abspielt – und hält es auf Papier fest.

    Ein Wind- und ein Regenmesser im Garten, eine Wetterstation und ein Notizbuch, mehr braucht der Motorenreparateur nicht, um seinem außergewöhnlichen Hobby nachzugehen. Jeden Morgen, bevor er zur Arbeit geht, richtet sich sein erster Blick auf die Wetterstation: Ein graues Gerät, das im Wohnzimmer steht und genau Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Regenmenge und eine Wettertendenz anzeigt. Per Knopfdruck sieht Krummer dann nach, wann es in der Nacht am kältesten war.

    „Ich finde das Wetter interessant. Es ist nie gleich, sondern sehr abwechslungsreich.“

    Andreas Krummer über das Objekt seines Interesses

    In einem Notizbuch hält er das Ereignis fest. Unter der Voraussetzung, dass das Wetter für Andreas Krummer interessant ist. Das bedeutet, dass im Winter Tage mit besonders niedrigen Temperaturen, mit Frost und Schnee aufgeschrieben werden. Im Sommer dagegen landen vor allem gewittrige Tage im Buch. Da der Winter in diesem Jahr besonders mild ist und es bisher fast keinen Schnee gab, gibt es heuer erst wenige Einträge. Noch nicht einmal eine Seite. Ganz im Gegensatz zum Winter 2004/2005. Da füllen Krummers Wetterbeobachtungen ganze sieben Seiten.

    Ein zeitintensives Hobby, das viel Disziplin und Genauigkeit erfordert. Dennoch macht es Andreas Krummer viel Freude. „Ich finde das Wetter interessant. Es ist nie gleich, sondern sehr abwechslungsreich“, sagt der Harrbacher. Schon mit 16 Jahren hat er sich für das Wetter interessiert, in einem Alter, in dem andere Jungs ihre Freizeit lieber mit Computerspielen verbringen.

    Warum das so ist, kann der bodenständige Mann mit den dunklen, kurzen Haaren nicht erklären. Eine Veranlagung zum Wetterfrosch gab es nämlich bei ihm in keiner Weise, auch wenn Krummer sehr naturverbunden ist. „Unter der Decke habe ich mich früher verkrochen, wenn es draußen gewitterte“, sagt der 35-Jährige und lacht. „Es ist paradox. Als kleiner Junge hatte ich Angst, und jetzt gehe ich sogar nachts raus, wenn es ein Gewitter gibt. Blitze sehen einfach spektakulär aus.“

    Als er seine Vorliebe für das Wetter erkannte, kaufte sich der 35-Jährige allerlei Zubehör. Zuerst ein Thermometer. Dann einen kleinen Windmesser. Um zu verstehen, was sich am Himmel abspielt, las er viele Bücher und erkundigte sich im Netz. Und als es noch kein Internet gab, schnitt Andreas Krummer die Wetterberichte aus der Main-Post aus. So konnte er erste Vergleiche anstellen.

    Vom ersten Eintrag, den er am 11. Juni 1993 machte, bis heute hat der Hobbymeteorologe mittlerweile eine große Sammlung. Er weiß nun, dass es am 20. Juni 2006 in 50 Minuten 18 Liter pro Quadratmeter regnete. Er weiß ebenfalls, dass es am 5. Januar 2002 um 14.42 Uhr minus 13,6 Grad hatte. In der Nacht darauf waren es sogar minus 20,3 Grad. Die niedrigste Temperatur, die Krummer aufgeschrieben hat, herrschte am 24. Dezember 2001 um genau 5.52 Uhr. Da zeigte das Thermometer minus 21,2 Grad. Und über fünf Meter Hochwasser gab es zum Beispiel am 17. Januar 2011.

    „Als kleiner Junge hatte ich Angst, und jetzt gehe ich sogar nachts raus, wenn es ein Gewitter gibt.“

    Andreas Krummer über sein Hobby

    Wozu man das alles wissen muss? Andreas Krummer lächelt, wenn er solche Fragen hört. Sicher, die Wetterbeobachtung ist sein Hobby. So wie andere eben Briefmarken sammeln oder eine Modelleisenbahn im Keller stehen haben. Doch gewisse Vorteile hat die große Leidenschaft des Motorenreparateurs, der im Service arbeitet, tatsächlich. „Ich weiß genau, wann ich beim Autofahren auf steilen Strecken besonders aufpassen muss. Und meine Frau fragt mich immer, wie dick sie sich am nächsten Tag anziehen soll.“

    Auch auf der Arbeit wird Krummers Rat gebraucht. Etwa wenn es darum geht, ob die Windschutzscheibe des Autos über Nacht gefrieren kann, oder wann endlich der richtige Winter kommt. „Für die Kollegen bin ich immer der Wettermelder“, erzählt der dunkelhaarige Mann, der jede Jahreszeit mit seinen Vor- und Nachteilen schätzt.

    Doch so interessant, wie hiesige Wetterphänomene sein mögen, wenn Andreas Krummer am Esstisch sitzt und in einem seiner Lieblingsbücher mit außergewöhnlichen Naturerscheinungen blättert, gerät er noch mehr ins Schwärmen. „Ich habe zwei große Wünsche: Einmal einen Tornado aus der Entfernung zu sehen und in Sibirien minus 50 Grad zu erleben. Ich möchte wissen, wie sich das anfühlt.“

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