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URSPRINGEN: Wichtig für die Harmonie: Jeder hat seine eigene Haustür

URSPRINGEN

Wichtig für die Harmonie: Jeder hat seine eigene Haustür

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    Leben in der Großfamilie: Gerhard und Marliese Hart mit ihren Töchtern Silvia (links) und Manuela (rechts), sowie deren Partnern Martin Öhrlein (hinten links) und Sven Dienesch (hinten rechts). Dazwischen die Enkelkinder Linus, Hannah, Clara, Selina und Jonathan.
    Leben in der Großfamilie: Gerhard und Marliese Hart mit ihren Töchtern Silvia (links) und Manuela (rechts), sowie deren Partnern Martin Öhrlein (hinten links) und Sven Dienesch (hinten rechts). Dazwischen die Enkelkinder Linus, Hannah, Clara, Selina und Jonathan. Foto: Fotos: Heidi Vogel

    Opa, du musst noch einmal von vorne anfangen“, belehrt Clara ihren Opa Gerhard. Die achtjährige Clara sowie die beiden fünfjährigen Jungen Linus und Jonathan spielen zusammen mit ihrem Opa Gerhard „Mensch ärgere dich nicht“. Gemeinsam sitzen sie am Tisch im Hof, die übrige Familie werkelt in der Scheune oder im angrenzenden Garten. Wir befinden uns in der Grünsfelder Siedlung 3, einem Aussiedlerhof in Urspringen. Die elfköpfige Familie um Marliese und Gerhard Hart mit ihren Töchtern Manuela und Silvia hat sich nicht etwa zu einer Familienfeier hier versammelt – nein, sie leben gemeinsam auf dem idyllischen Hof etwa drei Kilometer außerhalb des Ortes. In Zeiten, in denen der Trend zu Singlewohnungen oder Einfamilienhäusern immer mehr zunimmt, ist das Zusammenleben von drei Generationen unter einem Dach fast schon eine Rarität.

    „Hier bei uns ist immer etwas los“, bekennt Gerhard Hart und schaut mit einem zufriedenen Lächeln in die Runde. „Für uns ist es ein absoluter Glücksfall, dass unsere Kinder da geblieben sind.“ Die Kinder von Gerhard und Marliese Hart, die beiden Töchter Manuela und Silvia, sind auf dem Aussiedlerhof aufgewachsen und genießen die Annehmlichkeiten des ruhigen und weitläufigen Anwesens. Dennoch leben sie nicht völlig isoliert, sondern haben, ebenso wie die Eltern, einen guten Kontakt zu den Bewohnern im Ort.

    Wäre es für eine der beiden Töchter denkbar gewesen, von hier wegzuziehen? „Für mich kam das nicht in Frage, ich wollte auf keinen Fall ins Dorf ziehen“, erklärt die jüngere der beiden Töchter, die 40-jährige Silvia, entschieden. Ihr Partner Martin, mit dem sie seit gut 20 Jahren zusammen ist, kann dies mittlerweile nachvollziehen. Vor über zehn Jahren haben er und Silvia direkt an das Elternhaus ihr eigenes Nest angebaut. „Mir war es egal, wo wir wohnen. Ich habe es aber nicht bereut, dass wir hier gebaut haben, weil es hier einfach sehr schön ist“, erläutert Martin Öhrlein. Mit ihren fünfjährigen Zwillingsbuben Linus und Jonathan genießen sie die Abgeschiedenheit und das Zusammenleben mit der Großfamilie.

    Zu dieser zählt auch Tochter Manuela, die zusammen mit ihrem Lebensgefährten Sven den ersten Stock des Elternhauses umgebaut hat und gemeinsam mit den drei Kindern bewohnt. Die beiden älteren Töchter Selina und Hannah stammen aus der ersten Ehe von Sven, Clara ist die gemeinsame Tochter der beiden. Klar, für die drei jüngsten Bewohner ist das Zusammenleben auf dem Hof spaßig, doch wie sehen es die beiden großen Mädels, die mittlerweile im Teenageralter sind?

    „Mir gefällt es hier sehr gut. Den Umzug habe ich nicht bereut“, sagen die 17-jährige Selina und die 14-jährige Hannah, die bis vor acht Jahren in Leinach gelebt haben, wie aus einem Munde. Und so ist für Selina, die naturgemäß am Wochenende auch schon einmal länger ausgeht, das Familien-Ritual kein Problem. Samstags pünktlich um halb neun ist nämlich das gemeinsame Frühstück angesagt, meist bei Selinas Familie im ersten Stock, im Sommer bei schönem Wetter auch schon einmal im Garten. „Das samstägliche Frühstück ist bei uns fester Bestandteil“, gibt Oma Marliese an.

    So sitzen die elf Familienmitglieder Samstagvormittags zusammen und besprechen bei frischen Brötchen und Kaffee die Ereignisse der Woche. Und wie lange dauert so ein Frühstück? „Das hängt davon ab, wieviel während der Woche passiert ist“, antwortet Manuela. „Oder vom Wetter“, ergänzt Martin mit einem Schmunzeln. Wird das Frühstück bei schlechtem Wetter schon einmal bis zur Mittagszeit ausgedehnt, bleibt die Familie bei schönem Wetter nicht so lange sitzen, denn schließlich gibt es allerhand zu erledigen auf dem Hof.

    Und auch hier geht es wieder gemeinsam an die Arbeit, Jung und Alt ergänzen sich prächtig. Während Martin seinem Schwiegervater Gerhard bei der Landwirtschaft unter die Arme greift, arbeitet Schwiegersohn Sven lieber im Garten. Außerdem teilt er mit seiner Partnerin Manuela und den Schwiegereltern die gemeinsame Leidenschaft für das Brauchtum. Denn das Hobby eint die Großfamilie ebenfalls. Als Vorsitzender leitet Gerhard Hart seit über 30 Jahren die Geschicke der Freunde fränkischen Brauchtums und so sind auch die Töchter und Schwiegersöhne teils mehr, teils weniger involviert. Während Manuela von Kindesbeinen an aktiv bei den Fränkischen gesungen hat und dies noch immer tut, hat Sven Gefallen an den traditionellen Tänzen gefunden.

    Auch die drei Töchter sind als Tänzerinnen bei den Brauchtumsfreunden aktiv, Selina mittlerweile sogar als Trainerin in der Kindertanzgruppe. Silvia und Martin können dem Singen und Tanzen dagegen weniger abgewinnen, unterstützen den Verein aber stets als Helfer bei Veranstaltungen.

    Die Familienidylle in der Grünsfelder Siedlung 3 scheint perfekt zu sein. Die Schwiegersöhne packen bei schweren Arbeiten mit an, die Großeltern passen auf die Kinder auf oder übernehmen den Fahrdienst zu Kindergarten oder Schulbus.

    Gibt es denn gar keinen Nachteil im Leben der Großfamilie Hart? Die Erwachsenen schütteln den Kopf, bislang haben sie keine negativen Aspekte ausmachen können. Lediglich Hannah wird der Trubel manchmal zu viel. Dann möchte die 14-Jährige einfach ihre Ruhe – und weiß sich zu helfen. Entweder verzieht sie sich in ihr Zimmer oder findet im Hof oder im Garten ein stilles Plätzchen.

    „Jeder kann für sich sein, wenn er das möchte. Teilweise sehen wir uns ein paar Tage nicht.“

    Manuela Hart zum Leben in der Großfamilie

    „Ich denke, das macht es aus, dass es so gut funktioniert: Jeder hat seinen eigenen Bereich“, nennt Manuela Hart einen wichtigen Grund für das gute Zusammenleben. Dies sei natürlich früher, als drei Generationen direkt in einem Haushalt zusammenlebten, deutlich schwieriger gewesen. „Bei uns hat jeder seine eigene Haustür“, bringt es Marliese Hart auf den Punkt. „Jeder kann für sich sein, wenn er dies möchte. Teilweise sehen wir uns ein paar Tage nicht“, berichtet Manuela. „Aber was wir gemeinsam machen, genießen wir“, fasst die ältere der beiden Töchter zusammen und erntet von den übrigen Familienmitgliedern ein zustimmendes Nicken.

    ONLINE-TIPP

    Mehr Informationen und alle Artikel zur

    MSP-Familienserie finden Sie im Internet unter www.mainpost.de/msp-familienserie

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