Der Titel „Den Menschen im heimischen Raum verpflichtet“ sagt bereits viel von dem aus, was die Lohrer Stadtväter zur Gründung der Sparkasse bewegte, die am 21. Januar 1842 ihre Arbeit aufnahm – gleichzeitig mit einer städtischen Pfandleihanstalt. Beide Institute ergänzten sich gegenseitig, beide wurden auch vom Stadtmagistrat kontrolliert.
Der Sparkassengedanke ist keine deutsche Erfindung. Der Franzose Hugues Delestre (1611) und der Engländer Daniel Defoe, bekannter als Verfasser des „Robinson Crusoe“ (1697) gehören mit zu den geistigen Vätern.
Herr im eigenen Hause
Dem Lohrer Stadtmagistrat war daran gelegen, Herr im eigenen Hause zu bleiben. Er wollte zunächst eine rein städtische Institution. Auf Drängen der Behörden fand man sich dann bereit, auch die Einwohner der Landgemeinden des Bezirks (später Landkreis) partizipieren zu lassen; allerdings blieb die Sparkasse als solche eine rein städtische Einrichtung.
Die Stadt übernahm schließlich auch allein die Garantie. Eine überörtliche Kontrolle durch den Distrikts-Armenpflegschaftsausschuss war gegeben. Erst 1936, als Bürgermeister und Stadtrat längst zu reinen Befehlsempfängern der „allmächtigen“ Partei geworden waren, wurde die Städtische Sparkasse in eine Stadt- und Bezirkssparkasse (später Stadt- und Kreissparkasse) umgewandelt.
Manche Einzelheiten der ältesten Statuten – so etwa, dass zwar Einzahlungen jeden Sonntag angenommen wurden, Abhebungen aber nur an Quartals-Sonntagen möglich waren – riefen nicht nur bei Sparkassen-Leuten ein Schmunzeln hervor. Die Sparkasse entwickelte sich prächtig und überflügelte zeitweise die in Aschaffenburg. Schwindelerregende Zahlen – allerdings nur nominell – erreichte das Geldinstitut 1926, als die Inflation nach dem Ersten Weltkrieg ihren Höhepunkt erreichte. Am Ende desselben Jahres waren die vielen Milliarden Mark Einlagen auf ganze 88 Rentenmark geschrumpft. Ähnliche finanzielle Umwälzungen brachte die Währungsreform 1948.
Explosion als Einschnitt
90 Jahre lang mussten die Kunden bis in den zweiten Stock des Rathauses hinaufsteigen; 1935 bezog die Sparkasse neue Räume im Gewölbe des Rathaus-Erdgeschosses und erst 1959 konnte die Einweihung eines eigenen Gebäudes am Marktplatz erfolgen. Die Gasexplosion am 6. Juni 1978 war ein einschneidendes Ereignis. Unter den über 50 Verletzten waren viele Angestellte der Sparkasse und die Schäden am Gebäude waren enorm. Trotzdem wurde schon zwei Tage nach der Katastrophe der normale Schalterbetrieb unter provisorischen Bedingungen wieder aufgenommen.
Enorme planerische und finanzielle Anstrengungen erforderte der Um- und Erweiterungsbau in den frühen 1980er Jahren – vor allem deshalb, weil in großem Umfang auf das Stadtbild und auf denkmalschützerische Belange Rücksicht genommen wurde.
Wichtige Daten der Stadtgeschichte sind in Form von vergrößerten Münzen-Darstellungen auf dem Brunnen dokumentiert, den die Sparkasse der Stadt stiftete. Aber auch die 1987 gegründete gemeinnützige Sparkassenstiftung ist ein bleibendes Zeichen für das Engagement des Geldinstituts über seine rein geschäftlichen Aufgaben hinaus. Die Stadt- und Kreissparkasse Lohr verlor zwar durch die Fusion mit der Kreissparkasse Main-Spessart am 1. Juli 1992 ihre Selbstständigkeit; Auftrag und Verpflichtung wirken jedoch weiter.
Der Vorsitzende des Geschichts- und Museumsvereins dankte dem Autor und Referenten Klaus Burk für die viele Arbeit und Mühe, die er beim Zusammentragen des Materials aufgewendet habe. Die Geschichte der Stadt- und Kreissparkasse stelle ein wichtiges Kapitel in der Wirtschaftsgeschichte der Stadt dar, sagte er.
Klaus Burks Buch „Den Menschen im heimischen Raum verpflichtet – Chronik der Stadt- und Kreissparkasse Lohr am Main“ umfasst 200 Seiten mit vielen Bildern. Es enthält nicht nur viele Zahlen, Fakten und Tabellen, sondern auch zahlreiche Presse-Auszüge und manche Anekdoten, die das Lesen vergnüglich gestalten. Es ist für 17,50 Euro im Buchhandel erhältlich.