Markus Buberl hat Kommunikationsdesign studiert, einige seiner früheren Studienkollegen sind heute für schick aussehende Werbekampagnen verantwortlich. Buberl dagegen hat mit seinem Unternehmen HMI Project das Bedienterminal einer industriellen Anlage, die Getränkekartons zum Beispiel mit Milch oder Fruchtsaft befüllt, gestaltet. Das klingt auf Anhieb nicht wahnsinnig sexy, aber die vom Karlstadter und zwei Kollegen geführte Firma mit Sitz in der Würzburger Zellerau revolutioniert gerade Industriedesign in Deutschland. Eine ganze Reihe von Auszeichnungen und Awards sowie die Auslastung seines Unternehmens durch hochkarätige Kunden verdeutlicht das.
"In der industriellen Fertigung verwendete Maschinen werden von Technikern gebaut", erklärt der 54-Jährige. "Auch die Bedienung dieser Maschinen wird von den Technikern gestaltet. Und in einer Fertigungslinie stehen häufig Maschinen unterschiedlicher Hersteller mit ganz unterschiedlichen Bedienelementen." Die Steuerung solcher Anlagen sei also oft eine hochkomplexe Angelegenheit. Nicht selten aber seien einfache, manchmal ungelernte Arbeiter mit dieser Aufgabe betraut. "Unser Job ist es, die Bedienung einfacher, intuitiver zu gestalten", so Buberl.

Elemente von Smartphones für die Steuerung von Maschinenanlagen
Buberl und das Team von HMI Project verbessern also die Kommunikation zwischen den Bedienern und der Anlage. "HMI" steht für "Human Machine Interface", Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine. "Heutzutage ist fast jeder mit Smartphones und Tablets vertraut", sagt der Kommunikationsdesigner. Buberl überträgt davon Elemente wie Touchscreens, intuitive Steuerung und ansprechendes Design auf die Bedienelemente industrieller Anlagen. Das gelingt ihm und seinem Team so gut, dass HMI Project kürzlich in Berlin einen Goldenen iF Award erhielt, den zweiten in der zehnjährigen Geschichte des Unternehmens. Der erste stand ganz am Anfang.
Nach dem Studium hatte Buberl erst mal einige Jahre als freiberuflicher Designer gearbeitet und sich nebenbei als Toningenieur bei Livekonzerten verdingt, mit der Beatabend-Band Race, beim Würzburger Umsonst & Draußen oder bei großen Festivals als Bühnenmischer beispielsweise für Blueslegende B.B. King. 2006 machte er sich als Designer mit der Firma "Triebwerk" im Karlstadter Stationsweg selbstständig.
"Human Machine Interfaces ist das, womit wir uns beschäftigen. Es ist, als nenne ein Metzger seinen Laden Wurst-Projekt."
Markus Buberl, Geschäftsführer von HMI Project
Der Auftrag des Verpackungsunternehmens Oystar zur Entwicklung von einheitlichen Steuerungs- und Bedienelementen war so groß, dass er im Jahr 2011 seinen Kollegen Christian Rudolph aus Kist zur Kooperation einlud. Die Zusammenarbeit war fruchtbar. Das Projekt wurde mit dem Red Dot Design Award 2011, dem iF Design Award 2012 in Gold und einer Nominierung für den German Design Award 2013 ausgezeichnet. Buberl und Rudolph gründeten 2012 die gemeinsame Firma "HMI Project". "Wir brauchten einen Namen", sagt Buberl mit einem Grinsen. "Human Machine Interfaces ist das, womit wir uns beschäftigen. Es ist, als nenne ein Metzger seinen Laden Wurst-Projekt."
Das Schönste ist der Kontakt zu den Menschen
Auch wenn der Name nicht originell sein mag, nach den mehrfachen Auszeichnungen standen die Kunden Schlange. Buberl mag seinen Job. "Es ist kein Beruf, der am Schreibtisch beginnt und endet. Das wichtigste und schönste daran ist der Kontakt zu den Menschen", sagt er. Egal, ob es um eine Anlage zur Reifenherstellung oder eine Wurstschneidemaschine geht: die bei Großprojekten mitunter zwei Jahre dauernden Prozesse ähneln sich. "Es sind jeweils vier Schritte: Analyse, Konzeption, Design, Implementierung." Bei der Analyse gehe es darum, vor Ort zu erfahren, wie die Maschine verwendet wird. Was möglicherweise zu verbessern ist. Welche Informationen die Menschen benötigen, die in verschiedenen Funktionen mit der Anlage beschäftigt sind.

"Dann erstellen wir ein Konzept für die neue Bedienoberfläche", so Buberl. "In dieser Phase erproben wir kleine Prototypen und testen die Benutzerfreundlichkeit." Erst danach folgt das Design. Wenn die neuen HMIs dann zum Einsatz kommen, sei das nicht nur für die Entwickler ein Erfolgserlebnis. "Auch die Arbeiter freuen sich tierisch, wenn einer ihrer Hinweise eingearbeitet wurde und zu einer Verbesserung führt." Markus Buberl sagt: "Dir wird dann klar, dass du dort wirklich helfen konntest. Das macht Laune!"
Das sei dann auch der Moment, in dem er wisse, warum er den Job mache. "Eine Werbekampagne ist ein paar Monate zu sehen. Was bleibt dann davon?", fragt er. "Unsere Entwicklungen aber sollen mindestens zehn Jahre lang verwendet werden."