Nach dem Feuer, bei dem das Büro komplett ausbrannte, die Technik aber im Kern verschont blieb, bewegte sich lange Zeit nichts. Wie Firmengründer Thomas Schaub (42, Wiesenfeld) berichtet, zog sich die Abwicklung mit der Versicherung des Hallen-Eigners Paul Lamprecht hin. Erst Ende Juli konnte nun die Sanierung des Gebäudes beginnen.
Angesichts der unsicheren Zukunft in Karlburg hatten sich die beiden Geschäftsführer Schaub und der neu hinzugekommene Stefan Beier (32, Halsbach) ab Weihnachten nach einem neuen Standort umgesehen. Beier hat Agrarwissenschaft und Betriebswirtschaft studiert und beschäftigte sich dabei schwerpunktmäßig mit dem Ineatec-Kraftwerk sowie mit nachwachsenden Rohstoffen aus der regionalen Landwirtschaft.
Fündig wurden die beiden in Treffurt an der Werra. In der thüringischen Kleinstadt gibt es eine Fernwärmeversorgung für 2000 Kunden und öffentliche Gebäude. Diese wurde seit 1992 mit der Abwärme von vier kleineren Diesel-Motoren betrieben, die nun ausgetauscht werden müssen.
Da in Treffurt ab November Fernwärme geliefert werden muss und beim derzeitigen Boom Schiffsmotoren Lieferzeiten bis 18 Monate haben, wird der Schiffsmotor des finnischen Herstellers Wärtsilä, der bisher in Karlburg lief, nach Treffurt geschafft. Derzeit wird er in Karlburg demontiert. In Treffurt wird er ebenfalls mit Pflanzenöl betrieben. Umziehen werden unter anderem auch die Kraftstoff-Aufbereitung und der Trafo. Die Tanks und der Kamin bleiben in Karlburg.
Das Projekt in Treffurt läuft über einen Joint-Venture-Vertrag von Ineatec mit der Firma AgriCapital in Greven/Münsterland. Es wurde eine Joint Venture Gesellschaft gegründet, die UR Power Service GmbH. Drei Mann will Ineatec einstellen, die in Treffurt die technische Betriebsführung übernehmen und die Anlage und die Technik betreuen.
AgriCapital ist laut Schaub in Deutschland Marktführer bei der Errichtung von 500-Kilowatt-Biogasanlagen. Das Unternehmen steuert in erste Linie das Kapital bei, während von Ineatec das Know-how kommt. Ähnliche Konstellationen wie in Treffurt bahnen sich derzeit in Calbe an der Sächsischen Saale und Deersheim am Harz an.
In Karlburg wird ein neuer Motor des Kieler Herstellers MaK (jetzt Caterpillar, USA) eingebaut. Mit Caterpillar wurde zur Umrüstung ihrer Motoren ein Know-How-Transfer-Vertrag geschlossen. Laut Schaub arbeitet der neue Motor mit einem Verbrauch von 216 Gramm Pflanzenöl pro Kilowattstunde sparsamer als der finnische Motor, der 228 Gramm braucht.
Ineatec hatte Ende 2002 den Betrieb des Pflanzenöl-Motors in Karlburg aufgenommen, um die Technik der Abgasreinigung zu demonstrieren. Pflanzenöl-Motoren stehen nach wie vor im Vordergrund der Geschäftstätigkeit. Doch geht es inzwischen vorrangig um die Projektierung von Kraft-Wärme-Anlagen, die also Strom produzieren und deren Abwärme ebenfalls genutzt wird.
Hier kommen der Firma die Kontakte zu Firmen zugute, die etwa die Einspritzsysteme für Schiffsmotoren herstellen, mit denen gemeinsam das Einspritzsystem für Pflanzenöl entwickelt wurde, ebenso die Erfahrungen im Bereich Kraftstoffaufbereitung und Konditionierung von Pflanzenölen. Denn einige Bestandteile im Pflanzenöl werden erst bei etwa 70 Grad flüssig, so Stearin oder Palmitin. Ziel ist jeweils eine möglichst hohe Ausnutzung der im Brennstoff enthaltenen Energie.
So projektiert Ineatec derzeit mit den Caterpillar-Motorenwerken Kiel zwei Projekte für holländische Tomatenzüchter, bei denen Gewächshausheizungen von Ölheizungen auf pflanzenölbetriebene Kraft-Wärme-Kopplung umgestellt werden sollen. Weiterhin geht es um Projekte von Gärtnereien in Rostock, aber auch in Unterfranken sowie eine Biodieselanlage im Aschaffenburger Hafen.
Wenn der neue Motor in Karlburg installiert ist, wollen sich Schaub und Beier auch wieder einem schon länger geplanten Vorhaben widmen: der Nachwärme-Nutzung. Die Abwärme soll ebenfalls in Strom umgewandelt werden.