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LOHR: Wirbel um fehlenden Eichstrich

LOHR

Wirbel um fehlenden Eichstrich

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    Corpus Delicti: Die TSV-Helfer (von links) Manfred Endres, Anna Valta und Manfred Krautwald mit den Tassen, deren fehlender Eichstrich bei einer Kontrolle des Eichamtes auf dem Lohrer Weihnachtsmarkt bemängelt wurde.
    Corpus Delicti: Die TSV-Helfer (von links) Manfred Endres, Anna Valta und Manfred Krautwald mit den Tassen, deren fehlender Eichstrich bei einer Kontrolle des Eichamtes auf dem Lohrer Weihnachtsmarkt bemängelt wurde. Foto: FOTO Ungemach

    „Das haben wir doch nicht gewusst“, sagt Manfred Endres. Er ist noch immer sichtlich aufgeregt. Nur wenige Minuten zuvor war der Vertreter des Eichamtes vor der kleinen Holzbude gestanden, in der die Helfer der Fußballabteilung des TSV Bratwürste braten und Glühwein in die Tassen füllen.

    Dass die Tassen über einen Eichstrich verfügen müssen, hat keiner der Helfer gewusst. Und so richtig einsehen will es eigentlich auch keiner von ihnen. Schließlich fülle man ohnehin mehr Glühwein in die Tasse als die 0,25 Liter, die auf dem Schild am Rande des Verkaufsstandes angepriesen sind. Der Kontrolleur des Eichamtes habe jedoch darauf gedrängt, dass die Tassen gegen solche mit einem Eichstrich ausgetauscht werden, so Endres.

    Doch wo soll man auf die Schnelle 150 Tassen herbekommen, fragt er sich, von den Kosten ganz zu schweigen. Endres und seine Mithelfer Anna Valta und Manfred Krautwald halten die Kontrolle für völlig überzogen. „Das ist ein Unding“, schimpft Krautwald. Und Endres fügt entschlossen hinzu: „Wir verkaufen weiter und warten ab, was passiert.“

    Was kann passieren? Bei Verstößen gegen das Eichgesetz droht ein Bußgeld. Ein solches wird in diesem Fall aber wohl nicht gleich fällig. Denn es gibt abhängig von der Schwere des Verstoßes einen Ermessensspielraum und die Möglichkeit einer Ermahnung. Das sagt Bernhard Rutte, der Leiter des Würzburger Eichamtes. Auf Anfrage der Main-Post macht er aber auch deutlich, dass die Vorschriften nun mal eindeutig seien: Beim Ausschank von Glühwein müssten ebenso wie bei Bier und Wein „Schankgefäße“ verwendet werden. Und die brauchen nun mal zwingend einen Eichstrich, um dem Verbraucher eine Kontrollmöglichkeit zu geben. Deswegen könne der TSV die derzeitigen Tassen nicht auf Dauer verwenden.

    Kontrollen auf Weihnachtsmärkten gehören für Rutte und seine Mitarbeiter in der Vorweihnachtszeit zum Alltag. „Wir wollen keine Schnüffler sein“, sagt der Leiter des Würzburger Eichamtes. Es gehe vielmehr darum, die sinnvollen gesetzlichen Bestimmungen durchzusetzen und „Ordnung herzustellen“, so Rutte.

    „Wir wollen keine Schnüffler sein“

    Bernhard Rutte, Leiter des Eichamtes Würzburg

    Wie kann das im konkreten Fall aussehen? Die Helfer des TSV hatten folgende Idee: Auf dem Preisschild soll ab Donnerstag nicht mehr „0,25 Liter Glühwein“ sondern „Eine Tasse Glühwein“ stehen. Doch ganz so einfach ist es offenbar nicht. „Da muss ich mich erst noch schlau machen“, sagt Eichamt-Chef Rutte auf die Frage, ob mit dieser Formulierung der Eichstrich überflüssig und somit alle Spatzen gefangen wären.

    Zwar könnte das Eichamt tatsächlich aus dem Spiel sein, sobald auf der Preistafel keine Mengenangabe mehr steht. Doch dann droht womöglich Ärger von anderer Seite. Und zwar vom Gewerbeaufsichtsamt. Das wacht unter anderem darüber, dass die Angabe von Maß- und Mengeneinheiten dem Kunden das Vergleichen von Preisen ermöglicht. Und bei der Maßeinheit „Eine Tasse“ wäre dieser Vergleich nun mal schwierig.

    Eine knifflige Sache also. Thomas Weberpals weiß, dass die Bestimmungen an der Basis schon mal Kopfschütteln verursachen, gerade wenn es um Vereine und nicht um gewerbliche Verkäufer geht. Dennoch ist sich der Direktor des „Bayerischen Landesamtes für Maß und Gewicht“ sicher, dass die Bestimmungen Sinn machen: „Das ist gelebter Verbraucherschutz.“ Schließlich gebe es auch immer wieder Beschwerden gerade dann, wenn Maßangaben nicht eingehalten würden. In Deutschland würden nun mal „keine Marktverhältnisse mehr wie im Mittelalter“ herrschen.

    Im konkreten Beispiel des TSV-Standes sieht jedoch auch der oberste Bayerische Maßhüter keinen Anlass zu drakonischen Maßnahmen: „Wir wollen nicht, dass freiwillige Helfer mit Unwissen eine Strafe kriegen“, sagt Weberpals. Gerade vor dem Hintergrund, dass der Lohrer Weihnachtsmarkt nur noch bis Sonntag dauert, könne man „schon mal ein Auge zudrücken“, schließlich wolle man „nicht päpstlicher sein als der Papst“. Im nächsten Jahr müssten die TSV-Tassen dann aber ganz sicher einen Eichstrich haben.

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