Der Spessart, der Wald mit seinen Erzeugnissen und die Glashütten gehören eng zusammen. Mit der Gründung der Glashütten entstanden zahlreiche Gemeinden im Hochspessart. Rechtenbach, Weibersbrunn, Heinrichsthal und Jakobsthal wurden als „Glasmacherdörfer“ gegründet. Heute gibt es nur sehr seltene Nachweise, auch über Flurnamen, die an Glashütten erinnern. Sie waren die erste industrielle Besiedlung des Spessarts.
Der ehemalige Bischbrunner Förster und Heimatforscher Ernst Tochtermann hat sich damit intensiv beschäftigt und zusammen mit den Heimat- und Wanderfreunden Oberndorf-Bischbrunn ein Büchlein über die Geschichte der „Glashütte des Hans Ziroff“ im Haseltal heraus gegeben. Sie bestand nur vier Jahre, produzierte in dieser kurzen Zeit aber etwa 40 verschiedene Glassorten. Leider ist das Buch längst vergriffen.
Glashütte entstand 1807
Der frühere Windheimer Lehrer und Heimatforscher Ernst Englert beschrieb im „Spessart“-Heft, Ausgabe Juli 1979, seine Erinnerungen an die Glashütte von Einsiedel im Hafenlohrtal. Sie entstand im Jahr 1807 und wurde zu Beginn der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts geschlossen. In vielen Bürgerhäusern haben sich Gläser aus der Produktion von Einsiedel erhalten. Heute ist hier noch das fürstlich-löwensteinische Forstamt untergebracht, das für den „Löwensteiner Park“ zuständig ist.
Bis Ende der 1960er Jahre hatte Einsiedel noch eine einzügige Volksschule mit acht Klassen, auch wenn – mangels Masse – nicht in allen Klassen Kinder waren. Letzter Lehrer war Arnold Väth aus Bischbrunn. Er war später Lehrer in Faulbach, dann in Bischbrunn. Dort ging er vor einigen Jahren in den Ruhestand. Er beschäftigt sich noch heute mit der Ortsgeschichte und war auch bei der Herausgabe der Gemeindechronik von Bischbrunn vor über 20 Jahren im Autorenteam.
Wie Englert schrieb, bestand in „Einsiedel im Hafenlohrtal zwischen 1483 eine Probstei des Benediktinerklosters Neustadt. Daran erinnert die alte Kapelle, die während der Glashüttenzeit als Magazin dienen musste.“ Bis1803 gehörte das Gebiet zum Hochstift Würzburg. In der Säkularisation fiel es an die Fürsten Löwenstein-Wertheim-Rosenberg. In den 80er und 90er Jahren hatte die Einsiedler Glashütte eine Fabrikkrankenkasse. Nach Inbetriebnahme der Bahnlinie Lohr–Wertheim im Jahre 1881 wurde „Weißer Sand“ (Quarzsand) vom Bahnhof Hafenlohr abgeholt und in Einsiedel verarbeitet. Um 1830 gab es in Einsiedel 14 Wohnhäuser mit 13 Familien und 71 Einwohnern. Von ihnen waren 13 Glasmacher und 42 andere im Glasbetrieb beschäftigte Menschen. 1845 erhielt Einsiedel auf Antrag der Glashüttenarbeiter eine „deutsche Schule“, eine Volksschule.
Neugotisches Kirchlein
1866 erbaute die Fürstin zu Löwenstein das heute noch bestehende Kirchlein im Stil der Neugotik. Noch heute wird die Kapelle gelegentlich zu Trauungen und Taufen genutzt.
Heute ist Einsiedel ein kleiner Weiler, in dem wenige Familien wohnen, die im Dienst des Fürsten zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (katholische, Kleinheubacher Linie) stehen. Im Hafenlohrtal heißt der Weiler nur „Glashütte“. Dort, wo der Schmelzofen stand, steht die Eiche, die nach alter Sitte an abgebauten Schmelzöfen gepflanzt worden war.
An der alten Kapelle ist ein Weg mit Glasbrocken, glasierten Steinen und altem Schmelzgut geradezu gepflastert. Die Flurnamen „Die Schleif“, „Die Stampf“, „Stampfmühlwiese“ und „Hüttenacker“ gehen auf die Hüttenzeit zurück.
Noch erinnern in den Orten um Einsiedel manche Gebrauchsgläser in den Küchen, sowie in alten Patrizierhäusern an die Einsiedler Produkte. Manch ein Hochzeitsglas mit Namen und Datum aus der Einsiedler Hütte wird in Ehren gehalten. Die größte Sammlung Einsiedler Glas besitzt das Spessartmuseum in Lohr.