Mit Mitte 40 noch einmal eine Ausbildung machen? Warum eigentlich nicht? Wie gut das klappen kann, beweist Friederike Steinbach, schreibt die Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim.
Nach der Mittleren Reife machte Steinbach eine Ausbildung zur Fotolaborantin und arbeitete bis zur Geburt ihrer Tochter. Nach der Geburt des Sohnes blieb sie einige Jahre zu Hause und wollte dann wieder beruflich einsteigen – ganz klassisch. Da sie in ihrem erlernten Beruf keine geeignete Stelle bekam, arbeitete sie einige Jahre erst in Teilzeit, dann in Vollzeit als Helferin in verschiedenen Betrieben. Ende 2013 wurde sie dann arbeitslos, so die Mitteilung.
„Die Bereitschaft der Firmen, auch Ältere als Umschüler auszubilden, könnte größer sein“
Claudia Richter Arbeitgeber-Service
Der Gedanke, noch einmal eine Ausbildung zu machen, hatte Steinbach bereits seit längerem. Doch da waren auch immer die Bedenken, wie das in ihrem Alter zu schaffen sei.
Das Thema Ausbildung war der Mitteilung zufolge dann auch Inhalt der Gespräche mit ihrer Vermittlerin der Arbeitsagentur Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim, Natascha Lotter. Sie kennt den Zwiespalt der nicht mehr ganz jungen Menschen, die arbeitslos sind, die ungelernt oder nach jahrelanger berufsfremder Tätigkeit trotz einer Ausbildung als ungelernt gelten. Auf der einen Seite der Wunsch nach einer qualifizierteren Arbeitsstelle, auf der anderen Seite die Angst, sich auf etwas Neues einzulassen oder die Ausbildung nicht zu schaffen.
Sicherheit für die Entscheidung gab Friederike Steinbach neben den Gesprächen mit ihrer Vermittlerin Natascha Lotter auch der Eignungstest über den berufspsychologischen Service der Arbeitsagentur, wie diese schreibt. Mit der Bestätigung, dass sie für eine Umschulung als Industriemechanikerin geeignet sei, nahm sie an der dreimonatigen Umschulungsvorbereitung beim bfz (Berufliches Fortbildungszentrum) in Tauberbischofsheim teil. Im Auftrag der Arbeitsagentur werden hier die Teilnehmer für den beruflichen Neuanfang vorbereitet.
Eine Chance des Vorbereitungskurses ist die Möglichkeit, sich in Praktika auszutesten oder, wenn es gut läuft, über ein Praktikum schon den künftigen Ausbildungsbetrieb zu finden – wie es auch bei Friederike Steinbach geklappt hat.
Nachdem sie sich aufgrund der Stellenanzeige der Firma ts-systemfilter (Ahorn-Berolzheim) in der Jobbörse der Arbeitsagentur auf den Ausbildungsplatz zum Industriemechaniker beworben hatte, konnte sie dort Probe arbeiten, so die Mitteilung der Arbeitsagentur. „Sie hat uns und unsere Mitarbeiter überzeugt“, so Werkstattleiter Roland Wackler.
Im September 2014 begann Steinbach die Ausbildung. „Natürlich ist es anstrengend. Wenn Arbeiten anstehen, lerne ich auch mal an den Wochenenden“, so die Mittvierzigerin. Unterstützung fand sie von Anfang an bei ihrem Mann und den beiden Kindern, die sehr stolz auf sie sind.
„Wir können anderen Firmen nur empfehlen, auch älteren Umschülern eine Chance zu geben. Sie sind gefestigt, zielstrebig, leistungsbereit und aufgrund ihrer Lebenserfahrung gehen sie mit größerer Übersicht an die Sache ran“, so Firmeninhaber Hartwig Straub, der seine Auszubildende nach der Ausbildung gerne als Fachkraft übernehmen möchte.
„Die Bereitschaft der Firmen, auch Ältere als Umschüler auszubilden, könnte größer sein“, berichtet Claudia Richter vom Arbeitgeber-Service in Tauberbischofsheim im einer Mitteilung. „Obwohl es in manchen Bereichen zunehmend schwieriger wird, geeignete Jugendliche für eine Ausbildung im Betrieb zu gewinnen, wird das Potenzial der Älteren oder Spätstarter noch nicht genügend genutzt, um den eigenen Fachkräftebedarf zu sichern“, so Richter.
Wie Jüngere und etwas Lebenserfahrene voneinander profitieren können, weiß Friederike Steinbach auch aus eigener Erfahrung. Auch ihr Sohn macht derzeit eine Ausbildung zum Industriemechaniker und wird wie sie im Frühjahr 2017 die Prüfung ablegen. „Das motiviert uns natürlich beide, gute Ergebnisse zu bringen“, schmunzelt sie.