Bereits um 8 Uhr öffnen sich die Türen, die für Öffentlichkeit und Kunden seit fast genau zwei Jahren geschlossen waren. Gleich dahinter stehen Kopierer, ein Geldautomat und diverse sonstige Maschinen. Das Interesse, bei vielen wohl auch die Neugier, ist groß. Wann hat man schon einmal die Gelegenheit, sich anzusehen, wo früher die Geschäftsleitung logierte? Zimmer 1.02 steht auf dem Holzschild an der Wand. Von hier aus hatte der letzte Geschäftsführer, Heinz. G. Tiedtke, verzweifelt und letztlich vergeblich versucht, den Untergang des 1913 gegründeten Bankhauses aufzuhalten.
Auf dem grauen Winkelschreibtisch klebt die Nummer 014, ebenso auf den beiden Deckenflutern, der modernen Tischleuchte, dem grauen Besprechungstisch, den schwarzen Ledersesseln mit leicht abgewetzten Lehnen und sogar der Zimmerpflanze.
Gleich am Treppenaufgang zum ersten Stock hängt eine weitere Liste, die sich großen Interesses erfreut: Die mit den Ausrufpreisen. "Die Preise sind viel zu hoch", murrt ein Mann und stapft wieder die Treppe hinunter. Dort bereitet sich Auktionator Richard Schwarzfischer auf seinen Einsatz vor. Jede Woche versteigert der Mann aus Roding irgendwo das Inventar einer Firma, die in Konkurs gegangen ist. Einer der wenigen Gewinner der Pleitewelle.
Die im Vorfeld besonders herausgestellten Porträts der Bankgründer finden sich nicht mehr in der Auktionsliste. "Da gibt es Privatansprüche der Familie", erklärt Schwarzfischer.
Um kurz vor elf Uhr ist kaum noch ein Hineinkommen in die frühere Schalterhalle. Die Mitarbeiterinnen des Auktionshauses haben fast 600 Bieternummern ausgegeben. Einige aufgestellte Stühle reichen bei weitem nicht für die große Zahl der Interessenten. So stehen sie dicht gedrängt, selbst auf der Treppe beziehungsweise sitzen auf allem, was sich irgendwie als Sitzfläche eignet.
Um 1110 Uhr geht die Auktion los. Besonders engagiert sind die Bieter nicht. "Steigern wir in D-Mark oder Euro", ruft ein älterer Mann. Gelächter im Saal. "Es gibt keine D-Mark mehr", beantwortet Schwarzfischer kurz und knapp den Einwurf.
Bei Position 020 wird es erstmals interessant. Das ist der Partin-Geschäftswagen, ein Fiat Tipo. Erstzulassung 1994, 116 000 Kilometer, Scheckheftgepflegt. Er geht schließlich für 1100 Euro weg. "Das ist viel zu teuer", kommentiert ein Mann, der extra aus Hamburg zur Auktion angereist ist. Er interessiert sich für die vielen Bilder, früher hat er nach eigenen Worten auf dem Fischmarkt verkauft. "Das hier ist keine Versteigerung, da ist keine Stimmung", kritisiert der Auktionsprofi. Gleich neben ihm steht Martin Neckermann aus Bad Mergentheim, ehemaliger Partin-Kunde. ,Mich interessieren hauptsächlich die Möbel". Da haben er und viele andere aber Pech gehabt: Alle Möbelpositionen wurden von einem Käufer im Paket erworben. Dem Vernehmen nach soll es sich dabei um die Stadt Bad Mergentheim handeln. Sie hat ja auch Interesse am Kauf des Hauses.
Obgleich bei Auktionen bis zu einem Betrag von 500 Euro eigentlich nur in 50er-Schritten geboten wird, entschließt sich Schwarzfischer bald, auch Zehnerschritte zuzulassen. Viele Positionen bleiben weit unter dem Ausrufpreis. Etwa ein Farbkopierer, Neupreis 60 000 Mark. Mit 2000 Euro ist er angesetzt, der Zuschlag erfolgt für 1500 Euro. Hinzu kommen 15 Prozent Versteigerungsgebühr und die Mehrwertsteuer. Bieter 577 hat eben ein Bild ersteigert. Seine Frau ist nicht gerade begeistert: "Was du jetzt für einen Mist gekauft hast, will ich auch mal wissen."
Während Schwarzfischer unten noch versucht, die letzten Positionen an den Mann zu bringen, wird die Schlange an der Kasse immer länger. Hier bezahlen die Bieter und begeben sich mit der Quittung in den ersten Stock. Dort wechseln nun zahlreiche Drucker, Bilder und Teppiche den Besitzer. Martin Wild aus Uffingen wartet auf einen Kollegen, der einen PC ersteigert hat. Er fasst den Samstag so zusammen: "Herfahren, schauen, zu McDonalds und freuen, dass wir nichts gekauft haben."
1235 Uhr: Die Auktion ist beendet, das Inventar des Bankhauses Partin in alle Winde zerstreut. Nur einige Positionen sind noch übrig: ein defekter Laserdrucker, ein Geldschein-Ausgabeautomat für die alte D-Mark, eine Münzen-Roll- und Zählmaschine sowie zwei Scheckcodiermaschinen.

Als Ladenhüter erweisen sich einige Ladestationen, mit denen man einmal online seine Geldkarte auffüllen konnte. Die blauen Dinger mit Bankhaus Partin-Aufdruck sollen 10 Euro kosten, sind aber nicht mehr zu gebrauchen. Der Hersteller der Software, die Firma Cyberjack, ist ebenfalls in Konkurs gegangen.