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ROTTWEIL: Brutaler Kampf zwischen Rockergruppen

ROTTWEIL

Brutaler Kampf zwischen Rockergruppen

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    Mit Fußfesseln vor Gericht: Die Kombo zeigt die Füße von Mitgliedern der Türstehervereinigung Black Jackets.
    Mit Fußfesseln vor Gericht: Die Kombo zeigt die Füße von Mitgliedern der Türstehervereinigung Black Jackets. Foto: Foto: Patrick Seeger

    (lsw) Plötzlich flogen Molotow-Cocktails im sonst so beschaulichen Rottweil. Seit Monaten tobt dort ein brutaler Machtkampf zwischen verfeindeten Rockergruppen. Jetzt stehen erstmals einige der Rocker wegen versuchten Mordes vor Gericht.

    Es geht um Drogen, Waffenhandel und Prostitution. Rockerbanden und Türstehervereinigungen kämpfen seit vielen Monaten um die Vorherrschaft im Kreis Rottweil. Jetzt wird der Rockerkrieg erstmals bei einem großen Prozess durch die Justiz aufgearbeitet: Acht Mitglieder der Türstehervereinigung Black Jackets stehen seit Mittwoch für einen Brandanschlag auf das Clubheim der verfeindeten United Tribunes vor Gericht. Die Anklage lautet auf versuchten Mord.

    Rockerbanden spielen in Baden-Württemberg längst eine ganz wesentliche Rolle in der Organisierten Kriminalität. Im vergangenen Jahr richtete sich nach Angaben des Innenministeriums schon jedes achte Ermittlungsverfahren in diesem Bereich gegen einen Rocker. Doch die Bürger bekämen davon in der Regel kaum etwas mit, sagte der Leiter der extra eingerichteten Ermittlungskommission „Leder“ bei der Polizei Rottweil kürzlich. „Solange die Geschäfte laufen, spielt sich an der Oberfläche gar nichts ab.“ „Die Geschäfte“ – das sind nach Erkenntnissen der Ermittler Drogen, verbotene Medikamente, Waffenhandel, Zwangsprostitution oder Menschenhandel.

    Auch in Rottweil liefen die Machenschaften der Rockerszene lange im Verborgenen. Der Kreis am Rande des Schwarzwalds war seit Jahren das Terrain des Rockerclubs Gremium MC und der Türstehervereinigung United Tribunes. Beide zusammen hatten die organisierte Kriminalität fest in ihrer Hand. Aber seit gut einem Jahr ist Bewegung ins Rottweiler Rocker-Milieu gekommen. Vor allem die Hells Angels, die größte und mächtigste Rockergruppe der Welt, haben ein Auge auf den Kreis geworfen. „Die Hells Angels wollen in Baden-Württemberg die absolute Alleinherrschaft. Und Rottweil ist für sie bislang ein weißer Fleck auf der Landkarte“, sagte der Ermittlungs-Chef.

    Verschämter Blick zu den Eltern

    Im Februar erreichte der Kampf seinen vorläufigen Höhepunkt, als Molotow-Cocktails auf das Clubheim der United Tribunes flogen. Mit viel Glück kam niemand ernsthaft zu Schaden. Doch nach diesem Angriff gelang den Fahndern ihr bislang größter Erfolg: Während die Geschäfte der Rocker sonst fast immer im Verborgenen laufen, wo es keine Zeugen gibt, fanden die Ermittler diesmal Spuren und Beweise. Bald klickten die Handschellen.

    Seit Mittwoch nun müssen sich acht Black-Jackets-Mitglieder vor dem Rottweiler Landgericht verantworten. Die meisten von ihnen sind gerade mal um die 20 Jahre alt, machen noch eine Ausbildung oder gehen zur Schule. Dass sie bis zu ihrer Festnahme fast jeden Tag im Fitnessstudio verbracht haben, sieht man ihnen an. Aber ansonsten wirken viele eher eingeschüchtert, blicken beschämt zu ihren Eltern in den Zuschauerreihen hinüber.

    Der Zusammenhalt und die Kameradschaft hätten ihnen an den Black Jackets gefallen, erzählen einige, die in ihrem Leben sonst fast immer am Rand der Gesellschaft standen. Inwiefern sie auch an den kriminellen Machenschaften des Rocker-Milieus, an Drogenhandel und Zwangsprostitution beteiligt waren, ist bislang unklar. Was den Brandanschlag auf das Clubheim der United Tribunes angeht, lässt die Staatsanwaltschaft jedenfalls keinen Zweifel: Das sei nicht einfach nur ein Dummer-Jungen-Streich gewesen: Die Gruppe habe es bewusst in Kauf genommen, dass Menschen in den Flammen sterben könnten.

    Die Ermittlungen im Rocker-Milieu gehen unterdessen weiter. Denn keiner der acht Angeklagten gehört wohl wirklich zu den höheren Hierarchie-Ebenen der Black Jackets, auf der die Drahtzieher der Organisierten Kriminalität sitzen.

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